Warum erbaut Jesus seine Gemeinde auf Petrus und nicht auf sich selbst bzw auf Gott?

11 Antworten

Der Walvoord-Bibelkommentar erklärt dies m. E. recht gut:

"Das Bekenntnis des Petrus wurde für Jesus zum Anlass, sein messianisches Programm darzulegen. Petrus (Petros , Maskulinum) war stark wie ein Fels, doch Jesus fuhr fort, dass er auf diesem Felsen (petra , Femininum) seine Gemeinde bauen wolle. Die Änderung des Geschlechts im Griechischen brachte manche konservativen Exegeten zu der Ansicht, dass Jesus seine Gemeinde auf sich selbst bauen wollte. Andere Forscher vertreten die These, dass Petrus und die übrigen Apostel die Grundsteine bilden, auf denen das Gebäude der Kirche ruht (Epheser 2,20; Offenbarung 21,14). Wieder andere sind schließlich der Auffassung, dass die Gemeinde auf dem Zeugnis des Petrus errichtet ist. Am plausibelsten scheint mir, tatsächlich davon auszugehen, dass Jesus Petrus für seine richtige Aussage lobte und dann davon sprach, daß er die Gemeinde auf sich selbst errichten werde (1. Korinther 3,11)."

In der MacArthur-Studienbibel findet sich als Erklärung:

"auf diesen Felsen. Die gr. Form von Petrus, Petros, bedeutet »kleiner Stein« (Joh 1,42). Jesus machte hier ein Wortspiel mit dem Begriff petra, der einen Felsblock bezeichnet (vgl. 7,24.25).

Da das NT zur Genüge verdeutlicht, dass Christus sowohl der Grund der Gemeinde ist (Apg 4,11.12; 1Kor 3,11), als auch ihr Haupt (Eph 5,23), wäre es falsch zu sagen, der Herr habe hier eine dieser Rollen auf Petrus übertragen. In einem gewissen Sinne hatten die Apostel eine grundlegende Aufgabe beim Bau der Gemeinde (Eph 2,20), doch die Rolle des Primats steht nicht Petrus zu, sondern ist allein Christus vorbehalten.

Somit werden Jesu Worte hier am besten als simples Wortspiel verstanden: Aus dem Mund des »kleinen Steins« kam eine Wahrheit von der fundamentalen Bedeutung eines Felsblocks.

Petrus selbst erläutert dieses Bild in seinem 1. Brief: Die Gemeinde besteht aus »lebendigen Steinen« (1Pt 2,5), die wie Petrus bekennen, dass Jesus der Christus ist, der Sohn des lebendigen Gottes. Und Christus selbst ist der »Eckstein« (1Pt 2,6.7)."

OhNobody  24.10.2019, 04:25

Sehr gute Erklärung. Danke ...

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In den Religionswisssenschaften gilt es bei vielen Wissenschaftlern als nahezu gesichert, dass dieser Satz nachträglich "redaktionell" bearbeitet wurde, damit sich die katholische Kirche als einzige "wahre Kirche" eine geistliche Legitimation verschafft, die auf Jesus gründet. Die Begründung hierfür erspare ich mir allerdings, denn das würde an dieser Stelle zu weit führen.

Die weltliche Legitimation für den Kirchenstaat hat sie sich über die sogenannte Konstantinische Schenkung verschafft, wobei es bei der absolut sicher ist, dass die zugehörige Urkunde etwa um 800 gefälscht wurde.

Gott will den neuen Bund auf Erden einem irdischen Vertreter übergeben. Gott kommuniziert nicht alltäglich mit den Gläubigen. Da brauch es einen Vertreter auf ERden. Das lässt sich vergleichen mit den damaligen Verhältnissen. Ein Kaiser hat bei Entdeckung neuer Länder auch einen einheimischen Vertreter gebraucht, weil er ja nicht vor Ort sein konnte.

Gott steht über diesen irdischen Verwaltungen einer Kirche. Das sollen die selber machen. Und Petrus war seine Wahl.

Es sollte ja ein Mensch sein, der das weiterführt, was Jesus aufgebaut hat.

Diese Stelle wurde von den Autoren der Evangelien erfunden, und sie steht mit Absicht zeitlich am falschen Ort. Sie kannten die urchristlichen Gemeinden in der Türkei bereits. Die Autoren wollten dem vorösterlichen (nicht historischen) "Jesus" in den Mund legen, dass er eine Ecclesia gründen wolle und verspätet noch den ebenfalls nicht historischen Petrus ins Spiel bringen. Da war die Gründung von urchristlichen Gemeinden (ab 44 nC) durch den historischen Paulus aber bereits erfolgt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Aischylos  03.12.2019, 05:03

Vom Fragenden offenbar akzeptiert. Gut so.

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