Warum haben so viele Nerds, Filmliebhaber und Filmkritiker etwas gegen CGI?
Um meine Frage zu präzisieren:
natürlich gibt es schlechtes CGI (She-Hulk, Cats etc.) und es gibt hervorragende Filme ohne CGI. Bei einem großartigen Scorsese-Gangsterepos funktioniert das wahrscheinlich wunderbar
Aber es gibt doch einfach Buchverfilmungen (z.B.: Sci-Fi-Epen mit futuristischen Megastädten und Weltraumschlachten) die man nicht nur mit Practical Effects umsetzen kann. Und es war es nicht ein großer Fortschritte das man mithilfe von Technik nun ganze Welten erschaffen und Dinge zum Leben erwecken konnte. Ich liebe z.B. Filme aus den 80ern, die Practical Effects nutzen, aber natürlich machen sieht man diesen Effekten von damals (The Thing, The Evil Dead etc.) heute die Grenzen der damaligen Möglichkeiten an. Heute würde man doch über Dinosaurier die wie Spielzeugroboter aus Pappmaché aussehen lachen oder nicht? Insofern verstehe ich diesen Rage gegen CGI auf Seiten vieler Kritiker nicht ganz. Natürlich bestehen gute Filme noch aus sehr viel mehr, aber gerade bei Comics und Sci-Fi-Vorlagen haben Autoren und Zeichner ja in ihrer Fantasie und Darstellung unglaublich große Spielräume, die der Regisseur und die Filmproduzenten dann auch umsetzen müssen, wenn sie dem Werk gerecht werden wollen. Also wären ohne CGI manche Genres doch gar nicht realisierbar oder irre ich mich da?
5 Antworten
Ich möchte in dem Zusammenhang einmal auf Terminator judgement day hinweisen, den ich vor kurzem im Kino erleben durfte.
Der Film setzt nicht gerade wenig CGI ein, aber trotzdem gilt er (meiner Meinung nach vollkommen verdient) als einer der besten Actionfilme aller Zeiten.
Der Unterschied zu vielen kritisierten Filmen ist, dass alles relevante funktioniert. Das Konzept ist interessant, die Story ist nachvollziehbar, die Charaktere sind sympathisch, die Action ist auf einem selten erreichten Niveau und das CGI sieht für heutige Verhältnisse immer noch ok aus und absolut nicht nach 1991.
Die Möglichkeiten, die CGI bietet, bringen viel von den oben genannten in Gefahr. Das Konzept kann absurd, die Story nicht nachvollziehbar oder die Action langweilig werden, wenn wirklich alles mit mehr oder weniger großem Aufwand dargestellt werden kann. Wenn zusätzlich das CGI nicht besonders gut aussieht wird es schnell mal dafür verantwortlich gemacht, dass der Film schlecht ist.
Meine persönliche Meinung ist außerdem, dass ein praktisch umgesetzter Effekt eindrucksvoller ist.
Ich korrigiere, ein gut umgesetzter praktischer Effekt ist meiner Meinung nach eindrucksvoller.
Ich finde es aber auch etwas unfair Masken und Requisiten, die mittlerweile 40 Jahre alt sind mit heutigem CGI zu vergleichen.
Das kann ich bejahen. Finde das gerade The Thing heute noch unglaublich wirkt. Weit mehr als z. B das Computermonsterchen aus Smile.
Das empfinde ich völlig anders. Für das was der Film damals war und rausgeholt hat, liebe ich ihn. Über würde derselbe Film mit denselben Effekten jetzt erscheinen, würde ich darüber lachen und denken, dass das absichtlich trashig sein soll.
Würde ein Film in der Art mit praktischen Effekten heute produziert werden, wären diese auch deutlich besser, deshalb halte ich diesen Vergleich für sinnlos.
Insgesamt wäre es vielleicht sinnvoller so einen Film heutzutage mit CGI zu produzieren, was grundsätzlich kein Problem ist, solange es den Film nicht in Aspekten wie der Story und dem grundsätzlichen Thema beeinträchtigt. Würde der übermäßige Einsatz von CGI diese Aspekte stören und zusätzlich nicht besonders gut aussehen ist das CGI schnell die Zielscheibe für Kritik, einfach weil viele einen nicht unbegründeten Zusammenhang sehen zwischen schlechtem CGI und schlechten Filmen.
Oh, da habe ich mich wohl unpräzise ausgedrückt. Mir ging es nicht darum es direkt zu vergleichen, sondern eher um die Frage: Könnten Praktische Effekte heute fiktionale Wesen so gut darstellen, dass es für den Zuschauer gar nicht erkennbar wäre? Wenn das wäre, bräuchte man bei einem heutigen Film wie ,,The Thing" ja gar kein CGI.
Andererseits glaube ich nicht, dass es bei einem Film wie ,,Jurassic World" vollkommen ohne CGi ginge, weil ja schon der erste Jurassic Park 1991 am Computer generierte Technik verwendete. Die Dinosaurier ohne die Hilfe von Computertechnik darzustellen, stelle ich mir zumindest optisch eher witzig vor, aber ich kann mich auch irren.
Das ist eine ganz andere Sache. Bei den Herr der Ringe Filmen kam zum Beispiel ziemlich viel CGI zum Einsatz, auch viele neue Methoden, aber es sah gut aus und diente ausschließlich der Umsetzung der Fantasy Aspekte, das CGI hat grundsätzlich nichts damit zu tun, dass es zu Abänderungen vom Buch kam.
Ein Herr der Ringe ganz ohne CGI könnte ich mir nicht vorstellen, einfach weil es so gut funktioniert hat. Es kommt eben immer darauf an ob das CGI dem Film dient, oder ob der Film sich für das CGI verändern muss.
Ein guter Vergleich ist auch zum Beispiel The Dark Knight mit so ziemlich jedem schlechteren Marvel Film. In The Dark Knight wurde sehr viel praktisch umgesetzt (manchmal mehr als nötig) und die Bedrohung richtet sich „nur“ gegen eine Stadt, während es teilweise CGI Schlachten gibt, bei denen eine halbe Galaxie bedroht wird, aber diese Bedrohung einfach viel weniger furchteinflößend ist, weil sie durch den übermäßigen Einsatz von CGI überhaupt erst so absurd werden konnte.
CGI wird meist nur dann kritisiert, wenn es schlecht gemacht ist. Gute CGI fällt dagegen häufig nicht auf.
Trotz moderner Technik gibt es bei CGI häufig aber immer noch Limitierungen, welche den Unterschied zwischen Realität und CGI erkennen lassen.
So wirkt CGI häufig aalglatt und es fehlt ein gewisses Chaos. Bei echten Aufnahmen kann man nicht alles bis ins kleinste Detail kontrollieren, verglichen mit Filmen, die zu 90% aus dem Computer stammen. Man muss sich nur mal die Marvel Filme anschauen. Ich kaufe diese Illusion der perfekten Choreografie nicht ab.
Mir fehlt da immer so ein gewisses „semantisches Rauschen“, wie es mal jemand treffend während meines Filmstudiums genannt hat.
Da würde ich zustimmen. Nur stellt sich da eben die Frage, wie man einen Symbionten wie Venom in den Spiderman-Filmen oder die Zerstörungsorgie eines Titanen wie Thanos ohne CGI umsetzen sollte. In den Comics ist es halt so, dass da oft halbe Städte zerstört oder Menschen vollständig vom Symbionten verschlungen werden.
Wenn Marvel es dabei belassen würde. Aber mittlerweile bestehen die Filme zu 90% aus CGI.
Ja wobei ich auch Kritiker kenne, die gerade die Superheldenfilme lieben in denen es 1 1/2 Stunden um ein Charakterdrama der Hauptfigur geht. Und natürlich ist Charakterentwicklung etwas Wichtiges, aber wenn ich nur das in den Fokus lege, bleibt natürlich auch irgendwo die Action auf der Strecke. Beides sollte in der richtigen Mischung vorliegen, wie etwa bei Spiderman 2. Und Slapstick ist auch teilweise zu einer Plage geworden.
Mit dem Cinematic Universe wurde es bei Marvel schlimm. Du meinst sicherlich Spiderman 2, das noch nicht zum MCU gehört hat, oder?
Deine Erläuterungen finde ich insgesamt sehr schlüssig und stimme ihnen auch zu. Allerdings habe ich es bisher nicht so wahrgenommen, dass CGI generell verteufelt wird, sondern es wird entweder kritisiert, wenn die Effekte schlecht aussehen oder aber, wenn sie im Übermaß eingesetzt werden, um über Mängel in der Handlung hinwegzutäuschen.
Eine gut gemachte Effektschlacht kann sicher erst mal eindrucksvoll aussehen, wirkt aber zugleich unbefriedigend, wenn es zugleich am Storytelling mangelt.
Hinzu kommt eben, dass das CGI oft nicht wirklich gut aussieht, das wird dann natürlich auch kritisiert. Je besser die Story ist, umso weniger fällt es ins Gewicht, weil was ich eben bei der Effektschlacht geschrieben habe umgekehrt durchaus ein Stück weit funktioniert - bei einer wirklich guten Story ist man eher bereit, schlechtes CGI zu verzeihen.
Oft ist die CGI-Kritik ja auch nur ein Teil einer Gesamtkritik. Wenn ein Film schon von der Handlung her nicht überzeugt und dann auch noch das CGI negativ ins Gewicht fällt, führt das zu Enttäuschung auf der ganzen Linie. Gut möglich, dass das CGI dann manchmal (und teils sicher zu Unrecht) als "Sündenbock" herhalten muss, weil bei solchen schlechten Filmen bei manchen der Eindruck entsteht, dass es nur noch um die Effekte und gar nicht mehr um gute Storys geht.
Nun ich erkenne heute auch in den Herr der Ringe-Filmen, dass Gollum und die Orks da natürlich nicht wirklich durch irgendeine Gegend Neuseelands herumlaufen, sondern Vieles am Computer entstanden ist, aber das wäre für mich nie ein Kriterium die Filme als schlecht zu betrachten, da es Orks nun mal in Wirklichkeit nicht gibt und ich es noch viel schlimmer fände, wenn sie von Leuten in billigen Cosplay-Kostümen dargestellt werden würden.
Wird in dem Film denn auch das CGI kritisiert? Da habe ich das gar nicht so mitbekommen. Das ist auch sicher ein Beispiel, wo der Einsatz von CGI sinnvoll ist und meiner Meinung nach auch gelungen. Und es wurde ja trotzdem an realen Orten in Neuseeland gedreht und nicht einfach eine Fantasylandschaft am Computer erschaffen.
Meiner Meinung nach ist CGI ein sehr gutes Werkzeug für Filmemacher, sie sollten aber zugleich nicht der Verführung erliegen, alles mit CGI zu machen, nur weil es die Möglichkeit dazu gibt, sondern immer abwägen, wo der Einsatz wirklich Sinn macht und wo sich vielleicht mit praktischen Effekten oder realen Kulissen ein besseres Ergebnis erzielen lässt.
Der Herr der Ringe war ein positives Beispiel für den Einsatz von CGI. Die Hobbit Filme waren leider das komplette Gegenteil.
Ja aber Hobbit war alleine schon dadurch schlecht, dass man niemals drei Filme produzieren hätte sollen. Auch Legolas war unnötig. Da wurden echt viele Fehler gemacht.
Ich denke nicht das es eine prinzipielle Ablehnung von CGI als Tool ist. Vielmehr die Ablehnung von filmischen Machwerke die nichts anderes zu bieten haben. Filmkunst besteht aus viel mehr als Rechnergenerierten Bildern und muß auch aus mehr bestehen.
Da du Scifi als Beispiel nimmst. Schau dir doch mal Alien von 1979 Snider Blade Runner von 1982. Ganz ohne CGI aber hervorragende Filme die auch heute noch wirken. Weil sie tolle Drehbücher hatten, tolle Schauspieler, tolle Kammerafuhrung und Beleuchtung. Oder Vergleiche die erste Star Wars Trilogie mit dem Disney Dreck.
Da fallen mir direkt mehrere Gründe ein:
- Echte Effekte sehen viel echter aus (wer hätte das gedacht). Häufig sieht man den Filmen das CGI an.
- Es kann ziemlich interessant sein, sich die Making ofs der Filme anzusehen. Wenn du da richtige Kullissen und Effekte hast ist das sehr viel interessanter als wenn die Darsteller sich nur vorm Green Screen bewegen und kaum was passiert.
- Bei den Requisiten entstehen komplette Kunstwerke an Skulpturen, Modellen von Schlössern, Landschaften oder Anzüge und Rüstungen. Bei CGI hast du am ende der Drehs absolut nichts Materielles.
- Wenn es um Animationsfilme geht, wurden damals noch richtige Kunstwerke auf die Leinwand gemalt, nur um den Hintergrund und Landschaften darzustellen. Bei den heutigen Animationsfilmen sieht dagegen eher alles aus, als wäre es aus Plastik oder Knete geformt. Glücklicherweise sind sich die meisten Animefilme da noch treu geblieben.
- Man macht es sich einfach zu einfach. Selbst wenn ein CGI-Effekt gut aussieht, wenn du dich fragst, wie die das hinbekommen haben und es stellt sich raus, dass es einfach nur CGI ist, kann es schon etwas enttäuschend sein. Wenn man sich dagegen mal ansieht, welche Effekte bei Interstellar kein CGI waren und wie die diese hinbekommen haben, kann man es im ersten Moment kaum glauben.
CGI ist allerdings nicht immer schlecht, es sollte nur lieber zusammen mit praktischen Effekten und eher unterstützend verwendet werden. Stattdessen bestehen aktuelle Filme oft nahezu komplett aus CGI. Die Studios sparen dabei eine menge Geld, aber dem Film schadet es meistens eher.
Stimme ich überall zu, aber Requisiten erkenne ich halt auch. Bei Filmen über das Mittelalter finde ich solche Sets dann auch hervorragend.
Aber es hat ja auch einen Grund weshalb beispielsweise das Alien nach dem ersten Teil 1979 dann auch nicht mehr ein Darsteller in einem Latexkostüm war. Und bei ganzen Planeten oder futuristischen Städten ist es ja noch einmal etwas anderes.
Bei futuristischen Städten kommt mir die Statd von Blade Runner (1982) in den Sinn. Diese wurde ebenfalls als Modell aufgebaut und später dann für andere Filme, wie Die Klapperschlange weiterverwendet.
Wenn so gut ist, dass ich es nicht merke wie bei Blade Runner, dann kein Einwand.
,,Meine persönliche Meinung ist außerdem, dass ein praktisch umgesetzter Effekt eindrucksvoller ist."
Ist das so? Würde dir die Darstellung aus ,,The Thing" von 1980 heute noch Angst einjagen? Damals waren das hervorragende Effekte, aber heute würde es etwas trashig aussehen, wie bei japanischen Splatterfilmen. Tarantino setzt so etwas oft ein, aber er macht er sehr bewusst und gekonnt, wo einen das nicht stört.