Sansculotten und Jakobiner?

2 Antworten

Wenn der Begriff «Jakobiner» genau genommen wird, ergibt sich: Die Sansculotten haben nicht zu den Jakobinern gezählt.

Nur wenn der Begriff «Jakobiner» in einem ganz weiten Sinn für alle Anhänger der Französischen Revolution und entschiedene Befürworter einer Republik ab Herbst 1792 verwendet wird, fallen auch die Sansculotten darunter.

Der deutlichste Unterschied bestand in Gesellschaftsschicht, zu der sie gehörten. Die Jakobiner hatten einigen Besitz und Bildung, gehörten mindestens zur bürgerlichen Mittelschicht. Die Jakobiner waren Mitglieder eines politischen Klubs. Sie zahlten einen nicht ganz geringen Mitgliedsbeitrag. Angehörige der Unterschicht konnten dies finanziell nicht leisten. Fraglich ist auch, ob sie für die dort stattfindenden Diskussionen und deren Stil die Bildungsvoraussetzungen hatten.

Die Sansculotten waren eine politisch mobilisierte revolutionäre Bewegung der städtischen Volksmenge, eine Massenbewegung des einfachen Volkes. Diese revolutionäre Volksmenge (vor allem in Paris wichtig) setzte sich, weit gefächert, aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen (z. B. Handwerker, Arbeiter, Tagelöhner, kleine Gewerbebetreibende und Ladenbesitzer, Dienstboten) zusammen. Das gemeinsame äußere Merkmal war, keine Kniebundhosen zu tragen, wie dies Adlige (und teilweise sehr wohlhabende Bürger) taten.

weitere Unterschiede:

  • bevorzugte politische Formen, Stellung des Parlaments: Die Jakobiner wollten eine verhältnismäßig starke Stellung des gewählten Parlaments (Nationalversammlung bzw. später Nationalkonvent), die Sansculotten neigten eher zu einer Geringschätzung des Parlaments und einer maßgeblichen Rolle für Basisaktionen von Volksmassen und für Komitees und Bürgerversammlungen der Sektionen (Verwaltungsbezirke in Städten)
  • Eigentum: Die Jakobiner waren nur bedingt (vorübergehende Notmaßnahmen) und begrenzt bereit, in das Eigentum einzugreifen. Die Sansculotten hatten weitergehende Forderungen mit Vorstellungen von umfassenderen Besitzumschichtungen (hin zu einer großen Besitzähnlichkeit) und Sozialmaßnahmen.


Es gab Gemeinsamkeiten und Unterstützung zwischen Jakobinern und Sansculotten. Die Jakobiner haben teilweise den revolutionären Schwung von Aktionen der Sansculotten genutzt, um ihre Ziele durchzusetzen. Ihnen war wichtig, eine Verbindung mit den Volksmassen zu bewahren, aber die Bewegung der Sansculotten möglichst zu kanalisieren und zu kontrollieren. Sie sind einigen sozialpolitischen Wünschen nachgekommen, zum Teil aus Überzeugung, zum Teil als taktisches Zugeständnis. Die Gruppe der Montagnards um Robespierre schränkte im Oktober 1793 das ständige Tagen der Sektionen (Versammlugen auf der unteren Ebene der Verwaltungsbezirke) in Paris ein, auf die sich die Sansculotten stützen.

Jakobiner

Jakobiner ist Bezeichnung für Mitglieder eines politischen Klubs. Die Bezeichnung wird zum Teil auch für zur Berg-Partei (Montagnards: ganz links oben im Sitzungssaal des Nationalkonvents, auf dem „Berg“ [montagne]) gehörende Politiker verwendet, obwohl eine völlige Gleichsetzung nicht genau zutrifft (z. B. gehörten zur Berg-Partei auch Mitglieder des politischen Klubs der Cordeliers [Mitglieder im Club des Cordeliers, der Société des droits de l'homme et du citoyen – „Gesellschaft der Menschenrechte und der Bürger“]).

Die Jakobiner waren ein politischer Klub, hervorgegangen als Neubegründung (1790) aus dem am 30. April 1789 gegründeten bretonischen Klub (Club breton). Der Klub nannte sich Gesellschaft der Revolution (Société de la Révolution), dann Gesellschaft der Freunde der Verfassung Club (Société des amis de la Constitution). Nach seinem Tagungsort in einem aufgehobenen Jakobinerkloster in Paris am der Rue Saint-Honoré wurde dieser Klub als Jakobinerklub (Club des Jacobins) bezeichnet.

Bei den Jakobinern war zuerst eine große politische Bandbereite vertreten, die für eine Veränderung durch die Revolution eintrat. Nach und nach spalteten sich Teile ab bzw. wurden Leute ausgeschlossen. Manche Politiker der Girondisten waren zunächst auch Mitglieder in Jakobinerklub, erst später kam es zur deutlichen Trennung. Aber schon vorher waren andere Gruppierungen bei den Jakobinern ausgeschieden.

Die Montagnards und die Jakobiner haben auch beim Bündnis mit den Sansculotten die politische Führung behalten wollen und das revolutionäre Geschehen kanalisieren wollen.

Sansculotten

Die Ziele und vorgetragenen Forderungen der Sansculotten waren nicht zu jeder Zeit völlig gleich und auch innerhalb der Sansculotten nicht in allen Einzelheiten gleichartig.

Die Sansculotten betonten die Gleichheit (égalité). Dazu gehören rechtliche Gleichbehandlung (unabhängig von einer Standeszugehörigkeit) und politische Gleichheit (keine Trennung nach Aktivbürgern und Passivbürgern mit weniger Mitwirkungsrechten auf Grundlage der Vermögensunterschiede). Die Sansculotten beriefen sich auf die Verfassung von 1793. Die Sansculotten vertraten das Prinzip der Volkssouveränität (auch mit dem Volk als Richter) und ein großes Ausmaß direkter Demokratie (darunter auch Abstimmung nach Aufruf und Zuruf, ständig tätige Basis). Die Kommune von Paris und die Pariser Sektionen waren Organisationen, in denen sie dominierten (vorherrschten).

Die wirtschaftlichen Vorstellungen der Sansculotten enthielten Wünsche nach einer gleichmäßigeren Verteilung des Besitzes (Höchstpreise für Lebensmittel, Enteignungsforderungen). Sehr direkt und praktisch war ihr Ziel einer Sicherung der Ernährung (Bekämpfung des Hungers).

Die Sansculotten stützen sich auf die Kommune von Paris und Versammlungen in den Sektionen. Sie verwandten unter anderem Druck von der Straße, Massenaufläufe, Forderungen (zum Teil mit Gewaltandrohungen), Aufstände. Sie versuchten, allerdings erfolglos, die Stadtregerung von Paris zur Regierung Frankreichs zu machen.

Darstellungen der Französischen Revolution:

Wolfgang Kruse, Die Französische Revolution. Paderborn , München : Wien ; Zürich : Schöningh, 2005 (UTB : Uni-Taschenbücher : Geschichte ; 2639). ISBN 3-8252-2639-5 (UTB). 3-506-71316-7 (Schöningh)

Axel Kuhn, Die Französische Revolution. 6. Auflage. Stuttgart : Reclam, 2013 (Reclams Universal-Bibliothek ; Nr. 18912 : Reclam-Sachbuch). ISBN 978-3-15-018912-2

Susanne Lachenicht, Die Französische Revolution. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2012 (Geschichte kompakt : 19./20. Jahrhundert. WBG - Wissen verbindet). ISBN 978-3-534-15162-2

Ernst Schulin, Die Französische Revolution. 5. Auflage. München : Beck, 2013 (Beck's historische Bibliothek). ISBN 978-3-406-65877-8

Hans-Ulrich Thamer, Die Französische Revolution. Originalausgabe. 4., durchgesehene Auflage. München : Beck, 2013 (Beck'sche Reihe : C.-H.-Beck-Wissen ; 2347). ISBN 978-3-406-50847-9

Johannes Willms, Tugend und Terror : Geschichte der Französischen Revolution. München : Beck, 2014. ISBN 978-3-406-66936-1

Die sansculloten (ohne Hosen) waren die Gruppe, die das einfache Volk repräsentierte. Da die Jakobiner diese Interessen vertraten, wie andere Parteien auch nehme ich an, dass es dort Überschneidungen gab. Die Jakobiner waren sehr sehr extrem, du kannst dir das also so vorstellen das die radikalen sansculloten zu den Jakobinern gehörten, nicht aber alle!