Stimmt es das immer mehr Menschen von ihrem Einkommen kaum leben können?

4 Antworten

Das haengt halt auch mit den Anspruechen zusammen. Nicht jeder braucht notwendigerweise ein Auto...

Nein. Das scheint ein Märchen der Vereine und Parteien zu sein, die von Panikmache oder der Wohlfahrtsindustrie leben.

Natürlich geht es jedem etwas weniger gut, wenn die Preise schneller steigen als das Einkommen, aber das ist weder neu, noch ungewöhnlich, sondern Teil eines zyklischen Prozesses (im Prinzip auch zum Teil die Rechnung für einen "unverdienten" Wohlstand).

Wäre es ein systemischen Problem müsste man es an den Zahlen zum H4/Bürgergeld sehen und die liegen immer noch in einer relativ niedrigen Schwankungsbreite. Z.Z. haben wir 5% mehr Bezieher als 2022, aber 11% weniger als 2017.

Ja das stimmt vor allem für Angestellte. Leute, die gut verdienen, werden die aktuellen Inflationspreise hinnehmen.

Man sieht aber kaum noch alte Leute beim Einkaufen, die können sich durch ihre Rente die Supermarktpreise kaum noch leisten.

Ich hoffe, das ändert sich alles wieder zum Besseren.

Passt man sich nicht der Situation an, ist das Überleben natürlich in Gefahr.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich recherchiere als freier Journalist.
Dontlikeputin 
Fragesteller
 24.07.2023, 00:22

Es gibt Grenzen der Anpassung.

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AriRosh  24.07.2023, 07:13
@Dontlikeputin

Natürlich gibt's die. Aber der Weg dahin ist in diesem Punkt noch sehr weit.

Nimm mich als Beispiel. Ich bin es gewohnt, in Deutschland lebendalles zu haben, was ich brauche. Vor fünf Jahren floh ich wegen zuviel Judenhass nach Israel, wo ich echte Armut kennen lernte. Ich mußte plötzlich von einem Viertel von dem Leben, was ich in D hatte. Damit stand ich vor der Wahl: zurück nach D und wieder gut leben, oder gut beschützt in Israel bleiben, aber nicht mit dem Wenigen finanziell anzupassen.

Ich muß mit knapp 800€ Einkommen alles bezahlen, in einem Land, wo die Lebensmittel doppelt bis fünffach teurer sund: Meine 16m²-Wohnung 400€, Nebenlebenskosten 250€, blieben für Lebensmittel 250€ übrig, Geld für Genußmittel waren also unbezahlbar geworden.

LebensmittelBeispiele 2018: Pfund Weizenbrot 4€, Pfund Roggenbrot 15€ (kein Scherz), 200g Billigmarmelade 3,50€, Billigfleisch 100g 4€, ungewürzte Salami ohne normalen Geschmack 100g 4€, Käseaufschnitt nur eine Geschmackssorte 100g 3€. 200g Billig Margarine 2€, 850g Nutellaglas, unbezahlbare 8€, geschnacksiritiertes Imitat dessen 400g 3€, Gemüse ab 4€ aufwärts pro Kg. Und sehr viele meiner Lieblingsspeisen gibt's hier nicht einmal, nicht Mal nein Lieblingsbier Flens Pilsener.

Ich mußte mich ganz gewaltig finanziell anpassen, wenn ich meine Freiheit und den Schutz behalten wollte.

Angewöhnen mußte ich nur ganz schnell: kein Tabak rauchen, kein Alkohol, auch kein Feierabend Bier, keine Pizza, keine Chips und ähnliches, keine Süßigkeiten mehr, kein Kino, kein Theater, keines meiner Hobbys mehr, nur eine Mahlzeit täglich.

Glaub mir, es war schwer, aber nicht unmöglich. Inzwischen, seit ein paar Monaten Rentner, hab ich etwas mehr Geld zum Leben, aber Bier (ab 2€/Flasche) ist da immer noch nicht drin und mein Cappuccino muß ich mir von Hand selber machen, aus Billigkaffee, Billigmilch (L 2,50€), 400g BulligKakao 4€, kg Zucker 1,50€, KaffeeWeißer 400g 10€, denn auch Kaffee (400g 9€) und Tee (ab 4€/100g) ist hier extrem teuer.

Verglichen mit meinem Leben in D, hab ich in D Luxus gelebt. Da finanziert sogar Arbeitsamt/Sozialamt den deutschgewohnten Luxus.

O ja, man kann sich anpassen. Schwer, aber es ist möglich.

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Dontlikeputin 
Fragesteller
 24.07.2023, 11:51
@AriRosh

In Israel verdient man aber auch sehr viel mehr,als in DE

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AriRosh  24.07.2023, 13:29
@Dontlikeputin

Nein, leider nicht.

Man verdient bei uns in Israel 50% bis 70% weniger als in Deutschland.

Beispiel Gärtner-Vorarbeiteter in einem Gartenbauunternehmen. In Deutschland verdient dieser ab so 3200€ netto aufwärts. Bei uns liegt der Lohn für die gleiche Arbeit, jedoch statt acht Stunden täglich, bis 14 Stunden täglich in einer 6-Tage-Woche, also arbeiten Sonntags bis Freitags, bei etwa 6.000₪ (~1500€), das ist netto, nach allen Pflichtzahlungen. Und wer Urlaub machen will oder krank ist, bekommt meist in der Zeit keinen Lohn.

Wer arbeitet, dessen Pflichtzahlung "Arnona" (Gemeindesteuer, für Müllabfuhr, Abwasser, Straßenreinigung, etc.) beträgt erheblich mehr, als bei einem Arbeitslosen. Muß man also nochmal etwa 800₪ (200€) abziehen, je nach Wohnlage +/- 50€.

Und Arbeitslose bekommen nur 6 Monate lang Arbeitslosengeld. Danach nichts mehr. Lebt ein Arbeitsloser alleine, hat er dann am Ende der 6 Monate ein Existenzproblem. Kann ja nichts mehr bezahlen, auch keine Miete.

In vielen Punkten ist Deutschland selbst für Grundsicherungsempfänger ein Schlaraffenland gegenüber Israel.

Deshalb verstehe ich überhaupt nicht das viele Gejammere der Deutschen, wenn man auf etwas mehr Luxus verzichten muß.

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