Warum gibt es einen Fachkräftemangel überall?
Hallo
viele Betriebe und sogar Firmen haben ja zurzeit (und auch schon seit mehreren Jahren) einen sehr starken Fachkräftemangel.
Die meisten Firmen/Betriebe suchen weiterhin Leute mit Abitur, wo sehr gute Noten eine Rolle spielen. Diese Leute besitzen meistens aber keine vorhandenen Skills (Beispielsweise in Richtung Designer/Illustrator oder Mediendesigner/Gestalter). Die meisten, welche Abitur haben, haben aber einen zu schlechten Schnitt und werden eben nicht genommen.
Und die ohne Abitur aber dafür mit vielen nützlichen Skills nehmen die Firmen sowieso nicht, weil die eben ja kein Abitur haben.
Mich wundert es überhaupt nicht, wenn die nur sehr gute Leute suchen, welche aber einen zu schlechten Schnitt im Abitur haben, aber solche Leute, welche die vorhandenen Skills schon besitzen, diese werden einfach nicht genommen, da die eben kein Abitur haben.
warum ist das so?
Nehmt doch einfach auch solche Leute ohne Abitur aber die wenigstens schon was drauf haben, dann gäbe es auch kein Fachkräftemangel in vielen Firmen/Betrieben.
Ich wäre über aufklärende Antworten froh :)
3 Antworten
Interessante Frage. Ich kann nur mal was aus meiner Sicht schreiben (Ausbilder FiSi):
- es stimmt (aber nur teilweise), dass Leute mit Abi einen Tick weit bevorzugt werden - die haben einfach eine längere Zeit in der Schule verbracht und sich damit durchgeschlagen - in manchen Fächern kommen sie etwas leichter mit (auch wenn sie dort noch keine Vorbildung haben)
- genauso gerne nehmen wir aber auch Realschüler mit einem stabilen Zeugnis - müssen keine Einser-Kandidaten sein, nur "Durchhängerfächer" speziell in Deutsch, Englisch, Mathe sollten sie nicht haben. Grund (für mich !) Deutsch ist Kommunikation, Ausdrucksfähigkeit - das brauchen wir immer; Englisch - offensichtlich - ist bei uns von Anfang an gefragt; Mathe/Physik: das sind logische Fächer (egal ob Abi-Stoff oder RS-Stoff) - mit Logik sollten sie kein Problem haben
- ebenso hatten wir aber auch eine Reihe an Umschülern aus anderen Berufen (abgeschlossen) - die haben so eine Ausbildung ja schon mal durchgezogen - für den Rest ist die Schule und der Ausbilder zuständig. Hat geklappt.
Aber: wir hatten in den letzten Jahren relativ wenige Bewerber, denen wir eine solche Ausbildung zugetraut hätten.
Dafür hatten wir aber auch schon einige Bewerber, die begonnen haben, in Richtung Informatik zu studieren, die das Studium dann aber abgebrochen haben. Hat sich dann rausgestellt während der Auswahlphase: sie haben sich damit einfach überschätzt - das waren nicht die Richtigen.
Verschärfend aber (auch bei uns): die Leute mit langjähriger Erfahrung nähern sich jetzt einfach dem Rentenalter. Um die zu ersetzen, kann man keine Leute nehmen, die gerade ihre Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen haben - da fehlt es einfach an Erfahrung (auch Lebens-Erfahrung).
Fachkräftemangel - ja, das gibt es und es liegt nicht unbedingt am Betrieb.
Es wird immer die eierlegende Wollmilchsau gesucht...auch Arbeitgeber können mal "Abstriche" machen und eine Einarbeitungsphase anbieten, statt immer nur Ansprüche zu stellen und dann am Ende noch nicht mal vernünftig zahlen.
Ich habe 35 Jahre Berufserfahrung und dann immer wieder sowas:
Anfangen: Ja am besten gestern und genau wissen, wie es hier läuft. 30 Tage Urlaub? Nee, den können sie hier von vorne anfangen sich zu erarbeiten und überhaupt, soviele Tage gibt es hier nicht..Gehalt...nee, da können Sie dann hier auch nochmal von vorne anfangen, Sie sind ja dann neu hier, das Gehalt steigert sich mit Betriebszugehörigkeit evtl. ...mal...irgendwann (danke, warum nicht an Berufserfahrung koppeln, egal in welchem Betrieb ich diese wie lange gesammelt habe, 35 Jahre sprechen doch für sich).
So wird sich der "Fachkräftemangel" auch nicht verbessern, denn auch Fachkräfte aus dem Ausland müssen sich hier erstmal einarbeiten.
Mir kommt es inzwischen jedes Mal hoch, wenn ich in den Nachrichten dieses Wort "Fachkräftemangel" höre. Die Arbeitgeber sind selber schuld daran, dass in gewissen Branchen keiner mehr arbeiten will, weil die Leute dort schlecht behandelt wurden. Und statt mal den Hintern hoch zu kriegen und Lösungsansätze zu erarbeiten hat man eben das Wort "Fachkräftemangel" erfunden.