Ich bin mir nicht sicher, wen ich wählen würde, denn egal welche Partei man wählt, jeder babbelt viel - umgesetzt wird so gut wie nichts.
Das ist eine höchst politikverdrossene und pessimistische Sichtweise, von der ich glaube, das sie in der Gesellschaft weit verbreitet ist, obwohl es dafür wenig faktische Grundlage gibt. Was das angeht sind wir nicht schlimmer als viele andere Staaten, viel mehr sind wir in Deutschland sehr veränderungsscheu und sind in gewisser Weise selbst dafür verantwortlich, was wir so massiv kritisieren. Wir leben in einem System, das seit je her von der CDU oder der SPD regiert wurde. Kann man da allen ernstes behaupten, "jeder babbelt viel" während nichts umgesetzt wird? Es liegt und lag schon immer an uns, der Wählerschaft, die aber doch immer wieder bei CDU und SPD gelandet sind. Vor der jetzigen Regierung haben wir 16 Jahre lang eine von der CDU geführte Regierung gehabt, das waren ungefähr 10-12 Jahre stillstand. Natürlich kommt es einem nach so einer Zeit so vor, als könne politisch nichts bewegt werden, dabei sollten wir das erst einmal testen bevor wir solch ein Urteil fällen. Zudem können Landesregierungen und auch die Bundesregierung auf Erfolge blicken, die nur leider häufig im Volk nicht wahrgenommen oder ignoriert werden. Mich nervt ehrlich gesagt diese Heul-Mentalität, die in unserer Gesellschaft inzwischen zum guten Ton gehört. Jede Entscheidung, die negative Konsequenzen hat, wird in der Luft zerrissen, jede Entscheidung, die positive Konsequenzen hat, wird großzügig ignoriert. Wir erleben aktuell eine Regierung, die aufholen muss, dass in den vergangenen 10 Jahren nichts getan wurde, dass Deutschland in die Vergangenheit katapultiert wurde indem man verschlafen hat, sich für die Zukunft zu rüsten, das ist absolut keine leichte Aufgabe, aber es geht voran. Andererseits haben wir auch viele ewig-gestrige, die sich vor allem verschließen, was wichtig und nötig wäre, da ist grundsätzlich alles an erneuerbarer Energie böse und man muss ja seinen Anspruch auf seinen SUV in Berlin Mitte habe und Rindfleisch essen, das aus argentinischer Massentierhaltung stammt. Jeder erwartet, dass die Politik Verantwortung übernimmt, ist selbst aber nicht bereit, einen Beitrag zu leisten, das ist eine unglaublich schwierige Situation.
Was die Umsetzung betrifft muss man natürlich immer berücksichtigen, dass das Durchsetzen von Gesetzen in einer Demokratie immer mit Hürden verbunden ist. Das ist Segen und Fluch zugleich.
Aktuell gibt es eine Partei in DE mit sehr autoritären Zügen - die AfD. Die will durchboxen was sie für das beste hält, auf Kosten von Minderheiten, von Andersdenkenden, von zukünftigen Generationen und auch auf Kosten der Demokratie. Klar kann man jetzt sagen "da würde endlich mal was voran kommen", wer aber wenigstens ab und zu im Geschichtsunterricht anwesend war sollte wissen, dass autoritäre Systeme in der Vergangenheit nie langfristig funktioniert haben, letztlich hat das Volk immer gelitten.
Wenn man also diesen autoritären Weg nicht gehen will (und ich will auf keinen Fall, dass wir so einen Weg einschlagen), muss sich damit anfreunden, dass Politik aus Kompromiss, aus Diskussion, aus Verhandlung besteht, denn nicht nur deine Meinung soll politisch repräsentiert werden, sondern die Meinung aller Bürgerinnen und Bürger.