Warum glauben Katholiken dass eine Babytaufe als Taufe zählt?

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...das ist leider auch bei meiner Kirche, evangelisch-reformiert, die normale Handlung.

Da bin ich jedoch völlig dagegen. Das Baby kann nicht darüber entscheiden, ob es Jesus nachfolgen möchte oder nicht. Die Bestätigung durch die Konfirmation ist für die Mehrheit der Jugendlichen eine Traditionsveranstaltung/Familienfest und nicht mehr.

Vielleicht solltest du ergänzen, dass nicht nur Katholiken, sondern auch luth. Protestanten, Anglikaner und Orthodoxe die Kindtaufe vollziehen. Die sog. Glaubenstaufe entstand erst in der Reformation bei den Wiedertäufern, Baptisten usw., denen wir die verschiedenen Freikirchen verdanken.

Die Kirche hält sich an die Tradition der ersten Christen, wo sich sehr schnell die Kindtaufe als Normalfall etablierte. Erwachsenentaufen gab es vor allem beim Übertritt zum Christentum. Man darf annehmen, dass noch zu Lebzeiten der Apostel bei der bezeugten Taufe ganzer Familien auch die Kinder eingeschlossen waren, wofür schon allein das Wort Jesu „Lasset die Kindlein zu mir kommen …… denn ihrer ist das Himmelreich“ sprechen würde.

Dass die Kindtaufe nicht biblisch sein soll wäre nur dann der Fall, wenn man das Wort „wiedergeboren aus dem Hl. Geist“ mit bewusst vollzogener persönlicher Umkehr erwachsener Christen auslegt, also als sog. Glaubenstaufe. Das sehen die großen Kirchen allerdings anders. Die von Jesus geforderte Taufe ist nicht die gleiche wie die Taufe des Johannes, die ein Zeichen der Umkehr und Buße darstellen sollte. Wir glauben an die gleiche Gnadenkraft des Hl. Geistes (Wiedergeburt), aber sehen Kinder davon nicht ausgeschlossen.

 Darüber hinaus besteht ein grundlegend anderes Taufverständnis gegenüber den Christen, die sich als "wiedergeboren" bezeichnen.

Grundsätzlich sind Katholiken, Protestanten und Anglikaner der Überzeugung, dass es für die Wiedergeburt aus Wasser und dem Hl. Geist kein mündiges Bekenntnis braucht. Verstrickt in das Böse – theologisch: Erbsünde – ist jeder von Geburt an und Gnade ist immer unverdient, egal ob ohne oder mit Bekehrung.  So wie wir nicht gefragt werden müssen, ob wir erschaffen und geboren werden wollen, ist es auch mit der Gnade ewigen Lebens, der sog. Gotteskindschaft. Wir werden natürlich geboren und in der Taufe neu geboren, indem das übernatürliche Leben zum natürlichen hinzukommt.

Der individuelle Heilswille Gottes muss zuerst das Leben schenken – auch das übernatürliche, ehe es sich vollziehen und entfalten kann. Diese Gnade wird Kindern seit frühester Zeit nicht vorenthalten.

 Die Kirche hat immer an einer Argumentation festgehalten, die heute wieder mehr Akzeptanz findet: Der Glaube ist kein Gedankengebäude, so dass sich die irgendwann mündigen Kinder wie im Katalog auswählen können ,sondern der Glaube ist eine Lebensweise (so, wie jede Beziehung nur erfahrbar ist, wenn sie gelebt wird). Nur Kinder, die einen Glauben durch die Eltern erlebt und ihn auch selbst gelebt haben, sind frei, sich später für oder gegen den Glauben zu entscheiden.

 

Bodesurry  27.07.2020, 20:21

Woher hast Du, dass sich die Kindstaufe - sehr schnell - als Normalfall etablierte?

In der Bibel findest Du eine einzige Stelle die sich allenfalls so interpretieren lässt. Sonst werden nur Erwachsene getauft.

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Ich bin zwar evangelischer Christ und damit Mitglied in einer Kirche, welche auch die Säuglingstaufe praktiziert, sehe die Säuglingstaufe zumindest ein Stück weit kritisch.

Das Problem bei der Säuglingstaufe (dieser Begriff ist präziser als "Kindertaufe"): In der Bibel ist kein ausdrückliches Zeugnis einer Säuglingstaufe zu finden, sie wird aber auch nicht ausdrücklich verboten.

Historisch nachweisbar ist die Säuglingstaufe erst ab dem 2. Jhd. n. Chr. Wirklich durchgesetzt hat sie sich erst etwa ab dem 5. Jhd. Das wissen aber auch die katholischen Kirchenhistoriker. Norbert Brox, katholischer Professor für Alte Kirchengeschichte und Patrologie schreibt: "Zu den Sonderfällen der Taufe gehörte die Taufe unmündiger Kinder. Bis Ende des 2. Jahrhunderts ist die Erwachsenentaufe wohl der Regelfall gewesen (obwohl sich Kindertaufen im 1. und 2. Jahrhundert nicht ausschliessen lassen). Aber die Kindertaufe nahm aus theologischen und kirchlichen Gründen zu, wenn sie auch umstritten blieb. Noch im 4. Jahrhundert haben längst nicht alle christlichen Eltern ihre Kinder zur Taufe gebracht." (Norbert Brox, Kirchengeschichte des Altertums, Düsseldorf, 1995, S. 117).

Ich respektiere es, wenn gläubige Eltern ihren Säugling taufen lassen, halte es aber für einen besseren Weg, wenn das Kind/Jungendlicher später selbst eine Entscheidung für oder gegen die Taufe treffen kann. Ich manchen evangelischen Landeskirchen gibt es die Möglichkeit der Kindersegnung und die Taufe hängt dann später von der Entscheidung des Jugendlichen ab.

Der bedeutende evangelisch-reformierte Theologe (!) Karl Barth (1886-1968) bezeichnete interessanterweise die Säuglingstaufe als einen alten kirchlichen Irrtum.

Daher sollte man sich taufen lassen nachdem man Buße getan hat und umgekehrt von den Sünden ist und sich offiziell zu Jesus erkennt. So steht es schließlich auch in der Bibel.

Wo genau?

Mehr Teufelsaustreibung als Taufe.

"Ein Exorzismus-Gebet (oder „Gebet um Schutz vor dem Bösen“) ist bis heute fester Bestandteil des katholischen Ritus der Kindertaufe. In der Kurzform des Kindertaufritus entfällt das Gebet."

„Weil die Taufe Zeichen der Befreiung von der Sünde und deren Anstifter, dem Teufel, ist, spricht man über den Täufling einen Exorzismus (oder mehrere). Der Zelebrant salbt den Täufling oder legt ihm die Hand auf; danach widersagt der Täufling ausdrücklich dem Satan. So vorbereitet, kann er den Glauben der Kirche bekennen, dem er durch die Taufe ‚anvertraut‘ wird [Vgl. Röm 6,17].“

Zitat aus https://de.m.wikipedia.org/wiki/Exorzismus

verreisterNutzer  27.07.2020, 15:21

ja aber genau deshalb sollte man sich doch als Erwachsener taufen lassen und nicht als Baby. Als Baby hat man doch noch keine Ahnung vom Glauben. Wie kann man sich also somit dazu bekennen?

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