Warum ist die professionelle Distanz teilweise so extrem?
Vor ein paar Wochen haben mir hier einige gesagt :"ifyou, bitte! Einen Psychiater fragt man doch nicht nach seiner Lieblingsband, das geht Klienten doch gar nichts an." Aber warum ist das so? Warum muss der Psychiater fast mechanisch agieren? Gruß, ifyou
3 Antworten
Wieso sollte man sich nicht mit seinem Therapeuten oder Arzt völlig normal unterhalten können. Als ich mal in Therapie war, habe ich oft Kochrezepte mit meiner Therapeutin ausgetauscht und auch allgemein geredet wo man im Urlaub war, ob es schön war, wie es der Familie geht usw. und das auch gegenseitig. Distanz muss nur dann da sein wenn es um Gefühle geht.
In einer Therapie macht das aber auch Sinn. Therapeuten nutzen solchen Smalltalk neben den eigentlichen Therapiethemen zur Erdung und um aus solchen Erzählungen Infos, die therapierelevant sind, zu erfahren.
Damit meine ich nicht, dass Therapeuten kein Interesse an sowas haben oder Interesse heucheln, wenn sie Dich fragen wie Dein Tag war. Aber sich über Dein neues Hemd zu unterhalten ist nicht ihr Fokus. Der Fokus eines Therapeuten ist es, Dich zu therapieren.
Ja natürlich, ist auch ein Gesprächsöffner. Bedeutet aber auch das man als Patient ruhig auch nachfragen kann und sich normal über Dinge unterhalten kann die vielleicht außerhalb der Therapie sind. Die Grenze sind halt Gefühle - das ist auch der Grund weßhalb mich mein jetziger Freund nicht als Patient genommen hat ;-)
Der Psychiater muss nicht "mechanisch" agieren. Ich würde meinen Arzt auch nicht nach seiner Lieblingsband fragen. Es sei denn wir wären Freunde. Bei Psychiatern ist eben das Problem dass die Klienten oft denken der Psychiater wäre ihr Freund. Da muss man einen Riegel vorschieben und Grenzen ziehen.
Ein Psychiater muss nicht mechanisch sein. Aber es gibt eben Themen, die in einem professionellem Verhältnis (Arzt-Patient, Chef-Kollege) eher unangebracht oder fehl am Platz sind.
Ein Psychiater ist in erster Linie Dein Psychiater, nicht Dein Freund.
Unsere Nachtwachen sind aber auch keine Freunde von mir und wir reden manchmal privat.
Ja, aber das kannst Du nicht voraussetzen. Wenn sich jemand mit Dir auf diese persönliche Ebene begeben bzw. aus diesem rein professionellem Verhalten "ausbrechen" möchte, dann ist das ja gut.
Nein, eben nicht. Du kannst das nicht voraussetzen. Wenn ein Chef sich mit Dir über sowas unterhalten möchte, dann ist das gut und trägt positiv zur Atmosphäre bei. Aber Du kannst nicht erwarten, dass jeder Chef das so handhabt.
Genau.