Schnelles Vertrauen in Menschen und emotionale Bindung?
Also, ich suche eigentlich nach einem Trauma/einer Ursache von diesen Zuständen. Ich kenne eine Person, die in einem guten Elternhaus aufgewachsen ist und eigentlich keine Probleme mit Eltern/Geschwistern hat (das Übliche streiten vielleicht). Jedoch ist mir aufgefallen, dass sie sich sehr schnell an fremde Menschen bindet, sie in ihr Herz schließt und wirklich wie Freunde behandelt, die sie über 5 Jahre kennt. Sie gibt sich so viel Mühe, damit aus diesen Kontakten was wird und jedes Mal wird sie enttäuscht. Ich dachte anfangs sie wäre naiv, doch ist da mehr? Und wenn ja, wie bezeichnet man das in der Psychologie? Sie fragte mich vorhin ob ich ihr helfen kann, deshalb die Frage! Danke im Voraus :)
5 Antworten
die Ursachen für eine zu schnelle Bindung sind uralte unerfüllte Sehnsüchte nach Zärtlichkeit, Liebe etc.
Das heißt nicht, dass sie nicht in einem guten Elternhaus aufgewachsen ist. Aber es kann sein, dass sie z.B. ein jüngeres Geschwister bekommen hat und einfach eine Zeitlang die zweite Geige spielen musste. Oder dass in einem frühen Alter die FAmilie durch große Sorgen belastet war,so dass nicht viel PLatz für sie selbst übrig war.
Nicht bei jedem seel. Problem liegt ein Trauma zugrunde. Vor allem gibt es fast nie DIE eine Ursache, es sind praktisch immer Ursachenkomplexe.
Du kannst ihr übrigens nicht helfen, indem du die Ursache findest. Die wird in der Vergangenheit liegen und die kann man nicht ändern, da man die Zeit nicht zurückdrehen kann. Was man ändern kann, ist die Art, heute damit umzugehen.
Sie gibt sich so viel Mühe, damit aus diesen Kontakten was wird und jedes Mal wird sie enttäuscht.
Das nennt man in der Fachsprache Wiederholungszwang. Das ist aber nicht immer etwas Schädliches. Wir alle suchen uns unsere Partner oder Freunde aus den "Backformen" aus, die wir kennen.
Aber, wenn sich diese Backform als schädlich erweist, sollte man sich ihrer bewusst machen und dann anders damit umgehen, damit man nicht immer wieder in dieselbe Falle tappt. Im Falle deiner Bekannten kann ihr eine gute Psychotherapie - keine Verhaltenstherapie in diesem Falle - helfen.
ich habe einen guten Bekannten, Berufskollege, der dreimal geschieden ist. Dreimal hatte er sich unendlich verliebt und dreimal ist die Beziehung gescheitert. Er hat dann eine Therapie gemacht und festgestellt, dass immer, wenn er sich heftig verliebt, dies der Weg in den Untergang ist. Seine Backform war einfach negativ für ihn.
Er ist jetzt seit vielen Jahren das vierte Mal verheiratet. Mit einer Frau, in die er nie verliebt war, die er aber herzlich liebt. Er hat zwei Kinder mit ihr und es sieht sehr danach aus, dass diese Ehe bestens funktioniert und dauerhaft ist. Sie besteht jetzt immerhin seit mehr als 18 Jahren.
Es kommt also nicht darauf, was die Ursache für dieses und jenes Verhalten, für diese oder Einstellung etc.. ist. Es kommt darauf an, sich die Dynamik des Verhaltens klar zu machen, den Wiederholungszwang zu erkennen, um dann anders damit umgehen zu können. So wie mein Bekannter/Kollege das gemacht hat. Mit HIlfe von Therapie.
Ich denke, sie ist es vlt von Anfang an gewohnt, dass sie den Menschen vertrauen kann, so wie sie es in ihrer Ursprungsfamilie kennen gelernt hat und muss jetzt feststellen, dass nicht alle Menschen es gut meinen und ehrlich freundlich zu ihr sind.
Nein. Dann würde sie nicht dauernd reinfallen. Sie folgt ihrer Sehnsucht nach Nähe und ihrer Sehnsucht nach "Heilung".
Die Fragestellerin und ihre Bekannte sollten mal das Buch von Robin Norwood lesen: Wenn Frauen zu sehr lieben.
Dort wird dieser Mechanismus sehr gut erklärt.
Das hört sich nach Verlustangst an. Verlustangst entsteht meist wenn eine Person wiederholt unfair verlassen bzw. betrogen wird (z.B. durch Ghosting). Das muss dieser Person nicht zwingend bewusst sein.
Auch die Kindheit kann ein Auslöser sein. Vielleicht hatten die Eltern zu viel geschäftlich zu tun das sie das Kind unbewusst vernachlässigt haben. So hatte er nie wirklich eine Bezugsperson.
Nennt sich normal und offen.
So bin ich auch. Nur werd ich nie enttäuscht. Vielleicht macht sie einfach irgendwo was falsch...
Könnte vielleicht sein das sie narzistisch veranlagt ist oder sie versucht die mangelnde Aufmerksamkeit die sie daheim bekommt über solche Freundschaften zu kompensieren.
Wie sind diese freundschaften den so? Eher tiefgründig oder oberflächlich?
Aus meiner Sicht solltest du mal Nachforschungen anstellen warum die Personen den Kontakt abgebrochen haben. Dann bekommst du ein Gesamtbild und kannst ihr vielleicht helfen.
Einfach so bricht vielleicht mal einer den Kontakt ab aber kein halbes dutzend.
Anderst wirst du nicht weiterkommen :)
Geh aufjedenfall unvoreingenommen an die Sache ran den es ist damit zu rechnen das dir deine Freundin nicht bei allem die Wahrheit gesagt hat.
Meine Vermutung ist das sie durch ihre schlechten Erfahrungen klammert. So nach dem Motto beim letzten hats wieder nicht geklappt, jetzt muss es doch klappen und sie merkt nicht wie sie die Kerle unter Druck setzt. Die Vermutung von Gretchen könnte auch passen. Ist mir in meiner Jugend auch ähnlich ergangen als Kerl. Kam aus einer Familie in der ich gelernt hab das gute im Menschen zu sehen und wurde dann bitter enttäuscht 😞.
Das denke ich mir auch, aber sie ist sich bewusst das sie enttäuscht wird. Sie weiß dass sie sich schnell an andere bindet und das lässt mich auch an der Sache zweifeln. Ich verstehe nicht wie sie so bewusst ist, was sie erwartet, und trotzdem lässt sie sich drauf ein. Ich weiß jedes Mal hat man eine andere Hoffnung aber die Vermutung von Gretchen finde ich auch sehr plausibel. Danke für die Antwort!
Wenn sie sich dessen bewusst ist das sie enttäuscht wird hat sie vielleicht auch eine selbsterfüllende Prophezeiung geschaffen. Das heißt ein Leitsatz ala "Ich wurde schon so oft enttäuscht und der wird es sicherlich auch wieder tun". Nimmt man diesen Leitsatz dann in das nächste kennenlernen mit so transportiert man diesen Leitsatz unterbewusst zu seinem Gegenüber bzw. strahlt die vorangegangene Entwertung durch andere aus. Das Gegenüber kann dann fast garnicht anderst außer unterbewusst die Prophezeiung zu erfüllen. Zack Kreis geschlossen. Ich hoffe ich konnte es einigermaßen erklären ansonsten google einfach "selbsterfüllende Prophezeiung" 😅
Versuch aufjedenfall wie schon gesagt rauszubekommen warum es nicht gepasst hat. Wirst du daraus nicht schlauer solltest du deiner Freundin anraten einen Psychologen aufzusuchen. Schlechte Gedankenmuster o.ä. zu entwirren sollte man dann Fachleuten überlassen :) Sag ihr aufjedenfall das es nichts schlimmes ist. Ich bin auch in Therapie und mir tut es gut und man lernt auch viel über sich selbst und die menschliche Psyche :)
Aus ihrer Perspektive gesehen sind die Freundschaften immer unvollständige, also auf dem Weg zur tiefgründigen abgebrochene Freundschaften. Aus der Perspektive des Gegenübers kann ich nur wenig sagen. Aber diese geben sich wenig Mühe also sehen sie es eher oberflächlich.