Warum sind Menschen mit grausamen Eltern oft so gutherzig?
Mir ist aufgefallen, dass die liebsten und besten Menschen meistens aus einem Elternhaus kommen wo die Eltern überhaupt nicht lieb sind, oft kaltherzig, grausam, unterdrückerisch, vorwurfsvoll etc.
Ist das euch auch schon aufgefallen? Und warum ist das so? :)
9 Antworten
Meistens gibt man doch das weiter, was man selbst vermisst oder vermisst hat. Oder?
"Meistens" ist eher das Gegenteil der Fall, aber manchmal ist es auch so, wie du schreibst.
Weil diese Menschen wissen wie es ist, ganz unten zu sein und das für sich selbst entschieden haben, dass sie so niemals sein wollen. Sie wollen nicht, dass es den Menschen um sich herum schlecht geht, weil sie genau wissen wie das ist.
Habe ich ähnlich beobachtet und würde es als eine gewisse Form von Rebellion ansehen: Meist ergibt sich das im Jugendalter. Entweder werden die Kinder wie die Eltern oder wollen sie ganz anders sein. Sie sehen wohl auch ab einem gewissen Alter, wie sehr diese frechen Eltern in der Gesellschaft anecken oder ungern gesehen werden, unbeliebt sind usw. und haben teils auch das Bedürfnis, sich zu "entschuldigen" bzw. das auszugleichen, was die Eltern falsch machen im Umgang mit anderen.
Ich kenne einige Kinder sehr unfreundlicher und vorwurfsvoller Eltern, die in der Schule, im Beruf usw. so nett und freundlich sind, ehrlich, offen, loyal, integer, witzig usw., dass sich da viele eine fette Scheibe von abschneiden können. So denke ich an einen ehemaligen Mitschüler, dessen Eltern in meiner Heimatstadt zwar etablierte Bürger waren, aber sehr unfreundlich - die waren nicht unehrlich oder frech oder arrogant, sondern einfach nur unfreundlich und schnippisch, der Vater war etwas schlimmer als die Mutter. Die Leute waren anerkannt und seriös, aber sie waren unfreundlich und deswegen nicht sehr beliebt. Dem Sohn begegneten sie herabwürdigend und augenrollend, sie waren immer nur genervt von ihm. Selbst auf dem Abschlussabend der Realschule standen die total unfreundlich rum und motzten andere Leute an, während der Sohn öffentlich getadelt wurde, er solle "nicht so mit den anderen" und es würden sich sowieso alle über ihn lustig machen, wenn man nachher ginge. Es war echt grausam. Wir sind jetzt um die 30 und dieser Mitschüler war schon damals der netteste Typ auf der ganzen Stufe, immer herzlich, höflich zu allen Lehrern auch, beliebt bei allen, hilfsbereit engagiert, sozial tätig, ehrenamtlich usw. - der war ein ganz großartiger Typ, den alle gern hatten. Er hatte Witze auf Lager, war geistreich, immer aufbauend, nie kam ein frecher Spruch und er half, wo er gebraucht wurde. Inzwischen arbeitet er im Raum der Kirchen irgendwo, ich habe ihn neulich gegoogelt, und er sieht genauso nett und freundlich aus wie er damals war, ich glaube der hat sich nicht verändert. Mir sagte er mal im Stillen, er sei echt so - manche fragten sich, ob er das nur spielt - und wolle das gut machen und ausgleichen, was seine Eltern falsch machen. Er war es wohl auch, der mit Nachbarn Kontakte pflegte, die von seinen Eltern noch nicht mal gegrüßt wurden.
Die Menschen, die grausam sind, von denen erfährst du nichts über ihre Kindheit, weil sie es als Schwäche ansehen und leugnen.
Deshalb kommt dir das so vor, dass das alle betreffe.
Das hat nichts mit Rebellion zu tun, lieb sind sie, um zu überleben.
Weil sie erlebt haben wie es nicht sein sollte und dann gelernt, wie sie es anders/besser hinkriegen können und das auch machen!