Theater: Übungen mit Anfassen

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Abgesehen von http://www.gutefrage.net/frage/warm-up-fuer-darstellendes-spiel-gesucht könntest Du folgendes machen:

Lass sie zum Aufwärmen ziellos durch den Raum gehen. Lass sie schneller gehen, dann wieder langsamer, mal hüpfen, mal schleichen. Erst schleichen wie ein Einbrecher in einem Stummfilm, dann wie ein Serienmörder in einem Tatort. Lass sie marschieren, lass sie rückwärts gehen. Lass sie sich nur rechtwinklig bewegen wie Machinenmenschen. Lass sie torkeln wie jemand, der einen Betrunkenen spielt. Lass sie danach gehen wie jemand, der zuviel getrunken hat, aber auf keinen Fall möchte, daß man es ihm anmerkt. Lass sie gehen wie Hip-Hopper und wie Cowboys, wie Gorillas und wie Klapperstörche usw.
Wenn sie einigermaßen warm und locker sind, sollen sie sich förmlich mit Handschlag vorstellen, immer wenn sie sich begegnen. Lass sie das eine Weile machen, dann sollen sie das Vorstellen variieren: in Eile sein aber trotzdem höflich bleiben, Vorstellen beim neuen Chef, erstes Kennenlernen beim Blind Date, dem neuen Partner der Ex vorstellen, ein Fan stellt sich seinem angehimmelten Star vor usw.
Dann frag sie, ob sie schon mal gesehen haben, wie man bei der Operette und bei der Oper Liebesszenen spielt: "Wenn die Stars sich nicht ausstehen können und ein Liebespaar spielen müssen - wisst Ihr, was ich meine? Oben Küsse in die Luft neben die Wange, und die Unterkörper so weit voneinander entfernt, wie es nur geht?" Amüsiere Dich mit ihnen über diese lächerlichen Operettenstars mit ihren großen falschen Gefühlen und lass sie sich in dieser Form begrüssen, lass sie übertreiben und Spaß haben.
Lass sie sich dann "normal" begrüßen, wie gute Freunde, die sich in den Arm nehmen. Dann wie Liebende, die durch einen Tsunami getrennt wurden und sich zum ersten Mal wieder begegnen.
(Nur der Vollständigkeit halber: Während der ganzen Zeit gehen sie ziellos durch den Raum und stellen sich vor bzw. begrüßen sich, wenn sie sich treffen.)

Du könntest aktiv/passiv-Spiele mit ihnen machen: Sie sollen Paare bilden, je einer ist aktiv, der andere passiv. Der passive verhält sich wie eine Wachspuppe und der aktive muss ihn bewegen. Das Ziel ist, Empathie zu entwickeln und herauszufinden, was mit dem menschlichen Körper möglich ist und was nicht. Man darf den Partner weder kaputt machen, noch ihm weh tun. Wie setzt man jemanden hin, der steht und wie Wachs in den eigenen Händen ist? Wie lässt man einen Liegenden aufstehen? Wie bewegt man jemanden durch den Raum, ohne dass er umfällt?
Am Schluss gibst Du ein Thema vor, und die beiden Aktiven müssen mit ihren Passiven dazu ein Denkmal bauen.
Hinterher wird getauscht: Wer aktiv war ist passiv und umgekehrt.

Lass sie eine Pyramide bauen: Die Männer nach unten und die Frauen nach oben. Die Männer müssen sich stabil miteinander verbinden, damit die Frauen an ihnen hochklettern können. Alle müssen sich gegenseitig Halt geben und sich fest aufeinander verlassen können, sonst klappt es nicht.
Sag den Frauen: "Das ist jetzt kein Mann, sondern ein Klettergerüst. Wo könntest Du am besten Deinen Fuss hinsetzen? Wo könntest Du Dich am besten festhalten?"

Gib auch immer Raum für Feedback: Lass sie nach jeder Übung darüber sprechen, wie es für sie war und was ihnen aufgefallen ist. Frag, ob sich durch die Übung etwas für sie verändert hat, ob sie etwas gelernt haben, ob sich ihre Wahrnehmung verändert hat.

"Wo ist der Schalter?"
"Es gibt keinen."
"Man kann also das Licht nicht ausmachen?"
"Die Direktion kann den Strom abschalten."

schillibilli  04.07.2012, 01:50

Wie immer fundiert, hilfreich und kompetent ;-)

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miomieimiamie 
Fragesteller
 04.07.2012, 08:59
@schillibilli

Vielen Dank für die Hilfe :) Da können sie die Guten am Montag auf was gefasst machen :D Du hast mir so viele Anregungen gegeben, da bekomme ich glatt 2 oder 3 Sitzungen gefüllt.

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heffenberg hat da tolle dinge zusammengetragen. ich kann/möchte nur noch didaktische/methodische überlegungen beisteuern. dieses problem besteht bei nicht-profis grundsätzlich. im alltag erlaubt man sich einen solchen "beweungsraum" nicht. und wie heffenberg durchblicken lässt, sollten sie an einen nicht-alltäglichen umgang gewöhnt werden. erweitere ihre gewohnten (sozialen) interaktionsmuster und kommunikations-gepflogenheiten. das kann schon beim ersten betreten des probenraums beginnen, nicht erst wenn man konkret "probt". ...etabliere einen andern "raum"/probenkultur;)

schillibilli  04.07.2012, 01:48

Tja der heffe kann's halt, ich bin auch ein großer Fan von ihm ;-)

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sophokles79  09.07.2012, 22:12
@heffenberg

ja wäre witzig. bin leider fast nie in berlin ...und in zürich gibts keinen felsenkeller;/...

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Klingt für mich aber nach Jugendlichen in der frühen Pubertät (?)

miomieimiamie 
Fragesteller
 03.07.2012, 08:28

Haha, nee, schön wärs. Die Gruppe ist eine Hochschulgruppe mit Teilnehmern zwischen 21 - ca. 25

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derdorfbengel  03.07.2012, 16:00
@miomieimiamie

AH nee! Akademiker! Da hast Du dieselben Probleme, die man mit dieser Zielgruppe bei Erste-Hilfe-Kursen auch hat. Sorry, weiss leider keinen Rat...

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Äh mal grundsätzlich. Welches Stück. Wie alt sind die Teilnehmer.

miomieimiamie 
Fragesteller
 03.07.2012, 08:29

Das Stück ist Satres "Geschlossene Gesellschaft" Die Teilnehmer sind ca. 21 - 25

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