Warum gibt es noch solche Lebensumstände in deutschen Zoos?
Vor langer Zeit besuchte ich schon öfters einen Zoo mit äußerst schlechten Lebensumständen.
Wirklich Jeder der sich ein wenig über die Tiere beliest, weiß bereits, dass das definitiv nicht artgerecht ist.
- Zwei Wisente auf Beton, mit einbetoniertem Wasserbecken, Stall, und einer Fläche mit Erde wo paar Baumstämme in den Boden gehauen wurden; aber kein einziges Stück grün
- Ein Waldkauz und eine Schleiereule in einer maximal drei meter hohen Voliere welche spärlich Eingerichtet ohne eine einzige Pflanze war, die Einrichtung glich eher einem Strukturarmen Stall und am Boden lebte noch eine Gruppe aus irgendwelchen Hühnervögeln
- Ein Steinkauz in einer kleinen Voliere wo er kaum seinem natürlichen Verhalten nachgehen kann, da die Bodenfläche sehr klein und unbepflanzt war
- Eine etwas zu überbesetzte Papageienvoliere mit verschiedenen Arten aber von einigen Arten nur ein Exemplar, welche zudem die Heimat dieser intelligenten Vögel überhaupt nicht nachahmt
- Hirsche mir großem Gehege, welches aber nur beton und Erde war und keinen einzigen Baum hatte
- Ein Luchs in einem unstrukturierten Gehege, welches kleiner als so manches Zimmer eines Menschens ist, und als Schlafplatz diente ihm ein Brett welches an der Wand befestigt war; im Gehege befand sich lediglich eine Pflanze!
- Vier Seehunde in einem eher kleinen Becken, welches mehr einem Pool als dem natürlichen Lebensraum der Tiere gleicht
- Vogelspinne in einem Terrarium, welches etwa so groß ist wie zwei Handflächen
- Gleiches wie bei der Vogelspinne gilt auch für drei weitere Insektenarten (so ein ägyptischer Käfer, so eine Schrecke und Tausendfüßler glaube ich)
- Überbesetzer Fischteich, was an der Wasserqualität und am Leben dort bemerkbar wird, im generellen war der Teich überhaupt nicht naturnah und es lebte dort unteranderem auch ein russischer Stör
Natürlich gibt es noch weitere schlechten Anlagen dort, doch das waren die schlimmsten und ich kann mich nicht an alles vom Zoo erinnern.
Aber warum wird das noch toleriert? Wie konnte man es überhaupt schaffen, dass genehmigt zu bekommen??
Was war das für ein Zoo und kann es sein, dass das ein Privatzoo war?
Ein deutscher Zoo in NRW welcher sich sogar Tiergarten nennt. Ob es ein Privatzoo war kann ich nicht sagen, da ich zu wenig über beide weiß.
5 Antworten
Es ist schwer zu beurteilen, ob deine subjektive Kritik berechtigt ist, ohne zu wissen, um welchen Zoo es überhaupt geht. Zumal du schreibst, dass du diesen Zoo "vor langer Zeit" besucht hast - seitdem kann viel passiert sein.
Die Zoos sind, wie jeder andere Halter von Tieren auch, zur Einhaltung des Tierschutzgesetzes verpflichtet. Dazu gehört auch die tiergerechte Haltung, Unterbringung und Ernährung. Hinzu kommen noch weitere nationale und internationale Bestimmungen, die von Zoos eingehalten werden müssen, z. B. die EU-Zoorichtlinie. Überwacht werden zoologische Gärten von den Veterinärämtern. Wird festgestellt, dass in einem Zoo gravierende Mängel bestehen und dass diese in absehbarer Zeit nicht beseitigt werden können, wird einem Zoo auch schon mal die Betriebserlaubnis entzogen und der Zoo muss schließen.
In den letzten Jahren haben viele Zoos die Haltungsbedingungen ihrer Tiere ständig verbessert. Zum einen, weil die Wissenschaft heute sehr viel mehr über artgerechte Tierhaltung weiß, zum anderen, weil sich die Aufgaben der Zoos geändert haben und der Zoobesucher nun mal auch glückliche Tiere sehen will. Trotzdem muss man verstehen, dass man einen Zoo nicht von heute auf morgen umkrempeln kann. Ein Umbau kostet viel Zeit und v. a. noch mehr Geld und längst nicht alle Zoos spielen in einer finanziellen Liga wie Leipzig, Berlin oder Köln. Die meisten Tierparks können mit den Einnahmen durch Eintrittsgelder und Spenden nicht einmal ihre laufenden Kosten decken (das gilt übrigens auch für die großen Zoos). Sie sind auf finanzielle Unterstützung durch die Kommunen angewiesen und die sind meist ebenfalls nicht auf Rosen gebettet. Die kleineren Zoos sind daher chronisch unterfinanziert und versuchen bereits, das ihnen möglichste zu tun, um die Haltung zu verbessern, aber das geht eben leider nur sehr langsam und immer nur Schritt für Schritt, teils in Eigenregie. Um Baukosten zu sparen, werden in vielen kleinen Tierparks die Tierpfleger schon mal zu Bauarbeitern. Trotzdem hat sich schon viel getan und in Zukunft werden die Haltungsbedingungen sich auch weiterhin stetig verbessern.
Zum anderen muss man aber auch betonen, dass "tiergerecht" nicht zwingend "schön" sein muss. Die "schönen" Lösungen wie Natursteinmauern, Kunstfels und Glasscheiben sind eben meist die teuersten Lösungen, die ein kleiner Zoo sich meist nicht leisten kann. Klar, so eine Glasscheibe macht optisch viel mehr her als Gitterstäbe, aber sie ist deshalb aus tierhalterischer Sicht nicht unbedingt besser als Gitterstäbe. Gerade kletternde Arten können Gitterstäbe zusätzlich nutzen, darüber hinaus können Glasscheiben zur gefährlichen Todesfalle für Wildvögel werden. Betonböden sehen nicht schön aus, sie sind aber hart und fördern den Klauenabrieb. Für Huftiere ist eher eine Mischung verschiedener Bodenarten notwendig als eine möglichst große, viel zu weiche Rasenfläche. Und echte Pflanzen mögen für Besucher vielleicht attraktiv aussehen, einer Eule bringt sie aber keinen Mehrwert, auf Baumstümpfen und toten Ästen kann sie genauso gut sitzen. Viele Hühnervögel fressen außerdem die Knospen der Pflanzen, sodass ein in einer Voliere vorhandener Unterbewuchs sowieso bald eingehen würde. Außerdem besteht die Gefahr, dass mit den lebenden Pflanzen Parasiten und Krankheitserreger ins Gehege gelangen und die Tiere infizieren.
Wie gesagt, ohne zu wissen, um welchen Zoo es sich handelt, kann man sich kein Urteil erlauben.
Dieses Gehege glich aber überhaupt nicht einem Wald.
Auch hier: wie gesagt, artgerecht heißt nicht, dass ein Gehege so aussehen muss wie der natürliche Lebensraum. Waldkäuze brauchen Höhlen. Die finden sie in der Natur in hohlen Baumstämmen im Wald. An die Rückwand geschraubte Nistkästen für Höhlenbrüter erfüllen denselben Zweck.
Und ich Frage mich, warum deren Betriebserlaubnis nie entzogen wurde, denn die Gehege verbessern sich ja kaum.
Wie willst du das beurteilen, wenn du zuletzt vor sieben Jahren dort warst?
Man hätte Ihnen doch bereits vor sieben Jahren die Betriebserlaubnis entzogen.
Nicht unbedingt. Wenn absehbar ist, dass die Mängel zeitnah beseitigt werden können, muss das nicht passieren. Aber wie gesagt, man kann sich einfach kein Urteil erlauben, ohne zu wissen, um welchen Fall es konkret geht.
Du hast das doch aktiv unterstützt indem du öfter davon gegangen bist und diese Haltungsform finanziell unterstützt hast.
Damals habe ich das getan und mit meinem heutigen Wissen ist das ein Gefängnis für Tiere.
- Wann wurde der Zoo errichtet?
- Wie viel Geld steht ihm zur Verfügung?
- Können die Tiere für die Zeit der Renovierung umgesiedelt werden?
- Wie viel Platz kann der Zoo zusätzlich beanspruchen, um Gehege zu erweitern?
- Werden neue Tiere "zugekauft", oder ist das der Restbestand, der nicht mehr weiter aufgestockt wird?
Einen Zoo zu renovieren und zu modernisieren verschlingt Ressourcen, die gerade kleine Tierparks und Zoos oft nicht so ohne weiteres stemmen können. In meiner Nähe ist ein Tierpark, der einen einzigen Tiger in einem Gehege hält, das auch nicht Ideal ist. Das Tier wohnt dort schon seit gefühlten Ewigkeiten und wird nach seinem Tod auch nicht mehr ersetzt. Die Bären und anderen großen Raubtiere, die Elefanten und so ziemlich alles andere, was als Publikumsmagnet gilt, gibt es nicht mehr. Auf kurz oder lang, wird die Anlage schließen, weil sie eben nicht mehr für heutige Ansprüche geeignet ist.
Aber bis es soweit ist, werden die restlichen Tiere dort wohnen bleiben. Wo sollen sie sonst hin?
Der zoo ist eher klein aber macht weiter mit seinem größenwahn.
So kam das Eulenduett erst später in die ungeeignete Anlage, das heißt man hat neue Tiere gekauft statt auszulichten.
Sicher? Kleine Zoos nehmen oft auch Tiere aus (illegaler) Privathaltung auf. Oft haben solche Anlagen Vereine, die mit Spenden und dergeleichen weiterhelfen. Ich würde mich erstmal mit denen (oder dem Vorstand) in Verbindung setzen.
Auch für Zoos gibt es externe Kontrollmechanismen. Sonst frage beim Vetamt nach, oder wer eben bei dir dafür zuständig ist.
Dann such doch mal interessehalber das direkte Gespräch mit der Geschäftsleitung dort. Lass dir erklären, warum die Tiere (nur) so gehalten werden können. Wenn es an fehlenden Spenden liegt, mach einen Aufruf, beteilige dich daran, dass der Zoo mehr Geld bekommt. Hier nur nach dem Warum zu fragen wird nichts ändern. Wenn man etwas ändern will, fragt man nicht, sonder macht.
Es gibt aber viele Dinge die man auch ohne viel Geld ändern könnte.
Zoos sind chronisch unterfinanziert und durch Anti-Zoo Aktivismus wird die finanzielle Grundlage noch dünner. Dadurch verursachen diese Aktivisten Tierleid. Es ist einfach kein Geld für den Bau moderner Anlagen da, weil man sowohl potentielle Besucher, als auch Kommunalpolitiker verschreckt.
Dadurch verursachen diese Aktivisten Tierleid.
Und Fahrradfahrer verpesten die Umwelt...
Die Aussage ist so dumm. Durch Kritik überhaupt erst sind wir bei Zoos dahin gekommen, wo wir heute sind. Außerdem: Wenn es keine Zoos mehr geben würde, würden auch nicht so viele Tierschützer mit so einem ~schlechten Gewissen~ umlaufen müssen.
Ich bin nicht strikt gegen Zoos (nur gegen Tierhaltung, haha) aber ich betrachte sie auch sehr kritisch. Aber diese Aussage konnte ich nicht einfach so stehen lassen.
Zuletzt habe ich den Zoo etwa 2016 besucht, und ich denke, dass deren Größenwahn nicht geendet hat.
Die haben sogar weiter gemacht und das Eulenduett in eine Voliere mit den Hühnervögeln gesteckt. Dabei bewohnen in der Natur diese beiden Eulenarten verschiedene Lebensräume und der Waldkauz ist übrigens sehr weit verbreitet, fehlt jedoch in Baumarmen Gebieten. Dieses Gehege glich aber überhaupt nicht einem Wald.
Und ich Frage mich, warum deren Betriebserlaubnis nie entzogen wurde, denn die Gehege verbessern sich ja kaum.