Warum gibt es einen Fachkräftemangel überall?

3 Antworten

Interessante Frage. Ich kann nur mal was aus meiner Sicht schreiben (Ausbilder FiSi):

  • es stimmt (aber nur teilweise), dass Leute mit Abi einen Tick weit bevorzugt werden - die haben einfach eine längere Zeit in der Schule verbracht und sich damit durchgeschlagen - in manchen Fächern kommen sie etwas leichter mit (auch wenn sie dort noch keine Vorbildung haben)
  • genauso gerne nehmen wir aber auch Realschüler mit einem stabilen Zeugnis - müssen keine Einser-Kandidaten sein, nur "Durchhängerfächer" speziell in Deutsch, Englisch, Mathe sollten sie nicht haben. Grund (für mich !) Deutsch ist Kommunikation, Ausdrucksfähigkeit - das brauchen wir immer; Englisch - offensichtlich - ist bei uns von Anfang an gefragt; Mathe/Physik: das sind logische Fächer (egal ob Abi-Stoff oder RS-Stoff) - mit Logik sollten sie kein Problem haben
  • ebenso hatten wir aber auch eine Reihe an Umschülern aus anderen Berufen (abgeschlossen) - die haben so eine Ausbildung ja schon mal durchgezogen - für den Rest ist die Schule und der Ausbilder zuständig. Hat geklappt.

Aber: wir hatten in den letzten Jahren relativ wenige Bewerber, denen wir eine solche Ausbildung zugetraut hätten.

Dafür hatten wir aber auch schon einige Bewerber, die begonnen haben, in Richtung Informatik zu studieren, die das Studium dann aber abgebrochen haben. Hat sich dann rausgestellt während der Auswahlphase: sie haben sich damit einfach überschätzt - das waren nicht die Richtigen.

Verschärfend aber (auch bei uns): die Leute mit langjähriger Erfahrung nähern sich jetzt einfach dem Rentenalter. Um die zu ersetzen, kann man keine Leute nehmen, die gerade ihre Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen haben - da fehlt es einfach an Erfahrung (auch Lebens-Erfahrung).

Fachkräftemangel - ja, das gibt es und es liegt nicht unbedingt am Betrieb.

Es wird immer die eierlegende Wollmilchsau gesucht...auch Arbeitgeber können mal "Abstriche" machen und eine Einarbeitungsphase anbieten, statt immer nur Ansprüche zu stellen und dann am Ende noch nicht mal vernünftig zahlen.

Ich habe 35 Jahre Berufserfahrung und dann immer wieder sowas:

Anfangen: Ja am besten gestern und genau wissen, wie es hier läuft. 30 Tage Urlaub? Nee, den können sie hier von vorne anfangen sich zu erarbeiten und überhaupt, soviele Tage gibt es hier nicht..Gehalt...nee, da können Sie dann hier auch nochmal von vorne anfangen, Sie sind ja dann neu hier, das Gehalt steigert sich mit Betriebszugehörigkeit evtl. ...mal...irgendwann (danke, warum nicht an Berufserfahrung koppeln, egal in welchem Betrieb ich diese wie lange gesammelt habe, 35 Jahre sprechen doch für sich).

So wird sich der "Fachkräftemangel" auch nicht verbessern, denn auch Fachkräfte aus dem Ausland müssen sich hier erstmal einarbeiten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Mir kommt es inzwischen jedes Mal hoch, wenn ich in den Nachrichten dieses Wort "Fachkräftemangel" höre. Die Arbeitgeber sind selber schuld daran, dass in gewissen Branchen keiner mehr arbeiten will, weil die Leute dort schlecht behandelt wurden. Und statt mal den Hintern hoch zu kriegen und Lösungsansätze zu erarbeiten hat man eben das Wort "Fachkräftemangel" erfunden.

PandaMii123  11.11.2023, 07:07

Das geht mir genau so! :-)

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