Stottern im Bewerbungsgespräch erwähnen?
Guten Tag,
Kurz zu meiner Situation ich bin 19 Jahre alt habe bereits eine Ausbildung zum Industriekaufmann abgeschlossen und bin leichter Stotterer.
Aufgrund meiner Therapie war es mir möglich mein stottern größtenteils zu überwinden ich konnte Präsentationen vor vielen Zuschauern gut und flüssig vorstellen auch telefonate stellten kein Problem (mehr) da.
Allerdings stottere ich relativ auffällig in Vorstellungsgesprächen da man derartige Situationen weniger häufig üben kann und man aufgeregter ist.
Sollte ich eurer Meinung nach versuchen das Stottern mit aller Kraft zu verstecken was mir bereits in einem von vier Vorstellungsgesprächen gelungen ist.
Oder kann ich mich tatsächlich als Stotterer Outen ohne benachteiligungen im Auswahlverfahren befürchten zu müssen?
Bitte gibt mir ehrliche realistische Einschätzungen.
Vielen Dank im vorraus.
4 Antworten
Hallo,
mit deiner Frage haben sich schon viele andere Stotternde beschäftigt und ich kann dir sagen, hier gibt es keinen Königsweg. Wie stark ist das Stottern, um welche Stelle geht es, was hilft einem persönlich,… - all diese Aspekte fließen mit ein wenn es darum geht eine Entscheidung zu treffen. Um dir dabei zu helfen, hier ein paar Gedanken und Anregungen aus unseren Erfahrungswerten:
Viele Stotternde berichten, dass es ihnen hilft offen mit ihrem Stottern im Vorstellungsgespräch umzugehen und es z.B. an geeigneter Stelle von sich aus anzusprechen. Sie nehmen sich dadurch den Druck und können sich besser auf den Rest des Gespräches konzentrieren. Unternehmen haben uns außerdem rückgemeldet, dass sie es positiv empfinden, wenn ein Bewerber offen mit einem Handicap umgeht und dadurch einen selbstbewussten Umgang mit seiner Sprechbehinderung vermittelt. Natürlich kann es sein dass es bei einer leichten Symptomatik dem Gegenüber gar nicht auffallen würde, dass derjenige stottert. Man kann also auch ganz ohne Offenlegung durchkommen. Aber wenn es dazu führt, dass man nicht das sagt wie man es eigentlich möchte, lohnt es vielleicht es im nächsten Gespräch mal auszuprobieren und anzusprechen.
Es kann dir helfen, dich direkt mit anderen jungen stotternden Menschen darüber auszutauschen, zum Beispiel auf unserem Berufsorientierungsseminar, oder bei Flow – der jungen Sprechgruppe der BVSS: www.flow-sprechgruppe.de
Wir, das ist übrigens die Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe und wir beraten regelmäßig Stotternde auch zum Thema Vorstellungsgespräch, wissen wie Mitglieder aus unserem Verein mit dem Thema umgegangen sind und haben uns dazu auch mit Unternehmen ausgetauscht. Bei weiteren Fragen findest du hier mehr Infos, oder wende dich gern direkt an uns: www.bvss.de/beruf
Viele Grüße
Martina (Projektreferentin für Stottern und Beruf bei der BVSS)
Verstecken würde ich es nicht. Das macht dich nur verkrampft und wenig authentisch und vielleicht bekommst du gerade deswegen den Job nicht. Sag direkt dass du manchmal in neuen Situationen stotterst, das sich aber schnell wieder legt und du im Griff hast.
So kannst du eher du selbst sein, bist weniger nervös und nicht auf das unterdrücken des stotterns fokussiert und machst bestimmt einen entspannteren Eindruck.
Ich habe mich vor 3 Monate an einer Stelle im Einzelhandel beworben und JA ich hab direkt am Anfang gesagt das ich Probleme mit dem stottern habe, gottserdank viel viel besser geworden als damals :),
Brauchst dir da garkein Angst machen entweder die nehmen dich so wie du bist.
Deine Frage ist nun 4 Jahre her ka ob du die Seite noch nutzt, falls ja, wie geht's?
Ruf doch vorher nochmal an und versuche, mit dem zuständigen Personaler ein Gespräch zu führen. Dann merkt er, dass es auch ohne stottern geht.
Ansonsten würde ich es direkt zu Anfang erwähnen.