Warum ist der Muttertag in jüngerer Zeit so umstritten geworden?


18.05.2023, 13:25

"Retourkutsche" Vatertag, liegen die Tage deshalb so dicht beieinander, sozusagen der Gerechtigkeit wegen?

11 Antworten

paßt Muttertag überhaupt noch in eine Gesellschaft der zunehmenden Empathielosigkeit

Empathielosigkeit mit wem jetzt genau?

Ich erkenne in deiner Frage eine deutliche Empathielosigkeit in Bezug auf Mütter, insbesondere die, die "nur ein Kind" haben.

Altersarmut ist für Frauen ein reales Risiko.

Schauen wir doch mal auf die Fakten:

nur 26% der Elterngeldbezieher sind männlich, was ganz konkret bedeutet, dass auf einen Vater, der Elterngeld beantragt (und überhaupt Elternzeit nimmt), etwa drei Mütter kommen, die Elterngeld beantragen und Elternzeit nehmen.

Hinzu kommt, dass die durchschnittliche Dauer des geplanten Elterngeldbezugs bei den Frauen deutlich länger ist als bei den Männern – 14,6 Monate im Vergleich zu 3,6 Monaten. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/03/PD23_123_22922.html

Bedeutet: Frauen nehmen öfter UND länger Elternzeit, um ihr Kind betreuen zu können - während der Vater weiterhin erwerbsarbeiten geht und zwar meistens Vollzeit (und somit auch mehr in die Rentenkasse einzahlt). Das ist im übrigen auch mit ein Grund, warum Frauen in Deutschland deutlich weniger vermögend sind als Männer.

66 % der erwerbstätigen Mütter arbeiten Teilzeit, aber nur 7 % der Väter. Überhaupt nicht erwerbstätig sind etwa 25% der Mütter, aber nur 10% der Väter.

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/03/PD22_N012_12.html

Wer nun aber Teilzeit oder gar nicht erwerbsarbeitet, egal ob mit einem Kind oder mit mehreren, zahlt nicht in die Rentenkasse ein und wird im Alter im Vergleich zu einem/einer Gleichaltrigen, der konstant eingezahlt hat, sehr viel schlechter dastehen.

Mein konkretes Problem mit dem Muttertag: nur Pflegepersonal und Mütter geben sich mit einmal kurz klatschen pro Jahr zufrieden. Man stelle sich mal vor, statt einer Diätenerhöhung für Abgeordnete würde jemand einen sogenannten Abgeordnetentag einführen, an dem alle Deutschen ihrem Wahlkreisabgeordneten Selbstgebasteltes schenken.

Fände der wahrscheinlich.. super..

Über reale Probleme von Müttern, bzw. Erziehungspersonen wird hingegen kaum geredet - zum Beispiel über fehlende, gute Betreuungsplätze. Zum Beispiel über Altersarmut, insbesondere bei Alleinerziehenden (die zu einem Fünftel übrigens männlich sind!). Zum Beispiel über die Schwierigkeiten der Vereinbarung von Familie und Beruf.

Stattdessen werden Frauen im Vorfeld des Muttertags mit Werbung zugespamt.

Das fängt bei Unterwäsche an, geht über Specials für Küchengeräte (zB Thermomix) oder Enthaarung weiter, bis hin zu Rabatten auf Protein-Shakes/ Mahlzeitenersatz oder diversen Angeboten, die eigentlich für die Kinder gedacht sind (zB freier Schwimmbadeintritt für Mama mit Kind) und endet noch nicht bei Muttertagsangeboten für rosa Bohrmaschinen.

In sämtlicher Werbung geht es also doch eigentlich nur darum, dass Frauen und insbesondere Mütter sexy, schön, schlank und haarlos zu sein haben und gefälligst gerne kochen und am Muttertag nichts lieber tun, als mit ihren Kindern ins Schwimmbad zu gehen. Und wenn sie schon handwerkliches machen, dann bitte nur mit rosa Bohrmaschinen in extra leicht mit weniger Leistung.

Es werden also nur Geschlechterklischees reproduziert und das ganze wird dann noch mit rosa Zuckerguss übergossen.

Natürlich freue ich mich über ein Geschenk, das mein Kind bastelt und mir mit echter Liebe überreicht. Darum geht es mir auch gar nicht.

Mein Problem mit dem Muttertag ist: mit einmal kurz klatschen ist niemandem geholfen.

bachforelle49 
Fragesteller
 17.05.2023, 13:38

Bei alleinerziehenden Männern - 1/5tel wie du schreibst, was ich aber anzweifle - liegen andere Indikatoren vor als bei alleinerziehenden Müttern, habe auch noch nie von einem "Vaterhaus" gehört oder gelesen .. das driftet ab ..

es gibt Frauen, die sind gerne und lieber "Mutter" als mit "regulärer" Arbeit für Rente und Geld im Büro Kaffee aufbrühen und andere Frauen, die lieber für ihre Rente in 40 Jahren usw arbeiten, sind aber trotzdem Mutter geworden .. unsere Politik suggeriert aber die selbstständige und natürlich "freie" Frau usw .. das driftet also auch ab ..

dann schreibst du, daß Frauen, hier Mütter, die staatliche Stütze mehr beanspruchen als Männer, hier Väter, und auch länger in Anspruch nehmen .. das in Bezug auf spätere Altersarmut, weniger Rente usw .. wenn dem so ist, dann sollten diese Kategorie von Frauen die Männer mal in Ruhe lassen und nicht wegen "Kinderkriegen" auf den Senkel gehen .. eine Mutter, die zu ihrem Kind steht, wäre mir lieber, als eine Mutter, die nur ihre Rente im Kopf hat .. in einer intakten Beziehung wird doch sowieso alles geteilt - was hat denn Kinderkriegen mit Rente zu tun .. (?!)

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Elli113  17.05.2023, 13:50
@bachforelle49
1/5tel wie du schreibst, was ich aber anzweifle

Zweifle gerne, aber Fakten sind Fakten: https://www.sozialpolitik-aktuell.de/files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Familienpolitik/Datensammlung/PDF-Dateien/abbVII20.pdf

liegen andere Indikatoren vor als bei alleinerziehenden Müttern

Nein. Die größte Gruppe der alleinerziehenden Männer sind keineswegs verwitwet, sondern geschieden.

Frauen, hier Mütter, die staatliche Stütze mehr beanspruchen als Männer, hier Väter

Elterngeld ist keine "staatliche Stütze", sondern eine Lohnersatzleistung für die Zeit, in der man zuhause beim Kind ist.

wenn dem so ist, dann sollten diese Kategorie von Frauen die Männer mal in Ruhe lassen und nicht wegen "Kinderkriegen" auf den Senkel gehen 

????

Ich habe zumindest schon davon gehört, dass auch Männer sich mitunter Kinder wünschen. Und was hat denn der Elterngeldbezug damit zu tun, dass Frauen ihren Männern wegen "Kinderkriegen" auf den Senkel gehen?

eine Mutter, die zu ihrem Kind steht, wäre mir lieber, als eine Mutter, die nur ihre Rente im Kopf hat

Beides schließt sich nicht aus. Man kann, egal ob Mutter oder Vater, sein Kind lieben und trotzdem an seine Rente denken.

in einer intakten Beziehung wird doch sowieso alles geteilt

Nun - so sollte es sein. Aber wie man ja an den Zahlen zur Teilzeitarbeit und zum Elterngeldbezug sieht, wird eben doch nicht alles geteilt. Insbesondere nicht die Kindererziehung.

Und was ist bei einer Scheidung? Da schauen die Frauen, die jahrzehntelang zuhause den Haushalt geschmissen haben, dann eh in die Röhre.

was hat denn Kinderkriegen mit Rente zu tun

Habe ich doch oben schon erklärt. Hast du meine Antwort nicht gelesen? Wer weniger einzahlt, weil er länger zuhause bei den Kindern bleibt, der bekommt weniger Rente.

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bachforelle49 
Fragesteller
 17.05.2023, 14:06
@Elli113

naja, ich laß das jetzt mal so stehen .. aber eins kann ich mir trotzdem nicht verkneifen: "Fakt" ist auch, daß es in der BRD immer weniger deutsche Kinder gibt, also ohne Migration, Zuwanderung usw

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Der Muttertag ist aus zweierlei Gründen politisch umstritten geworden:

Erstens, weil alleine schon die Bezeichnung "Mutter" heutzutage schon mehr oder weniger umstritten ist, Kinder die zwei schwule Väter anstatt normalen Eltern haben werden durch einen Muttertag diskriminiert. Überhaupt muss man mit den Bezeichnungen Frau und Mann heutzutage vorsichtig sein, um nicht in ein Fettnäpfchen zu treten. Und nachdem manche Menschen nicht einmal mehr selber wissen, ob sie nun Mann oder Frau sind, passt da ein Muttertag, der sich explizit an weibliche Mütter richtet, natürlich nicht ins Bild.

Hinzu kommt dann der Umstand, dass es sich eben um eine Feier handelt, die - wie du richtig sagst - keine religiöse Komponente hat, und genau das ist das Problem. Muttertag ist unislamisch, haram. Und etwas, das unislamisch ist, wird heutzutage in unserer islamischen Gesellschaft eben wenig geduldet.

oh mein Gott! was wollt ihr denn noch alles kaputt diskutieren?

Es steckt doch schließlich kein Zwang dahinter, wenn man einen Tag im Jahr zum Anlass nimmt seiner Mutter oder der Mutter seiner Kinder etwas Aufmerksamkeit zu schenken. Frühstück ans Bett bringen, oder ein paar Blümchen. es muss ja nicht sein, aber es gibt einen schönen Anlass für so was.

also was habt ihr bitteschön für ein Problem mit dem Muttertag?

Irgendwie muss ich gerade wieder an eine Serie aus meiner Jugend denken (alle hassen Chris) da fragte der kleine Chris seinen Dad: "Was schenkst du eigendlich Mom zum Muttertag?" der antwortete: "Nichts, schließlich ist das ja nicht der Ehefrauentag"

3 mal dürft ihr raten - genau! die Mutter hats mitbekommen :-D

Elli113  17.05.2023, 09:48

Schöner wäre es, wenn man jeden Tag im Jahr seiner Mutter ein bisschen Aufmerksamkeit schenkt und das ohne dass man medial dazu "gezwungen" wird.

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NickiLittle  17.05.2023, 20:07
@Elli113

das ist natürlich auch schön, da gebe ich dir recht. aber ich sehe diesen medialen zwang auch garnicht so dolle. es ist finde ich aber schon schön, dass man auch mal ein wenig dazu animiert wird...

lg, Nicki

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Der Muttertag war schon immer etwas umstritten, da der Tag ursprünglich als „Frauentag“ der ersten Feminismus-Bewegungen etabliert wurde, und sich eher gegen die gesellschaftlich aufgezwungenen Geschlechterrollen (bspw. Frau = Hausfrau & Mutter) richten sollte. Das kann man meiner Meinung nach so und so sehen, denn letztendlich kann sich eine emanzipierte Frau auch hauptsächlich als Mutter sehen.

Das Thema als solches kommt momentan wieder vermehrt auf den Tisch, weil sich die Gender-Befürworter über die „Stigmatisierung“ von Personen mit Vaginas als Frau beschweren. Eine Denkweise die ich zutiefst ablehne.

paßt Muttertag überhaupt noch in eine Gesellschaft der zunehmenden Empathielosigkeit und akzeptierten "Single" Perspektive, die mit Kindern und Kinderkriegen ein Problem hat?

Ich finde schon, dass der Muttertag noch passt.
Er ist der Tag für jene Mütter, die mit Kindern und Kinderkriegen kein Problem hatte, die ein Kind geboren haben und sich mit (hoffentlich) viel Liebe darum gekümmert hat.

Wenn manche mit der Mutter (bzw. der "gebärenden Person" :-D ) ein Problem haben, dann ist das nicht meines und hoffentlich auch nicht deines.