Warum haben sich die arabischen Ziffern weltweit durchgesetzt?

10 Antworten

Hallo,- das liegt daran, dass es im arabischen Raum zu den Glanzzeiten seiner wissenschaftlichen Blüte gelungen ist, einen Abstraktionsgrad zur Erfassung von Entitäten (https://de.wikipedia.org/wiki/Entit%C3%A4t) und ihrer systematischen Beziehungen zueinander zu formulieren, der es erlaubt, hierdurch Komplexität durch die Unschärfen begriffsbasierter Definitionsgrundlagen so zu reduzieren, dass hochkomplexe Zusammenhänge (empirisch-naturwissenschaftlicher) Sachverhalte effizient erfassbar und formulierbar werden. Das mag bei den schulischen Erfahrungen eines großen Teils der Menschen mit dem Fach Mathematik überraschend klingen,- aber so ist es. (Die abweichenden Erfahrungen haben in der Regel mit schlechter Vermittlung zum Wesen von Mathematik an die Schüler zu tun.)

Im Übrigen bezieht sich diese "Komplexitätsreduktion durch Abstraktion" nicht nur auf die Verwendung dieser Ziffern. Auch und vor allem im Bereich der Algebra wird deutlich was ich meine und auch und vor allem dieser Bereich gehört zum Erbe der wissenschaftlichen Blüte des arabischen Raumes. ( https://de.wikipedia.org/wiki/Algebra ).

Ansonsten vielleicht noch ein weiterer Hinweis auf unsere "Multi-Kulti" - Ursprünge: Das Dezimalsystem wurde nach heutigem Informationsstand in Indien erfunden und ist über die arabische Mathematik nach Europa "eingewandert". ;-)

Gruß


scoredelia  21.09.2018, 15:12

Die bekanntesten arabischen Lehenwörter in der deutschen Sprache sind nicht umsonst Al-gebra und Al-kohol.
Und Grautvornix, ich liebe diese deine Definition. Allerdings habe ich auch vor langer Zeit Philosophie studiertund mich erschrecken die Latinismen und Graecismen nicht sehr. Jemand der diese Sprachen nicht erlernt hat, wird wohl die Erfahrung machen, dass für ihn auch diese Antwort ein Vermittlungsdefizit birgt.
So ist die klassisch humanistische Bildung auf die besten Importe und Eigenentwicklungen des westlichen Eurasien konzentriert und wähnt sich als geschlossenes System . Dass dem nicht so ist, oder zumindest einmal war, beweisen die Herkunft der arabischen Zahlen aus (derzeit) Indien.

Wenn ich mir den sprachlichen Graben zwischen unseren slawischen Nachbarn und unserer Sprachkultur ansehe, der durchaus einseitig ist, denn viele Menschen im Osten sprechen leidlich bis sehr gut deutsch. Ich kenne aber kaum Deutsche, die polnisch, russisch, oder gar eine der "kleineren" slawischen Sprachen sprechen.

Irgendwie scheint das heutige Europa sehr viel zugeknöpfter als das damalige. Es wird wohl Zeit, die europäischen Gewissheiten mal wieder etwas durchzulüften.
Trotzdem natürlich danke für deine Antwort, die wohl zielführender ist als meine.

Was das Chaos der Zahlensysteme noch perfekter spiegeln würde wäre die Erwähnung des Zweistromlandes, wo es ein dezimales Zahlensystem für "irdische" Dinge gab und eines für göttliches und überirdisches das kein Dezimal- , sondern ein Duodezimalsystem war, ein System also das auf die Zahl 12 aufbaut. Davon finden wir heute noch Reste in der Zeitmessung. Die Uhrzeit ist in zwölf Stunden aufgeteilt (die 24 er Zählung ist in Deutschland erst seit Ende des 2. Weltkriegs üblich,als man die militärische Nennungsweise der Uhrzeit übernahm) Auch die zwölf Monate sind "göttlichen Ursprungs" und es gibt auch noch die Ausdrücke Dutzend und Schock. Das Dutzend war eine "Zwölferpackung" und das(?) Schock ein Gebinde mit 12 X 12, also 144 Einzelpackungen. Seltsam aber zu Zeiten meiner Eltern noch allgemein bekannt und teils auch noch im Gebrauch. Das Dezimalsystem ist auch wie bereits oben erwähnt durch dual=2er, oktal=8er hexagesimal=16er Systeme in der IT bekannt geworden. Es gibt diese seltsame Zählung für Speicher wo es irgendwann mit 1 Mb ( = 1024 kB) losging dann mit 2, 4 , 8, 16, 32, 64 , 128, 256, 512 , 1024 etc... MB Selbst die Bildschirmzeilen unserer Computer haben sich lange diesem "Diktat der Oktette" unterworfen. Es gibt also heute noch viel mehr aktiv angewendete Zahlensysteme als man als reiner "Verbraucher" vermutet.

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Meinst du die Verwendung der Zeichen wie "3" anstelle anderer Zeichen (statt 3 könnte man ja auch ein anderes graphisches Zeichen für die Drei nehmen)?

Oder die Verwendung des Dezimalsystems (Basis 10)?

Das sind im Grunde zwei verschiedene Fragen. Im Japanischen wird zum Beispiel ein Dezimalsystem wie bei uns verwendet, aber man benutzt nicht die indisch-arabischen Zeichen zur Schreibweise, sondern japanische Zeichen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Japanisches_Zahlensystem

Das Dezimalsystem mit der 0 hat verschiedene Vorteile (die z.B. das römische System nicht hatte), das wurde bereits erläutert. Allerdings gibt es in der Informatik auch das Binärsystem und das Hexadezimalsystem.

Zum "normalen" Rechnen nehmen wir das Dezimalsystem.

Das sind eigentlich Indische Ziffern. Die Araber haben sie nur für sich erklärt. Oder wer es auch immer war, diese Ziffern kommen aber ursprünglich aus Indien.

https://de.wikipedia.org/wiki/Indische_Zahlschrift

Die alternative wären die römischen Ziffern.

Mit römischen Ziffern Multiplikation oder division zu machen, ist der reinste Alptraum. damals gab es noch keine Taschenrechner.

Von der Prozentrechnung ganz zu schweigen.

die Basis 10 hat man damals gewält weil jeder mensch soviele Finger hat.

Sie verwenden 10 Symbole, das Dezimalsystem liegt uns einfach), die gut vom sonstigen Alphabet abgegrenzt sind. Die dezimale Struktur macht den Umgang besonders einfach.

Agglomorierende Zahlensysteme ohne logische Struktur waren mathematisch gesehen auch ein Hindernis.

Schau Dir zum Beispiel mal:

https://de.wikipedia.org/wiki/Griechische_Zahlschrift

oder auch:

https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Zahlzeichen

Da ist es mit dem strukturierten schriftlichen Rechnen deutlich schiweriger.