Vertrauen in reiterliches Können verloren?
Zu dieser Frage muss ich eine Geschichte erzählen. Das Pferd auf dem Foto ist meine Reitbeteiligung, ein 24 Jahre alter Wallach namens Jack. Heute bin ich zu Jack gefahren, um ihn zu longieren und zu reiten. Schon beim longieren merkte ich, dass er anders war als sonst. Er ist beim Galoppieren schneller gewesen als sonst, als ob er sich erschreckt hätte. Zudem ist er auf der einen Seite ständig stehengeblieben und hat mich somit ständig herausgefordert, ihm eine mit der Longiergerte zu knallen, was ich natürlich nicht gemacht habe. Also bin ich nach einer Viertelstunde aufgestiegen und losgeritten, natürlich auf dem umzäunten Platz. Als eine Lampe auf dem Platz anging, ist Jack wie vom Teufel gejagt losgerannt und ich musste ihm wie verrückt mit den Zügeln ziehen, um ihn zum Stehen zu bekommen. Danach longierte ich ihn nochmal ab, um seine überschüssige Energie loszuwerden. Dabei ist meine Longe kaputtgegangen und mein (eigentlich) unendliches Vertrauen auch, da ich ihn nur faul kenne. Um ihn dann zurück zu seiner Weide zu bringen, habe ich einen weiteren Strick an seinem Halfter befestigt und über seine Nase gezogen, um ihn kontrollieren zu können.
Entschuldigt bitte die lange Geschichte,aber sonst würde man es nicht verstehen. Hat irgendjemand ähnliche Erfahrungen gemacht und einen guten Tipp?
9 Antworten
Lass das mal ein paar Tage sacken. Jeder macht Fehler. Dein Fehler war es, dich drauf zu setzen, obwohl er so anders war. Und das ist ok so. Mir ist das schon SO oft passiert.
Das Vertrauen zum Pferd kommt wieder. Steig auf, wenn du dir sicher bist, und höre mehr auf dein Bauchgefühl, im Zweifel lieber die Pläne umändern.
Übrigens... Ablongieren ist Blödsinn. An der Longe hat sich ein Pferd zu Benehmen, ablobgieren geht extrem auf die Gelenke und bringt dir lediglich mehr Kondition. Da kann man das Pferd besser spazieren führen ider laufen lassen, dass es wenigstens eine Gerade hat statt schräg auf einem Kreis zu laufen. Wenn die Besitzerin das allerdings so angeordnet hat, würde ich mich nicht gegen sie stellen.
Zu deiner Beruhigung: das Pferd wird dir das nicht krumm nehmen. Der hat das jetzt schon wieder vergessen.
Mir hängen meine letzten Stürze und fast Stürze auch immer noch etwas hinterher. Also mache ich im Moment nur Sachen, bei denen ich mich sicher fühle oder lasse es ganz bleiben.
Als gut gemeinter Ratschlag: lass die Pläne sein, beobachte das Pferd aufmerksam beim Putzen und schon vorher auf der Weide und entscheide dann, was du mir ihm machst.
Vielen Dank, das werde ich mal ausprobieren. Nächste Woche kommt eh nochmal jemand mit.
Alle Pferde haben mal solche Tage. Vielleicht wurde er die letzten Tage weniger bewegt als sonst, jemand hat es beim Füttern mit dem Hafer gut gemeint, etwas hat ihn aufgeregt oder er hatte einfach besonders gute Laune. Kommt vor. Und du darfst ruhig strenger durchgreifen, wenn er so drauf ist, sonst merkt er sich noch, dass er mit dir machen kann, was er will, und macht es am Ende öfter. Aber dass solche Tage mal vorkommen, gehört einfach dazu
Wenn es in Zukunft öfter vorkommen sollte, würde ich das alte Rezept "Mehr Bewegung, weniger Kraftfutter" vorschlagen. Aber wie gesagt, es gibt kein Pferd, das das nicht ab und zu mal hat
Ja, ähnliche Erfahrungen habe ich schon öfter gemacht. Die Erklärung ist einfach die, dass ein Pferd eben ein Lebewesen ist...
Zunächst stellt sich mir die Frage: was heißt „sonst“? Wie oft hast du dich schon alleine mit dem Pferd befasst - schon seit vielen Jahren, oder hast du ihn erst seit kurzem zu betreuen?
Warum wird das Pferd nur an so wenigen ?Tagen bewegt; was macht es an den „ Stehtagen“: Box oder Koppel?
Vor allem: Was sagt der Besitzer dazu? Denn das wäre mein erster Rat, dich mit diesem zu besprechen.
Das Pferd könnte gesundheitliche Probleme haben, die es versucht, durch Flucht zu kompensieren. Vielleicht warst du bisher auch immer bei gutem Tageslicht dort - Pferde mögen die Dämmerung und wechselnde Lichtverhältnisse im Allgemeinen nicht; möglicherweise ist dein alter Jack da besonders empfindlich.
Ich betreue ihn schon seit nunmehr 3 Jahren und an den Stehtagen kommt er auf die Koppel. Der Besitzer meint dass Jack manchmal einen "Tick" hat, der ihn dann so abgehen lässt. Aber das hatte er schon seit 4 oder 5 Jahren nicht mehr gehabt. Ich war jetzt auch nur die letzten 3 Wochen bei der Dämmerung da, weil ich zurzeit ein Praktikum mache. Ab nächster Woche bin ich wieder so gegen 15:00 Uhr da.
Dann hast du das nun also zum ersten Mal erlebt. Nun bleibt Dir nur, zu überlegen, ob du dich solchen Ticks gewachsen siehst oder nicht. Wenn sich das immer so beim Longieren zeigt, kannst du ja künftig dann das Pferd einfach nur ein wenig führen und wieder wegstellen. Sollte der Besitzer Dir aber sagen, dass dies auch beim Reiten aus heiterem Himmel auftritt, würde ich die Reitbeteiligung kündigen.
Möglcherwesie hast du den Ausraster aber auch unbewußt provoziert, weil du durch das Erlebnis mit dem Hengst verunsichert warst. Das ist sehr schade; aber ich kann dir versichern, dass auch ich keinem Hengst mehr über den Weg traue - würde dies aber nicht auf alle Pferde übertragen.
Wenn du aber nun durch die erschreckenden Situationen generell verunsichert bist, würde ich es unbedingt vorziehen, einige Zeit immer nur in Gegenwart kompetenter Personen was mit Pferden zu machen, statt einsam und verlassen da ohne Unterstützung da zu stehen.
Wenn ich einem Pferd nicht traue, überlasse ich es anderen. Manchmal komme ich mit schwierigen Pferden gut zurecht - aber das ist keine Eigenschaft, über die ich nach Belieben verfügen kann. Wo sich ein Gefühl der Unsicherheit einstellt, lasse ich entweder die Finger weg, oder bitte um Verstärkung.
Beim Longieren hat er sich das erste Mal so benommen. Der Besitzer meinte, dass Jack das zwar mal habe, aber das anscheinend auch nur alle paar Jahre. Das mit der Unterstützung werde ich nächste Woche auf jeden Fall ausprobieren. Vielen Dank für deinen Tipp.
Deine Story liest sich, als würdest du das Pferd überhaupt nicht erst nehmen. Es zeigt dir sehr deutlich, was du ja auch gemerkt hast, dass heute etwas anders ist als sonst. Und was machst du? Setzt dich drüber weg, wirst sogar sauer. Kann das Pferd was dafür, das du es nicht lesen kannst? Umgekehrt liest es dich nämlich wie ein offenes Buch u. spürt genau deine Hilflosigkeit - s. auch deine "Maßnahmen"... Vertrauen entsteht so auf Pferdeseite nicht!
Immer wieder gerne "Sprachkurs Pferd" von Sharon Wilsie. Wenn du weißt, wie du dein Pferd u. dich ins Zero bringst hast du keine überflüssige Diskussionen an der Longe, die dann unter dem Sattel eskalieren.
Pferde sind halt auch nicht jeden Tag gleich, sind wir Menschen doch auch nicht! Vllt stand das Pferd die Tage vorher zuviel, zu viel oder zu gehaltvolles Futter, oder er war halt einfach gut drauf, weil es jetzt mal nicht mehr so heiß ist, oder du warst auch anders u. bist mit dem Gedanken nicht bei der Sache gewesen. Je nach dem, wie lange ihr euch schon kennt, hat das Pferd sich dich jetzt mal eine Zeitlang angeschaut u. als nicht vertrauenswürdig erachtet. Da solltest du ansetzen.
Lerne vernünftigen Umgang mit Pferden - ruhig, konsequent u. geduldig.
Wärest du meine RB u. ich würde hier zu lesen kriegen, dass du der Meinung bist, das Pferd "fordert dich heraus, ihm eine zu knallen" u. du ihm Stricke über die Nase schnallen musst, wäre es das dann auch gewesen... SIE ist dein Ansprechpartner sie kennt ihr Pferd u. zuerst hättest du da mal mit ihr drüber reden sollen. Evtl. kann sie dann mit dir zusammen auch dran arbeiten, dass ihr besser klar kommt.
Abschließend: so groß ist das Drama jetzt auch nicht, wenn das Pferd sich 1x anders verhält als gewohnt... sich kritisch hinterfragen schadet nie, aber gleich an sich komplett zu zweifeln muss auch nicht sein. Nimm es zum Anlass, an dir zu arbeiten.
wenn du mal wieder SO EINEN TAG hast: überlege dir schon vorher ein Alternativprogramm wie z.B. als erstes immer den TTOUCH,
danach z.B. Freiarbeit im RoundPen, Spaziergang ggf mit einem anderen braaaven Pferd zusammen, Beautytag, oder fahren zu Fuß (mit oder ohne Zügel/Fahrleinen) usw
(lies mal was von Linda Tellington-Jones und übe danach - DAS hat uns IMMER weiter gebracht!)
ach ja:und lerne Atemübungen und wende sie an beim/auf dem Pferd.
Ich weiß vorher ja nie, wie er drauf ist. Wir haben sowieso nur zwei Reitplätze und eine Halle. Ich habe ihn auch noch nie gefahren, weil er das nicht kennt. Trotzdem vielen Dank.
Vielleicht war es einfach nur ein schlechter Tag. Auch Pferde haben mal schlechte Tage
Da hast du ntürlich recht. Ich habe wahrscheinlich seine "Sprache" falsch gelesen.
Tatsächlich wird er nur dreimal die Woche bewegt und er bekommt ganz normal sein Müsli. Aber was er da jetzt hatte, weiß ich auch nicht so genau😕.