Was ist der Unterschied zwischen dem "kerygmatischen" Jesus und dem "historischem" Jesus?

4 Antworten

Historischer Jesus: Hypothetischer Mensch namens Jesus Christus, der ungefähr um die Zeit lebte, in der die Evangelien ihren Jesus ansiedeln. Hypothetisch deshalb, weil die sogenannten Außerbiblischen Jesuszeugnisse mehr als fragwürdig sind. Ausnahmen davon sind Tacitus und Plinius der Jüngere; diese erwähnen eigentlich nur, dass es Christen gab.

Kerygmatischer Jesus: Der Jesus der Evangelien. Wird vom historischen Jesus deshalb unterschieden, weil die Evangelien nach einhelliger Meinung der Fachwelt, oder zumindest der historisch-kritischen Exegese, nicht wörtlich zu nehmen, als historische Berichte zu verstehen sind.

Beim kerygmatischen Jesus geht es weniger um die historische Genauigkeit als vielmehr um die theologische Bedeutung von Jesu Leben, Tod und Auferstehung. Der kerygmatische Christus ist somit eine Glaubenswahrheit, die über die historischen Fakten – sofern man diese überhaupt als vorhanden betrachten kann – hinausgeht. Indem sie sich auf die Erlösungsbotschaft und die spirituelle Bedeutung für die Gläubigen konzentriert, entzieht sie sich jeder „materialistischen“ Überprüfbarkeit.

"Kerygma" bedeutet in etwa "Heilslehre". Was die Figur Jesus für die Heilsgeschichte bedeutet (Gottes Erlösungsplan für die Menschheit, Vergebung der Sünden, ewiges Leben etc.), wäre die theologische Betrachtung; sie steht im Gegensatz zur "Leben-Jesu-Forschung", die den historischen Menschen Jesus betrifft. Stellung in der zeitgenössischen Gesellschaft, soziales Umfeld, Beruf (Zimmermann) und dergleichen.

Der historische Jesus wollte keine neue Religion gründen und er bezeichnete sich auch nicht als Sohn Gottes.