Warum glaubt ihr nicht an den "Übermensch" wie Nietzsche gemeint hat?

4 Antworten

Nietzsche hat vollkommen Recht, das das Ziel sein sollte das Menschliche zu überwinden und zu einem Übermenschen zu werden.

Das Problem ist nur das das Menschliche so tief in uns verankert ist, das es kaum möglich sein dürfte sich von diesem zu befreien und loszusagen. Es ist wünschenswert aber unrealistisch.

Marwin388 
Fragesteller
 26.04.2020, 22:11

Hmmmm.

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Haldor  15.05.2020, 16:15

Statt "kaum möglich" würde ich sagen: unmöglich! Denn auch der zweite berühmte Satz von Nietzsche („Die Welt ist Wille zur Macht und nichts außerdem und ihr alle seid Wille zur Macht und nichts außerdem“) stimmt in dieser Ausschließlichkeit nicht. Man kann noch so viel über die Schwäche der Moral herziehen (z.B. Schopenhauer: „Es gibt nur ganz schwache Spuren von Moralität.“), die Moral ist nicht unterzukriegen, sie ist immer zur Stelle und erhebt ihre mahnende Stimme. Man denke nur, was der grüne Oberbürgermeister von Tübingen über die Alten gesagt hat, die ohnehin nach 11 Monaten sterben und deshalb bei der Rettung vor dem Corona-Virus zugunsten Jüngerer zurücktreten sollten. Sofort erhob sich moralischer Protest. Das zeigt, die Moral kann man unmöglich negieren oder ausschalten, indem man den Menschen einfach zu einem Wesen erklärt, das nur aus Willen zur Macht besteht und aus sonst nichts. Viele meinen (z.B. Kant), die Moral sei nicht von dieser Welt, sie sei von Gott der (Menschen-) Welt zugeführt worden. Jedenfalls ist sie immer als Macht vorhanden.

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In einem Notizbuch von 1884 schrieb Nietzsche, dass man durch Züchtung und durch „Vernichtung von Millionen Missratener“ den „zukünftigen Menschen“ gestalten soll. In der Genealogie der Moral (1887) findet sich der Gedanke, dass die Menschheit als Masse dem Gedeihen einer einzelnen stärkeren Spezies Mensch geopfert werden könnte. Ziel sei es, eine Herrenkaste zu züchten, welche zur Herrschaft über Europa berufen sei. Schließlich spricht er in Ecce homo von der „Partei des Lebens“, welche die Höherzüchtung des Menschen und die Vernichtung alles „Entartenden“ und „Parasitischen“ in die Hand nimmt (s. Wikipedia, zum Stichwort Übermensch – Nietzsche, u.a. auch R. Safranzki)

Dieser höher gezüchtete Mensch wird von Nietzsche „Übermensch“ genannt. Das von ihm empfohlene Streben hin zum Übermenschen setzt den Tod Gottes voraus, von dem Nietzsche ja ausgegangen ist. Mit dem Tod Gottes stirbt auch jede christliche Moral. Der Übermensch, der an die Stelle Gottes tritt, setzt sich selbst eine Moral, und zwar eine Herrenmoral.

Das sind nun alles Gedanken, die bereits den Wahnsinn Nietzsches wie ein Wetterleuchten ankündigen. Man fragt sich, wie ernst zu nehmende Leute überhaupt solche Thesen sachlich diskutieren können; allenfalls unter Hinweis, dass es solche „Übermenschen“ bereits gegeben hat, z.B. Hitler und Stalin. Welches Unheil diese Übermenschen über die Menschheit gebracht haben, weiß jeder. Schon von daher möchte ich den sehen, der dem Konzept „Übermensch“ noch etwas Sympathie abgewinnen kann.

Dann der Tod Gottes: Diese völlig unbewiesene Behauptung Nietzsches wird von den meisten Menschen auf diesem Erdball absolut nicht akzeptiert, wenn man mal von den Grüppchen der Atheisten absieht. Die meisten wissen, wie schwach und gebrechlich der Mensch ist, wie sehr er jederzeit dem Tode ausgeliefert sein kann und eines Tages auf jeden Fall ausgeliefert ist. Wie absurd kommt es ihnen dann vor, ein perfektes, göttliches Übermenschendasein anzustreben.

Auch die Moral, die von Gott stammt, wollen die meisten nicht als erledigt betrachten. Die menschliche Natur ist nun mal so eingerichtet, dass auch humanitäre, philanthropische und altruistische – kurz auf Mitmenschlichkeit und Menschenliebe zielende Eigenschaften zum Wesen des Menschen gehören. Gibt es überhaupt jemanden, der solche „moralischen“ Fähigkeiten des Menschen als überholt betrachtet?

Nietzsche hat mit seiner Konzeption des Übermenschen, auch mit seiner Verabsolutierung des Willens zu Macht die Basis des vernünftigen und einigermaßen realistischen Denkens verlassen. Aus diesem Grunde lehne ich diese Konzeption radikal ab.

Woher ich das weiß:Recherche
Marty360  27.04.2020, 22:35

Wie Recht er hatte. Doch hatte er nicht deb Stolz, die Wahrheit auszusprechen. Der Missratene ist kein Mensch. Er ist Untermensch.

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AMTGBIS  15.05.2020, 12:13

Und Zarathustra hat die Wahrheit verkündet, die Menschen können nicht einmal mehr nachvollziehen was er damit meinte. Die letzten Menschen, ein Lüstchen am Morgen und ein Lüstchen am Abend, er hatte schon ganz recht. Zarathustra predigt den Wahnsinn.

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Ich mag die eugenetische Konnotation nicht.

Ausserdem erscheint mir Nietzsches Uebermensch ein billiger Ersatz fuer den Gott, den er (zu Recht) fuer tot erklaert hat.

Marwin388 
Fragesteller
 26.04.2020, 22:17

Interessant.

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der übermensch ist das geistwesen mensch.

Woher ich das weiß:Hobby – Wo liegen die Ursachen für das, was in der Welt passiert?