WARUM klagte Cicero gegen Verres?

2 Antworten

Hallo,

Cicero hatte sich auf Sizilien dadurch ein hohes Ansehen erworben, daß er sein Amt als Quästor im Jahre 75 v. Chr. dort ungewöhnlich korrekt ausgeübt hatte.

Meist lief es ja so: Der Wahlkampf um ein hohes politisches Amt war sehr kostspielig. Meist ging das Familienvermögen dabei drauf, außerdem verschuldete sich der Kandidat stark.

Hatte man es geschafft, das Amt - etwa eine Statthalterschaft - zu erwerben, sah er zu, daß er möglichst schnell von seinen Schulden herunterkam und seine Kassen wieder füllte. Meist wurden dabei Recht und Gesetz gebeugt und die anvertraute Provinz wurde so weit wie möglich ausgebeutet.

Cicero hat während seiner Amtszeit auf solche unlauteren und verbrecherischen Methoden verzichtet. Deswegen baten ihn die Sizilianer, sie im Prozeß gegen Verres, der selbst für römische Verhältnisse ungeheuer skrupellos in seinem Amt vorgegangen war (er hatte einen Sizilianer zu Unrecht zum Tode verurteilen lassen, um sich dessen Vermögen anzueignen), zu vertreten.

Cicero fühlte sich dazu zum einen moralisch verpflichtet, um seinem guten Ruf auf Sizilien auch weiterhin gerecht zu werden, andererseits versprach er sich durch den Prozeß - sollte er ihn gewinnen - starken politischen Einfluß in Rom.

Cicero war Angehöriger des Ritterstandes und stammte nicht aus einer der alten adligen Familien, die in Rom das Sagen hatten. Er konnte nicht vom Ruhm seiner Vorfahren zehren, sondern mußte sich selbst seine Sporen verdienen (was Angehöriges des Adels allerdings auch mußten, denn der Ruhm der Vorfahren zählte nicht viel, wenn man nicht selbst auch etwas leistete; der Start war nur einfacher).

Ciceros Gegner im Prozeß war der führende Anwalt von Rom, Hortensius, der die Verteidigung des Verres übernommen hatte.

Aus politischen Gründen mußte Cicero den Prozeß verkürzen, weil seine Gegner versuchten, die Sache zu verschleppen.

Dennoch gelang es ihm, die Richter von der Schuld des Verres zu überzeugen.

Dabei war es für Cicero nützlich, daß es Verres wirklich übertrieben und das Ansehen des Senats über das übliche Maß hinaus beschädigt hatte, so daß er in Rom wohl nicht wenige Gegner besaß.

Verres ging noch vor dem Ende des Prozesses ins freiwillige Exil und Cicero gewann nach seinem Sieg über Hortensius (mit dem ihn später trotzdem eine enge Freundschaft verband) in Rom hohes Ansehen und viel Ruhm, die ihm den Weg zur weiteren Karriere ebneten.

Man kann als Motive also einerseits persönliche Integrität als auch politisches Kalkül anführen.

Herzliche Grüße,

Willy

Ich meinte natürlich nicht verses sondern Verres!