Hat stottern was mit Gehirnfehler zu tun, heißt das ich dann behindert bin?

5 Antworten

Teils, teils... Also:

Ja, Stottern hat mit dem Gehirn zu tun. Beim Sprechen laufen ganz viele Dinge im Körper ab, zahlreiche Muskeln, Nerven usw. sind daran beteiligt, dass ein Mensch sprechen kann und damit auch daran wie er spricht. Wenn da nicht alle Rädchen ineinander greifen, hört man sich anders an als "normal".

Bei stotternden Menschen liefern die Gehinrareale, die beim Sprechvorgang "arbeiten" müssen einander nicht zuverlässig die notwendigen Signale zu, wie bei nicht stotternden Menschen. Ist das Sprechzentrum bei Stotternden weniger "aktiv". Nein. Die Gehirnareale arbeiten nur leider nicht so präzise zusammen, wie oben beschrieben.

Hast du bzw. haben Stotternde einen "Gehirnfehler"? Ist uns nicht bekannt, dass es jemals so genannt wurde. Das ist aber natürlich auch eine Frage der Definition. Was verstehst du unter "Gehirnfehler" bzw. was würde das für dich bedeuten?

Heisst das, dass du bzw. Stotternde behindert sind? Nicht wegen des Gehirns. Aber: Stottern ist als Behinderung des Sprechens anerkannt. Dass Stottern eine Behinderung ist, ist zum Beispiel wichtig für stotternde Schülerinnen und Schüler, weil sie dadurch Anspruch auf Nachteilsausgleich haben, für ihre mündlichen Leistungen.

Ob und in welchem Maß du persönlich durch dein Stottern behindert wirst, musst du selbst beurteilen. Wichtig ist auch, wenn dich dein Stottern belastet, kannst du etwas tun, damit es dir besser geht (z.B. Stottertherapie, Selbsthilfe).

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Elefantenkot685 
Fragesteller
 29.06.2020, 11:28

Vielen Dank 👌

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BVSS - Stottern & Selbsthilfe  29.06.2020, 12:04
@Elefantenkot685

Immer gerne. Du kannst übrigens auch mal bei uns anrufen und Fragen driekt mit unserer Beraterin klären, das ist kostenlos, wir sind ja ein gemeinnütziger Verein: 0221 - 139 1108, donnerstags 17-20 Uhr und freitags 12-14 Uhr. Einfach durchklingeln.

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BVSS - Stottern & Selbsthilfe  18.08.2020, 12:13
@Huehnerkacke25

Telefonieren ist tatsächlich besser, weil man dann direkt Nachfragen kann usw. Falls du Telefonieren nicht magst - was vielen Stotternden ja so geht - möchte ich dich ermutigen, dich für die Beratung doch dazu zu überwinden. Die Beraterin hat total viel Umgang mit stotternden Menschen und die Hauptberaterin stottert selbst. Du bekommst hier also wirklich Zeit zum Aussprechen und musst nicht befürchten, dass wir auflegen oder genervt wären. Wir wissen ja, worum es geht :-)

Nur falls es dir wirklich gar nicht per Telefon möglich ist, könnten wir eine Mailberatung vermitteln. Schreibe dann einfach an info@bvss.de und wir leiten es weiter. Bitte schreibe darin dann aber auch, dass wir hier schon gesprochen haben und du um eine Mailberatung als Ausnahme bittest. Wir bekommen nämlich viele allgemein Anfragen per Mail und deine soll auffallen, damit wir sie gleich korrekt weiterleiten können.

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ich habe bisher noch keinen fehlerfreien Menschen kennengelernt.

Keineswegs!

Vielleicht möchtest Du Dir die Geschichte des berühmten Stotterers anhören, der König von England war: "The Kings' Speach" (startpage.com findet)

Je nachdem, wie man eine Behinderung definiert.

Falls ich Stottern als Behinderung ansehen würde, wäre sie wohl so ziemlich die schwächste - die zudem nicht die kognitiven Fähigkeiten einschränkt, weshalb stotternde Menschen heute nicht mehr als “dumm“ wahrgenommen werden.

Es sollte jedenfalls dein Selbstwertgefühl nicht beeinflussen.

Elefantenkot685 
Fragesteller
 26.06.2020, 18:05

Ok danke

Es sollte jedenfalls dein Selbstwertgefühl nicht beeinflussen.

Es ist passiert.

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Stottern ist viel häufiger ein Zeichen für eine psychische Belastung derer man sich oft gar nicht bewußt ist. Ich kann Dir da 2 sehr gute Beispiele sagen. 1. ich habe einen Kollegen der auch oft Sprachprobleme hat. Er ist aber auch in einer Theatergruppe und wenn er da ist und in den Stücken seine Rolle spielt dann blüht er voll auf, dann hat er überhaupt keine Sprachprobleme mehr. 2. Meine Mutter hat früher als Lehrerin am Gymnasium gearbeitet. Sie hat mir mal erzählt das sie mal einen Schüler hatte aus dem kaum ein Wort rauszukriegen war. Aber schriftlich war er eine absolute 1 und singen konnte der, der hat sogar den Schulchor geleitet, zudem hat er Geige, Trompete und Orgel gespielt, wenn er gesungen hat dann hatte er überhaupt keine Sprachprobleme mehr. Als er dann seine Abi- Prüfung machen wollte hatte er voll Panik. Die schriftliche Prüfung hat er locker bestanden aber vor der mündlichen hatte er so richtig Angst weil er meinte das er sich da wieder total verheddert weil er einfach kein Wort rauskriegt und er hat gefragt was er machen soll. Da hat sie zu ihm gesagt er soll bei der mündlichen Prüfung nicht normal sprechen sondern den Text/die Antwort singen. Das hat er gemacht und damit sein Abi mit 1 bestanden. Stottern entsteht viel häufiger auf Grund einer psychischen Belastung, auch wenn man sich dessen nicht bewußt ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung