War Napoleon ein guter Herrscher?

11 Antworten

Für die meisten Franzosen und den Polen ist Napoleon noch immer der größte Europäer aller Zeiten, der die Grand Nation zum erblühen brachte.

Die anderen Nationen, die von diesen "Kaiser-General" überfallen und danach immer zu hohen Strafzahlungen verpflichtet wurden, sahen das wohl ein bisschen anders.

In einigen Sätzen diese Historische Figur beschreiben zu wollen, ist ein Ding der Unmöglichkeit.

Eine Biografie zu lesen könnte helfen den Wissensdurst zu stillen.

NAPOLION - EIN LEBEN. von Adam Zamoysky

Hier wurde über Napoleon geschrieben:

Er war für sein Land (Frankreich) ein guter Herrscher da er viele andere
Länder etc. erobert hat, allerdings war er deswegen in anderen Ländern
nicht sehr beliebt.

Mit dieser Argumentation könnte man auch einen der übelsten Verbrecher der Geschichte verklären:

Hitler "war für sein Land" (Deutschland) "ein guter Herrscher da er viele andere Länder etc. erobert hat"!

Und auch diese Feststellung träfe auf Adolf Nazi zu: "allerdings war er deswegen in anderen Ländern nicht sehr beliebt." Im Unterschied zu Napoleon in Frankreich ist Hitler aber auch in Deutschland äußerst unbeliebt bzw. verhasst, und das mit Recht!

Aber merke: die verklärende Beliebtheit Napoleons in Frankreich macht ihn keinesfalls zu einem "guten Herrscher"!

Was macht überhaupt einen "guten Herrscher" aus? Darüber muss man sich zunächst klar werden, bevor man einen Mann wie Napoleon beurteilen kann.

Die Beurteilung Napoleons kann nur auf der Grundlage der Errungenschaften der Französischen Revolution erfolgen. Und da ist Napoleons Herrschaftsbilanz fast nur negativ. Er war Alleinherrscher, demokratische Mitwirkung hat er nicht zugelassen. Menschen- bzw. Bürgerrechte spielten für ihn immer eine untergeordnete Rolle, wenn es ihm darum ging, seine Interessen durchzusetzen. Das trifft für Frankreich, aber mehr noch für die von ihm unterworfenen Staaten und Völker zu, die er im Zuge seiner Eroberungskriege rücksichtslos ausbeutete. Mit seinen zahlreichen Feldzügen strapazierte er die Finanzmittel Frankreichs und der unterworfenen Völker, seine Soldaten und die seiner Zwangsverbündeten opferte er rücksichtslos. Außerdem schuf er einen neuen "Adel", in den er seine Anhänger und Mitarbeiter aufnahm, und begünstigte in Europa und Deutschland Angehörige seiner Familie, für die er Herrscherstellungen einrichtete.

Mein Fazit: Napoleon war weder ein "guter Herrscher" noch ein erfolgreicher Herrscher, gewiss aber ein sehr selbstsüchtiger Herrscher. Sein Imperium, das er schuf, bestand nur kurzfristig und brachte überwiegend Zwang, Ausbeutung und Not. Seine militärischen Erfolge verspielte er ohne Not, angetrieben nicht durch Staatsinteressen, sondern allein durch persönliche Befindlichkeiten.

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.

Das liegt sicher im Auge des Betrachters. Die Kriege und sein massenhaftes einziehen von Soldaten werden größtenteils allerdings negativ assoziiert wie ich das mitbekomme.

In seinem Talent aus einfachen Verhältnissen zum Kaiser aufzusteigen und über fasst ganz Europa zu herrschen, schon. Gut im Sinne von Humanität, Charaktergröße, Integrität, Friedfertigkeit etc., wohl eher nicht! Die Ansichten darüber sind natürlich nicht in jedem Lande objektiv!

Er hat viel Kriege geführt und letzendlich verloren, also seinem Land viele Tode und andere Verluste beigebracht. Sein ganzen Reformen werden immer wieder gefeiert, aber so besonders waren sie auch nicht für die Zeit.