Warum nennt Martin Luther den Jacobusbrief eine "stroherne Epistel" und rückt ihn an das Ende der Bibel?

6 Antworten

Den Jacobusbrief mochte er vermutlich nicht so, weil er ihm nicht ins Konzept passte. Schließlich wird immer wieder geschrieben, dass wir durch Gnade gerecht wurden und nicht durch Worte.

In Jakobus ist hingegen davon die Rede, dass ein Glaube ohne Taten wertlos sei.

Für Luther war es anfänglich ein Widerspruch, dass der Mensch durch Glaube erlöst wird und auch durch Werke. Er hat seinen Studenten gesagt, er gibt demjenigen seinen Doktorhut, wer ihm das verständlich machen kann. Er hat ihn aber behalten, denn er kam im Laufe der Jahre selber dahinter, nämlich, dass wir zwar allein durch Glauben erlöst werden, aber dass sich das an unseren Werken zeigt. Somit sind die Werke ein Beweis der Erlösung nicht eine Bedingung. Luther ist auch gewachsen in Erkenntnis und Glauben und hatte nicht zu Anfang schon alles verstanden - auch zum Schluss noch nicht - die Reformation ging und geht weiter....

Ich kann mich meinem Vorredner nur vorbehaltlos anschließen. Luther ging davon aus, dass man den Wert biblischer Schriften daran erkennen könnte, wie sie sich zum "Zentrum der Schrift" verhalten. Nun ist aber dieses Zentrum, Jesus, selbst sehr interpretationsbedürftig und diese Interpretation hieß bei Luther in erster Linie Paulus. Dessen Gnadenlehre hat er nochmals radikalisiert und in bewussten Gegensatz zur katholischen Glaubenspraxis der damaligen Zeit gesetzt, die davon ausging, man könne Sünden einfach "wegbeten". So wurde Gott in der Vorstellung der Menschen in gewisser Weise zu einem manipulierbaren Glücksspielautomaten. Dass Luther - der ja überhaupt erst durch eine Erfahrung, die ihm als Machtdemonstration Gottes erscheinen musste, Mönch geworden war - dieses Gottesbild absolut zuwider war, bedarf glaube ich keiner weiteren Erklärung. Luther fühlte sich machtlos im Angesicht Gottes, seiner Gnade und seinem Zorn ausgeliefert. Wenn da dann Jakobus um die Ecke kommt und etwas von Taten schreibt, war das für ihn vor allem eine Vorform der katholischen Praxis seiner Zeit und daher zu verwerfen, weil sie nicht mit seiner Interpretation von Paulus übereinstimmte. Eigentlich wollte er den Brief sogar komplett aus der Bibel streichen, hat sich damit aber am Ende doch nicht durchsetzen können.

Jakobus betont in seinem Brief, daß der Glaube auch Früchte braucht um glaubwürdig zu sein. Darum sagte er eben direkt, daß der Glaube ohne Werke keinen Sinn hat. Damit ist aber nicht gemeint, daß man durch Werke selig wird und in den Himmel kommt, sondern immer noch aus Gnade wie der Römerbrief betont. Luther suchte seinerzeit einen "gnädigen Gott", und fand ihn in der Aussage im Römerbrief, daß Jesus die Gerechtigkeit wurde, die vor Gott gilt und man eben allein durch den Glauben an Jesus und sein Werk Errettung finden kann. Auf den ersten Blick widerspricht dies den Aussagen im Jakobusbrief, aber das ist nicht der Fall, wie Luther später auch verstand. Das Eine ist der Glaube an die Erlösung aus Gnade der von Paulus betont wird, und das Andere sind die Früchte dieses Glaubens aus Gnade, die Jakobus betont. Beide haben recht.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – EBTC Internationale Bibelschule Berlin, Autor
Viktor1  14.03.2018, 11:47
Beide haben recht.

wohl kaum. Luther verneint, daß der Mensch zu seinem Heil mitwirken muß. Er widerspricht damit Jesus. Entweder hat Jesus recht oder Luther, beides geht nicht.

Nein, von "Früchten des Glaubens" hat Jakobus nichts gesagt sondern

13 Denn das Gericht wird ohne Barmherzigkeit sein gegen den, der nicht Barmherzigkeit geübt hat. Die Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht.

was impliziert, daß eben letztendlich nur Werke der Barmherzigkeit zählen, mit oder ohne Glauben (Röm.2,6-13). Nicht der Glaube triumphiert sondern das gerechte Tun.

0
joergbauer  14.03.2018, 18:31
@Viktor1

Werke der Barmherzigkeit ohne Glauben bewirken gar nichts. Vielleicht maximal weltliche Anerkennung - der Weg in den Himmel ist das nicht. Jakobus kann solche Werke um zur Seligkeit zu kommen nicht meinen. Früchte (Werke) des Glaubens sind eben keine Werke zum Heil. Du hast das Evangelium nicht verstanden!

Römer 3,28: "So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben".

1

Die Antwort wegen dem Hebräerbrief:

Der Hebräerbrief bildet die Brücke zwischen den im Alten Testament verborgenen Schätzen und dem Neuen Testament.

Alle 39 Bücher des AT wurden ursprünglich den Juden gegeben, aber im ganzen NT finden wir nur ein einziges Buch, das sich speziell an sie richtet. Der Hebräerbrief.

http://www.jesus.ch/information/bibel/hintergrund/basisinformation/134564-hebraeer.html

Luther versuchte zuerst, die Juden von seiner Lehre zu überzeugen, als ihm das nicht gelang, wurde er zum Judenhasser. Eine ganz dunkle Seite dieses grossen Reformators.

In denke, dass das mit den Taten im Jakobusbrief zu stark in Richtung Begründung des Ablasshandels ging.