Warum fragte Johannes der Täufer Jesus ob er der verheißene Messias ist, obwohl das schon ihm bekannt war?

6 Antworten

Die MacArthur-Studienbibel erklärt dies recht gut:

"Bist du es, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten? Johannes der Täufer hatte Christus als den Einen vorgestellt, der flammendes Gericht bringen und »die Spreu mit unauslöschlichem Feuer verbrennen« würde (3,12). Die Wendung der Ereignisse verwirrte ihn: Er war verhaftet worden und Christus übte in Galiläa - fern von Jerusalem, der Stadt des Königs - nicht Gericht, sondern heilte die Menschen, fand dort aber keine ganz herzliche Aufnahme (vgl. 8,34). Johannes fragte sich, ob er die Agenda des Herrn missverstanden hatte. Es wäre falsch, diese Frage als wankenden Glauben zu deuten (V. 7)."

So, ich habe inzwischen bei Bibelkommentare (https://www.bibelkommentare.de/index.php?page=qa&category_id=3)

wegen dieser Frage um Aufklärung gebeten und erhalten. Der scheinbare Widerspruch ergibt sich aus der Übersetzung des Wortes "erkennen". Einmal - am Anfang - kannte Johannes Jesus so, wie man sich natürlicherweise kennt. Sie waren ja auch Verwandte. Das andere Wort für kennen bezieht sich auf die umfassendere Erkenntnis, dass Johannes es mit GOTT - mit dem Messias - zu tun hat. Und das war erst nach dem Erlebnis mit der Taube der Fall.

In Mt.3,14 ist nicht gesagt, daß Jesus der verheißene Messias ist.
Außerdem hat Jesus in Mt.11,3 nicht bestätigt, daß er dies ist.
Konnte er auch nicht, da er nicht der war, "der da kommen soll" im Verständnis der Juden, welche einen Messias erwarteten welcher sie von weltlicher Knechtschaft befreite und (weltlicher) König der Israeliten werden sollte.
So antwortete Jesus auch ausweichend:
Geht hin und sagt Johannes wieder, was ihr hört und seht: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt; und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.
Das Evangelium ist die frohe Botschaft vom Reich Gottes.
Dem erwarteten Messias wurde dies nicht zugedacht.

Minayamina 
Fragesteller
 05.01.2021, 21:18

Also meinst du dass Jesus nicht der Messias ist? Ist nicht Jesus der Christus ?

0
Viktor1  05.01.2021, 21:48
@Minayamina
Also meinst du dass Jesus nicht der Messias ist?

Ich äußere hier keine "Meinung". Tatsache ist, daß Jesu nicht der Messias in der Vorstellung der Juden war. Diese warten ja noch heute auf ihn.
Also konnte Jesus die Frage des Johannes nicht mit Ja beantworten.
Jesus hat die Menschen vom (mosaischen) "Gesetz" befreit/erlöst , welches die Menschen in Knechtschaft gehalten hat, und den wahren Weg zum Reich Gottes gezeigt.
Jesus wurde im Urchristentum trotzdem als "Gesalbter" (das bedeutet Messias) gesehen was im Griechischen Christos, latinisiert Christus heißt.
Die Verheißungen des AT wurden dann auf ihn bezogen, obwohl Jesus eben nicht diesem erwarteten Messias entsprach.
Dies ist für heutige Christen auch nicht relevant - weil sie keinen geschichtlichen Bezug dazu haben - sondern die Heilsbotschaft Jesu.
z.Z. Jesu war dies aber von Bedeutung, da die meisten ersten Christen eben aus dem Judentum kamen. Jesus als den "Messias", wenn auch mit anderer Sendung hinzustellen als erwartet, war da sehr hilfreich.
Die Christen aus dem "Heidentum" hatten dazu keinen Bezug.

0
nobytree2  05.01.2021, 21:58
@Viktor1
Tatsache ist, daß Jesu nicht der Messias in der Vorstellung der Juden war. Diese warten ja noch heute auf ihn.

Das ist doch kein Beweis, die Juden können sich auch irren insoweit. Das ganze Christentum sieht Jesus Christus als den Messias an.

Dies ist für heutige Christen auch nicht relevant - weil sie keinen geschichtlichen Bezug dazu haben - sondern die Heilsbotschaft Jesu.

Doch, ist es. Auch wenn der Hinweis, dass die Messiasstellung für Heidenchristen eine andere sein kann als für Judenchristen, richtig sein kann, ist die Messiasstellung von Jesus Christus eine Legitimation, dass Er tatsächlich der Erlöser ist, den das Alte Testament hervorgesagt hat, und sich nicht nur dazu gemacht hat oder von den Christen gemacht worden war, sondern wirklich IST.

Die Heilsbotschaft kann man auch nicht von der Messiasstellung Jesu trennen, die Heilsbotschaft ist das Evangelium, dass wir von Jesus erlöst worden ist

Der Herr selbst wird kommen und euch erretten. Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, auch die Ohren der Tauben sind wieder offen. Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzt auf. Jes 35,4

Deswegen nahm Jesus das als Beweis gegenüber Johannes.

Jesus hat die Menschen vom (mosaischen) "Gesetz" befreit/erlöst , welches die Menschen in Knechtschaft gehalten hat, und den wahren Weg zum Reich Gottes gezeigt.

Jesus Christus hat uns alle erlöst und nicht nur vom mosaischen Gesetz, sondern von den Folgen der schweren Sünde, vor dem ewigen Tod durch unsere Sünde. Er starb zu unserer aller Rechtfertigung, allein sein Tod verschaffte uns wieder Gottes Gnade.

Darf ich fragen, welcher christlichen Strömung Du angehörst?

0
Viktor1  05.01.2021, 22:26
@nobytree2
Das ganze Christentum sieht Jesus Christus als den Messias an - dass Er tatsächlich der Erlöser ist

Er wird so bezeichnet.

Jes 35,4

Dies belegt nun wirklich nichts.

erlöst ...von den Folgen der schweren Sünde, vor dem ewigen ... Er starb zu unserer aller Rechtfertigung, allein sein Tod verschaffte uns wieder Gottes Gnade.

Du kannst mir ja Textstellen bringen, wo Jesus - nochmals JESUS - dies gesagt hat. Statements, Glaubensbekundungen, auch wenn sie in den christlichen Kirchen beheimatet sind, belegen nichts.

welcher christlichen Strömung Du angehörst?

der, welche von Anfang an bestand, keiner der nachträglichen Religionsgemeinschaften. Deswegen dürfen doch Hinterfragungen gemacht werden zu unlogischen "Glaubensbekenntnissen", welche sich auf das AT wie auch teils auf das NT berufen, die Nicht- Aussagen Jesu aber außen vor lassen.

Nicht mal das "Apostolische Glaubensbekenntnis" welches primär zusammenfaßt, was Christen glauben sollten, bringt solche Bekenntnisse wie von dir gebracht.

0
nobytree2  05.01.2021, 22:38
@Viktor1

Vergebung der Sünden, Versöhnung des Menschen mit Gott (Röm 5,11; 1 Joh 2,2), Befreiung und Rettung (Röm 5,9; Kol 1,13), Heilung (1 Thess 4,3 u.7), Gemeinschaft und Frieden mit Gott und den Menschen (1 Kor 1,9).

Bibelstellen:

 Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten.

Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod. 

Der Tod ist verschlungen in den Sieg. 55 Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?« 56 Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz. 57 Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus! 

an welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade,

an welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden;

Und darum ist er auch ein Mittler des neuen Testaments, auf daß durch den Tod, so geschehen ist zur Erlösung von den Übertretungen, die unter dem ersten Testament waren, die, so berufen sind, das verheißene ewige Erbe empfangen.

0
Minayamina 
Fragesteller
 05.01.2021, 22:51
@Viktor1

Es gibt aber andere Stellen in der Bibel wo Jesus es bestätigt hat dass er der Messias ist in der Vorstellung der Juden.

Markus (14,61): Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: Bist du Christus, der Sohn des Hochgelobten? 62 Jesus aber sprach: Ich bin's"

Jesus sagt also dass er der Messias ist in der Vorstellung der Juden, denn der hier ihn gefragt hat war der Hohepriester. Also Jesus meinte es wirklich dass er der verheißen Messias war.

1
Minayamina 
Fragesteller
 05.01.2021, 23:06
@Viktor1

Jesus bestätigt auch hier dass er der Messias ist en die Juden kannten. Und warteten. Johannes (4, 24): Spricht das Weib zu ihm: Ich weiß, daß der Messias kommt, der da Christus heißt. Wenn derselbe kommen wird, so wird er's uns alles verkündigen. 26 Jesus spricht zu ihr: Ich bin's, der mit dir redet. 27

1
Viktor1  05.01.2021, 23:19
@nobytree2
Vergebung der Sünden, Versöhnung des Menschen mit Gott

Ich habe ausdrücklich darauf bestanden, daß du Aussagen Jesu bringst
Du hast es nicht gemacht - weil es die nicht gibt. Wenn das was du bringst die zentrale Heilsaussage Jesu gewesen wäre, hätte er dann nicht davon gesprochen , immer immer wieder ? Aber - nichts von dem.

Die Aussagen von Paulus müssen jeweils im Zusammenhang gesehen werden mit den Adressaten und seiner Absicht. Dies ist hier immer interpretantionsbedürftig und weniger wörtlich zu nehmen.
Paulus hat viele allegorische Betrachtungen gebracht, welche sich vor allem mit dem mosaischem Gesetz und der Schrift auseinandersetzten - für Judenchristen, um sie vom von dem "Neuen" zu überzeugen.
Er hat dabei natürlich oft auch den Glauben forciert und die Gnade Gottes, welche im "Alten Bund" durch die Erfüllung von Gesetzeswerken und Darbringung von Opfern erlangt wurde.
Lies hierzu mal Hebäer 8.
https://www.bibleserver.com/LUT/Hebr%C3%A4er8
Und das der (Sach-) Glaube letztendlich garnicht relevant ist zur Erlangung des Reiches Gottes aber sehr wohl das gerechte Handeln des Menschen (die Gerechtigkeit Gottes und seine Gnade sind immer präsent, die brauchte Jesus nicht erst durch Blutopfer bewirken) hat auch Paulus in seiner berühmten Aussage in Röm.2,1-16 herausgestellt.
https://www.bibleserver.com/LUT/R%C3%B6mer2%2C1-16
Und was Paulus unter Glaube an Jesus versteht s. hier (Gal. 5,6):
"Denn in Christus Jesus gilt ..... der Glaube, der durch die Liebe tätig ist."
Und dem wollen wir nun nicht widersprechen.


0
Viktor1  05.01.2021, 23:24
@Minayamina
Wenn derselbe kommen wird, so wird er's uns alles verkündigen. 26 Jesus spricht zu ihr: Ich bin's, der mit dir redet.

Genau, er ist der welcher das Evangelium, die frohe Botschaft verkündet, nicht der, welcher die Juden von der Unterdrückung befreit.

0

Meine Überlegung, ohne jetzt Theologe zu sein:

Die Taufe Jesu bezeugt die Gottessohnschaft Jesu, aber noch nicht seine Stellung als den Messias, als den Christus (= der Gesalbte), der eine Erlöser.

In der Taufe wurde Jesus in der Stellung zu Gott dargestellt, in der Salbung (Messias) seine Stellung als Befreier der Menschheit. Man muss auch den Begriff Menschensohn mit einbeziehen, der eng mit dem Messiasbegriff verbunden ist.

Minayamina 
Fragesteller
 05.01.2021, 21:14

Aber in Johannes Evangelium steht das er es wusste, Er nannte ihn Gottes Lamm. Johannes (1,29): Des andern Tages sieht Johannes Jesum zu ihm kommen und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt! Und das passierte bevor er im Gefängnis war. Also er wusste auch dass er der Erlöser war.

1
nobytree2  05.01.2021, 21:46
@Minayamina

Mit Messias war ja allgemein der Befreier Israels gemeint. Natürlich ahnte Johannes, dass der Sohn Gottes auch der Messias ist, aber es herrschte zu der damaligen Zeit aufgrund der römischen Besatzung ein verzerrtes Bild vom Messias, als einer, der nicht die Sünden auf sich nimmt, sondern die Römer rausschmeißt.

Auch Johannes musste wohl zum Glauben kommen, dass der Messias kein weltliches Reich aufbaut, sondern ein geistiges, weil er den Fürst dieser Welt (2 Kor. 4,4, Joh 12,31) und nicht (gleich) die Römer besiegt.

Ich denke, auch Johannes, auch wenn er von ganz weit oben anfing, musste noch seinen Weg des Glaubens gehen, von der Erkenntnis, dass Jesus der Sohn Gottes, zu der Erkenntnis, dass Jesus Christus auch der eine Messias ist, mit dem die Erlösung, wie im Alten Testament beschrieben gemeint ist.

Aber wie gesagt, das ist jetzt mein Verständnis.

0
Viktor1  05.01.2021, 22:04
@Minayamina
Er nannte ihn Gottes Lamm. Johannes (1,29)

aber in Joh. 1,34 steht: " Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn."
Dazu muß gesagt werden, daß das Johannesevangelium kaum Tatsachenberichte bringt oder Worte - egal von wem - welche so gesprochen wurde.
Das Johannesevangelium ist meist eine "theologische Aussage" von Johannes bzw. der Autoren dieser Schrift, mit dem Ziel, die Person Jesu herauszustellen.
Dies wird deutlich in den vielen Selbstbezeugungen Jesu, welche dieser so bestimmt nie gemacht hat.
Die Botschaft Jesu ist zwar auch in dem Evangelium enthalten, aber man muß sie raus filtern.

0
nobytree2  05.01.2021, 22:15
@Viktor1

Das Johannesevangelium ist tatsächlich ziemlich akademisch geschrieben, dennoch ist es eine eigenständige Quelle.

Dies wird deutlich in den vielen Selbstbezeugungen Jesu, welche dieser  so bestimmt nie gemacht hat.

Zwar unterscheidet sich das Johannesevangelium sehr von den anderen drei Evangelien, aber es derart zu relativieren, dass man die Selbstbezeugungen Jesu den Tatsachencharakter abspricht, schlägt in die typische Kerbe, das Johannesevangelium sei unglaubwürdig, dem stimme ich wie sehr viele nicht zu. Es hat einfach einen anderen Blickwinkel, ist aber deswegen nicht weniger wahr und muss nicht erst zwangsweise uminterpretiert werden.

Wenn Johannes etwas schreibt, warum sollte Jesus Christus als der Sohn Gottes es nicht so gesagt haben? Wenn Jesus es anders gesagt hat, warum hat Johannes es dann nicht anders geschrieben? Oder hat sich Johannes gedacht, er wüsste es besser als Jesus Christus oder könne es besser ausdrücken? Ich denke, damit muss man vorsichtig sein - es spricht nichts dagegen, dass Jesus Christus es so bezeugt hat.

0
Viktor1  05.01.2021, 22:45
@nobytree2
das Johannesevangelium ...ist aber deswegen nicht weniger wahr und muss nicht erst zwangsweise uminterpretiert werden.

Richtig, aber die "Worte Jesu"wurden diesem in diesem Evangelium meist in den Mund gelegt, das ist offensichtlich.
Wie schon gesagt - es ging dem Autor weniger um die Botschaft, als um die Glaubwürdigkeit der Person Jesu - indem Sinne - "wenn der Prophet glaubwürdig ist ist es auch seine Botschaft."
Dies beginnt schon beim Prolog und endet in Joh.21,25.
Die Botschaft Jesu ist aber in sich schon nachvollziehbar, glaubwürdig.

Ich versteh, daß du und andere "Bauchschmerzen" haben wenn man die "Jesu-Worte" dieses Evangelium hinterfragt. Dies muß aber nicht bedeuten, daß man Jesus hinterfragt, ganz im Gegenteil. Vieles kann bereinigt werden was zu Jesus einfach nicht passt und was in den anderen Evangelien kaum oder garnicht anklingt.

0

Es gibt noch mehr "Ungläubige" (Mk.14,61; Joh.20,25).

Woher ich das weiß:Recherche