War Napoleon Jakobiner?

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Napoleons Karriereaufstieg schien unterdessen gefährdet zu sein, als die Jakobiner gestürzt wurden und mit Robbespierre, einem guten Freund Napoleons, in Juli 1794 zum Tode verurteilt worden sind. Napoleon wurde nun als Gesinnungsgenosse der Jakobiner verhaftet und damit aus der Armee ausgeschlossen. Die neuen, gemäßigteren Machthaber brauchten aber schon bald jeden brauchbaren General, da Frankreich inzwischen an drei Fronten im Kampf gegen Feinde der Revolution war ( erster Koalitionskrieg, Ö, E, Preußen), und so konnte und wollte man nicht auf Napoleon verzichten. Diesem war es zu dem Zeitpunkt übrigens egal wer zur Zeit an der Macht war, denn in seiner Machtgier kämpfte er für jede politische Richtung, um sich einen Namen zu machen. Napoleon wurde 1796 sofort mit der Planung militärischer Operationen in Italien beauftragt. Dort schlug er mit den unterlegenen Revolutionstruppen an Kampfplätzen in Norditalien die damals mächtigen Österreicher. Er handelt dann auf eigene Faust, also ohne Genehmigung der Machthabenden in Paris, einen Friedensvertrag mit den Österreichern aus: den Friedensvertrag von Campo Formio (auch Ö mußte der Abtretung des linken Rheinufers zustimmen, und auf die öst. Niederlande und auf die Lombardei verzichten – dafür erhielt es das Gebiet der Republik Venedig). Um die eroberten Gebiete in ständiger Abhängigkeit von Paris zu halten, errichtete man Satelitenstaaten: die Cisalpinische Republik mit Mailand und die Ligurische Republik mit Genua und noch andere.

1793 Napoleon ist jetzt Jakobiner. Er leitet die Belagerung und Einnahme Toulons und wird zum General befördert.

Wie bekannt entstammte N. dem niederen Adel auf Korsika. Die Korsen waren ein kampffreudiges Volk, das sich immer gegen Eindringlinge wehrte. Charakterzug N.s war seine Freude an Streit und Raufereien. 1789 stand vor ihm die Frage: "wie kann ich die Revolution am besten für mich ausnutzen?". Auf jeden Fall nicht auf der Seite der Royalisten, das war sein Ziel. (Er verachtete Ludwig XVI. weil dieser gegen die "Kanaille", welche die Tuilerien stürmte keine Kanonen einsetzte!). Napoleons Strategie, am 17.12.1793 in Toulon und am 5.10.1795 in Paris Kanonen einzusetzen im Stadtkampf, machten ihn zum ersten Strategen dieser Zeit und war die Voraussetzung für seinen Aufstieg. Allerdings war entscheidend für den Sieg am 5.10., dass der Konvent noch in der Nacht beschloss zu kämpfen. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätten die Roylisten gesiegt und aus N.s Karriere wäre wohl nichts geworden. So aber konnte er die Grundpfeiler der feudalen und klerikalen Mächte Europas z.T. zerstören, zum Ende seiner Herrschaft aber sich mehr und mehr in einen Monarchen von Gottes Gnaden verwandelte. Zu deiner eigentlichen Frage: N. hasste die Jakobiner, welche die Wohltaten der revolutionären Errungenschaften(Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) auch den kleinen Leuten zukommen lassen wollten. Für ihn stand der Schutz des Eigentums an erster Stelle.

Ich empfehle Eugen Tarlé, Napoleon, Berlin 1973 und Talleyrand, Leipzig 1950- hervorragend geschrieben.

Napoleon Bonaparte ist während der Französischen Revolution einige Zeit Jakobiner gewesen. Zu Beginn dieser Zeit war er ein junger ehrgeiziger Artilleriehauptmann. 1790 ist er zum Oberleutnant befördert worden und trat dem örtlichen Jakobiner-Klub von Auxonne (wo damals seine Garnison war; er verbrachte allerdings 1789 – 1793 viel Zeit auf Korsika, wozu er sich beurlauben ließ; 1793 hielt Napoleon Bonaparte eine Rede im Jakobiner-Klub von Ajaccio, in der er Pascal Paoli gegen Vorwürfe verteidigte, formulierte allerdings gleichzeitig eine Adresse an die Bürgerschaft von Ajaccio, alle Korsen sollten erneut ihre Anhänglichkeit an Frankreich beschwören).

Mag anfänglich eine Neigung bei der politischen Ausrichtung mitgespielt haben (die Jakobiner hatten zuerst auch eine größere politische Bandbreite, bei der alle Patrioten, die Befürworter der Revolution waren, vertreten waren), ist dann Opportunismus bemerkbar.

Ende Juli 1793 schrieb Napoleon den Essay „Le Souper de Beaucaire“, ein fiktives Gespräch eines Offiziers, eines Kaufmanns aus Marseille, eines Fabrikanten aus Montpellier und eines Bürgers aus Nîmes, in dem von unterschiedlichen Sichtweisen und Interessen her die aktuelle politische Situation in Frankreich beleuchtet wird.

Der Text war darauf berechnet, beim Nationalkonvent und den mächtigen Jakobinern und Politikern der Bergpartei (Montagnards), Wohlwollen zu erwecken.

Augustin de Robespierre (jüngerer Bruder des bekannten Maximilian de Robespierre), Kommissar des Nationalkonvents hat die Laufbahn Napoleons gefördert. Napoleon Bonaparte richtete Bitten und Vorschläge an den Wohlfahrstauschuß (Comité de salut public).

Wegen seiner Nähe zum jüngeren Robespierre galt Napoleon eine Weile als radikaler Jakobiner und kam in Schwierigkeiten, als die Gruppe um Robespierre am 27. Juli 1794 (9. Thermidor des Jahres II) gestürzt wurde (Verhaftung, zeitweilig aus der Armee ausgeschlossen).

Es gelang ihm aber dann, sich dem nun herrschenden Direktorium (Directoire) anzudienen. Napoleon Bonaparte gab sich als Mann der Mitte (gegen Royalisten und radikale Jakobiner). Infolge des Staatsstreichs vom 9./10. November 1799 (18./19. Brumaire des Jahres VIII) wurde er Erster Konsul, 1804 Kaiser. Unter anderem bekämpfte er eine republikanische Opposition durch Jakobiner. Es gab Verhaftungen, Verurteilungen (mit Hinrichtungen) und Deportationen.

Biographien enthalten Informationen, z. B.:

Roger Dufraisse, Napoleon : Revolutionär und Monarch ; eine Biographie. 4. Auflage. München : Beck, 2005 (Becksche Reihe ; 1352), S. 19 – 80

Johannes Willms, Napoleon : eine Biographie. München : Beck, 2005, S. 44 –342

Du kannst es lang bei charmingwolf lesen, noch länger in einer Biographie oder kurz:

Nein, Napoleon ist stets seinen eigenen Zielen hinterher gegangen. Auch wenn er mal bei der ein oder anderen politischen "Partei war", hat er -meiner Auffassung nach- immer nur seine Karriere im Sinn. Darüber lässt es sich aber streiten.^^

Ich muss ewas zu @Albrecht sagen, der perfekt antwortet und mir die fiktive Abhandlung "Le souper de B." in Erinnerung gebracht hat. Wir mussten als Studenten dieses literarische Stilmittel näher untersuchen und Parallelen aufspüren. Nach Napoleon war das ein "Renner", konnte man doch seine Meinung mitsamt Sorgen oder Trends verdeckt einbringen. Übrigens, auch heute noch brauchbar; zB. in Memoiren, in Gastkommentaren, in Zirkeln.----Zur Frage: Ja Jakobiner, was sonst!