Sollten Lehrer wieder konsequenter mit Schüler umgehen?

8 Antworten

Gewalt ist absolut keine Lösung. Aus Gewalt entsteht mehr Gewalt, das sollten Lehrer nicht fördern. Klar, als die körperlichen Strafen für den Lehrerberuf verboten wurde, befand er sich ein einer Krise, denn die natürliche Autorität, die der Person anhaftete (dadurch, dass sie beispielsweise Gewalt anwenden durfte), war weg. Wenn ein Lehrer nun eine Autorität sein wollte, musste er sich das selbst aufbauen. Er war nicht mehr nur aufgrund seines Berufs eine, wie es beispielsweise heute noch Richter sind.

Deine abwertende Prognose ("Drogendealer", "obdachlos", ...) halte ich für sehr unangebracht. Oftmals ist solches Verhalten erst ausgelöst durch einen gesellschaftlichen Ausschluss, durch Abgrenzung und Distanzierung, kurz gesagt: genau in solchen Äußerungen. Gewalt wird vor allem dann angewandt, wenn man sich anders nicht helfen kann und selbst Gewalt erfährt. Es sind ironischerweise die Eltern beispielsweise, die ihre Kindern prügeln, die selbst geprügelt wurden. Und die Kinder die geprügelt werden prügeln selbst auch in den meisten Fällen. Das geschieht aus dem Gefühl heraus, dass man immer der Schwächere ist. Man wehrt sich nicht so einfach gegen den Vater. Wenn der Vater sich also Schwächere sucht (die Kinder), dann werden auch die Kinder sich wieder Schwächere suchen. Gewalt ist ein kaum zu durchbrechender Kreis, sie geht immer wieder von vorne los. Das kann also keine Antwort sein. Genauso wenig halte ich es für sinnvoll, solche Aussagen zu machen, denn damit schüttet man Öl ins Feuer. Man transportiert diese Sicht, die jeder auf die Jugendlichen hat (sie sind taugenichtse, Loser, werden es zu nichts bringen, ...) nur weiter, und macht es damit schlimmer, bis zu dem Punkt, an dem sie eventuell wirklich auf der Straße und der Kriminalität landen. Dass diejenigen, die dann sagen "ich habs ja gewusst" maßgeblich daran beteiligt waren, steht außer Frage. Mit welchem Recht lässt Du überhaupt solche Sprüche verlauten? Dir könnte ich auch solche Vorwürfe machen. "Solche Schüler wie Du halten sich doch immer für was besseres. Denken sie sind die super Elite-Menschen weil sie aus einem intakten Familienhaus kommen, vermutlich verdient Papa noch ordentlich Kohle und der kleine verwöhnte Junge bekommt alles was er will hinterher geschmissen". Findest Du das in Ordnung, wenn ich so über dich spreche? Ohne dich überhaupt zu kennen? Genau so baut sich eine Klassengesellschaft auf. Du bist noch jung, daher sei dir das verziehen, aber ich hoffe doch, dass Du die Möglichkeit hast, zu lernen, dass es nie förderlich ist, auf andere herabzuschauen. Die, die man am meisten verurteilt und verachtet sind oftmals die, die am wenigsten dafür können. Es sind Schicksale, die man keinem Menschen wünscht, Schicksale, an denen viele anderen, die mit dem Finger auf die Leute zeigen, zerbrechen würden. Verurteile nie jemanden, ohne in seiner Haut gesteckt zu haben, den Ratschlag möchte ich dir mit auf den Weg geben.

KHSchindelar  06.10.2019, 14:57
Verurteile nie jemanden, ohne in seiner Haut gesteckt zu haben, den Ratschlag möchte ich dir mit auf den Weg geben.

Da niemand jemals in der Haut eines anderen stecken wird, gäbe es nichts zu verurteilen.

Würde bedeuten, je könne tun und lassen was er will, ohne verurteilt werden zu können.

Diese Gesellschaft will ich mir nicht vorstellen..

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guitarbassman  06.10.2019, 15:38
@KHSchindelar

Genau. Gut erkannt. Deshalb sollte man auch niemanden verurteilen. Man kann nicht tun und lassen was man will, dafür gibt es Gesetze. Doch es steht niemandem zu, andere nach den eigenen Maßstäben zu bewerten. So wie ich groß geworden bin, kann ich mir absolut nicht vorstellen, einem anderen Menschen Gewalt zuzufügen, trotzdem bin ich weit davon entfernt, jemanden zu verurteilen, der es tut. Ich muss es nicht toll finden, das tue ich auch nicht, finde es sogar furchtbar, trotzdem lehne ich mich da sehr weit aus dem Fenster, wenn ich jemanden dafür Verurteile, ohne seine Geschichte zu kennen. Nehmen wir z.B. Menschen, die die AfD Wählen. Das ist für mich absolut nicht nachvollziehbar, und vor gar nicht all zu langer Zeit hätte ich die Menschen dafür auch verachtet, doch ich könnte niemals mit Sicherheit von mir behaupten, dass ich sie nicht auch wählen würde, wenn ich in der Haut der jeweiligen Person stecken würde. Ich gehe sogar soweit und sage ich verstehe, wieso sie die Partei wählen. Alles was wir tun hat Gründe, welche zu einem ganz großen Teil nicht einmal bei uns selbst liegen. Wir werden geformt durch Erfahrungen, durch unsere Umwelt und unser Umfeld. Egal was ein Mensch tut, er ist nie Opfer oder Täter allein, es ist immer etwas von beidem vorzufinden. Ich hatte das Privileg, einen relativ guten Bildungsweg einschlagen zu können. Das haben viele andere nicht, ich kann daher überhaupt nicht bewerten, wie man die Welt wahrnimmt, wenn man nicht die Möglichkeit dieser Bildung hatte, wie sollte ich also jemanden Verurteilen, wenn er Entscheidungen trifft, die ich selbst nicht treffen würde. Der größte Fehler den man begehen kann, ist sich selbst als Maßstab für alles zu sehen. Wie gesagt, man darf Dinge durchaus doof finden, ich finde es auch doof, dass Leute die AfD wählen. Aber ich habe Verständnis, und das halte ich für das Zusammenleben für sehr wichtig. Sie haben Gründe dafür, Gründe die auch nicht einmal falsch sind, nur die Konsequenz die sie daraus ziehen ist falsch. Die Konsequenz, dass sie diese Partei wählen, in der Hoffnung, dass die Probleme gelöst werden. Arlie Russel Hochschild veröffentlichte 2016 ein sehr beachtenswertes Buch namens "Strangers in their own Land". Dabei verfolgte sie den Gedankengang "Trump wurde gewählt, und die gesamte Gegenreaktion besteht daraus, mit dem Finger auf die anderen zu zeigen und zu sagen 'wie konntet ihr nur?', aber was sind denn die Beweggründe? Was verleitet die Menschen dazu?". Für das Buch machte sie sich also auf die Reise und verbrachte viel Zeit mit Anhängern der Tea-Party Bewegung, lernte sie kennen, ihre Umstände, ihre Gedanken, ihre Lebensweisen usw. und konnte am Ende sagen: "diesen Mann zu wählen mag falsch sein, aber ich verstehe wieso sie es tun."

Die Gesellschaft, in der wir jeden und alles verurteilen ohne etwas darüber zu wissen, in der Leben wir bereits, und sie funktioniert nicht sonderlich gut... Vorurteile verbreiten sich mehr, wir sind eine sozial völlig degenerierte Gesellschaft, wir sind nicht mehr in der Lage, Beziehungen aufzubauen, jeder kümmert sich nur um sich selbst. Da ist meiner Meinung nach viel Luft nach oben, und ein erster sinnvoller Schritt wäre mit vorschnellen Verurteilungen aufzuhören, und stattdessen zu versuchen, Verständnis aufzubauen.

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TobiasBadboy17 
Fragesteller
 06.10.2019, 15:02

Ich verstehe was du meinst,wenn immer Leute einem einreden dass aus einem Menschen nichts wird,dann kann es wirklich sein das aus einem nichts wird und er/sie nichts erreicht.

Und trotzdem verstehe ich nicht dass manche Schüler so weit gehen würden,ich bin in einer tollen Familie aufgewachsen und meine Eltern haben mich versorgt und groß gezogen und das ohne Gewalt.Klar habe ich mal von meiner Mutter die eine oder andere Ohrfeige bekommen,aber deswegen muss das nicht bedeuten dass man mehr dazu neigt gewalttätig zu werden.

Ich habe 4 Geschwister und habe öfter mal versuchen müssen mich gegen meine 2 älteren Brüder durchzusetzen.

Aber ja,ich wette zu 100% lief die Erziehung bei niemanden perfekt.

Ich bin trotzallem dankbar in dieser Familie aufzuwachsen,auch wenn meine Eltern viel streiten und nicht alles perfekt läuft sind wir dennoch eine sehr wohlhabende Familie.

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Ich WAR Lehrer. Soweit darf man es gar nicht erst kommen lassen. In den seltenen Fällen, wo sich sowas anbahnte, habe ich den jeweiligen Schüler mit körperlicher Gewalt daran gehindert, sich auch nur zu BEWEGEN.

Booooman  06.10.2019, 14:17

War das 5. oder 6. Klasse?
In dem Alter hätte ich mir das auch noch gefallen lassen :D

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Slarti  06.10.2019, 14:18
@Booooman

Da gehts nicht ums "Gefallenlassen". Wenn du jemandem gegenüberstehst, der Nahkampftechniken in der Armee gelernt hat, hast du auch später nichts zu melden.

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Booooman  06.10.2019, 14:21
@Slarti

Rambo !!

Da ich aber aber auf einem Gymnasium und keiner Hauptschule war, kenne ich solche Gewalttaten gegenüber Lehrkräften eh nicht.
Gebildetere Menschen haben ihre Aggressionsausbrüche sowieso besser im Griff, möchte ich mal behaupten.

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Slarti  06.10.2019, 14:25
@Booooman

Genau. Und darum ist auch "Rambo" unangebracht. Festhalten und daran hindern, gewalttätig zu werden kann man wohl kaum mit jemandem vergleichen, der mit Messern, Automatikwaffen usw. Leute umbringt.

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Anonbrother  06.10.2019, 21:11
@Booooman

Schatzi, das Video ist aus einer HTL (Höhere Technische Bundeslehr und Versuchsanstalt, welche einfach ein Fachspezifisches Gymnasium oder eine Gymnasium mit Uni ist) das hat nichts mit Hauptschule oder Gymnasium zu tun ;)

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HTL Ottakring xD, eine Schande für alle HTL's.

Schüler sollten Angezeigt und aus der Schule geschmissen werden. Wurden sie aber nicht, sowohl schüler, als auch Lehrer unterrichten wieder. Zusätzlich zu den Schülern, habrn auch Lehrer den Lehrer "gemobbt" die Direkton hat trotz vieler beschwerden nichts gemacht.

LG

Anon

Woher ich das weiß:Recherche

Da kann ich nur einen meiner heiß geliebten Lieblings-Autoren, den Iren G.B. Shaw, zitieren:

"Gewalt, ob physisch oder psychisch,

ob angedroht oder ausgeführt,

ist das größte Eingeständnis

erzieherischer Macht- und Ratlosigkeit !"

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Manche Lehrpersonen wissen nicht, dass natürliche Autorität auf Beziehung fusst und wenden daher "Gewalt" (im weitesten Sinne) an, was natürlich bei den Schülerinnen und Schülern auf Widerstand stösst. Andere Lehrpersonen wiederum verzichten ganz auf Autorität und begegnen den SchülerInnen mit einer Haltung, die als Gleichgültigkeit rüberkommt. Auch das ist eine schlechte Basis für eine gut funktionierende Lehrer-Schüler-Beziehung.

Wer in einem sozialen Beruf arbeitet, muss soziale Kompetenzen haben. Und wenn du möchtest, dass deine SchülerInnen dich als Lehrperson ernst nehmen, dann musst auch du sie ernst nehmen und sie auf Augenhöhe behandeln. Natürlich gibt es auch die, die daheim schlechte Vorbilder haben und die sich schwer in eine Klasse integrieren lassen. Aber im Grossen und Ganzen würde ich sagen, dass die SchülerInnen, früher wie heute (heute vielleicht sogar noch stärker als früher wegen des wachsenden Drucks auf dem Arbeitsmarkt) gewillt sind etwas zu lernen und rebellieren, wenn dieser Wunsch im Unterricht nicht befriedigt wird.

KHSchindelar  06.10.2019, 14:53
Aber im Grossen und Ganzen würde ich sagen, dass die SchülerInnen, früher wie heute (heute vielleicht sogar noch stärker als früher wegen des wachsenden Drucks auf dem Arbeitsmarkt) gewillt sind etwas zu lernen und rebellieren, wenn dieser Wunsch im Unterricht nicht befriedigt wird.

Vermutlich ist das ein gestelltes / provoziertes Video.

Spielt sich der Unterricht in dieser Weise ab, ist Dein Text alles andere als verständlich bzw. als zutreffend anzusehen.

Ich bezweifle, dass der Arbeitsmarkt zu solchen Ergebnissen führt.

Das gezeigte Verhalten hat Gründe, die weit vor dem Gedanken an - eigene - Arbeit liegen.

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nucha322  06.10.2019, 14:56
@KHSchindelar

Ich sage nicht, dass der Arbeitsmarkt schuld ist, sondern die Frustration von SchülerInnen, die den Unterricht als sinnlos erleben.

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