Sollten Eltern entscheiden auf welche Schulform ihre Kinder gehen?

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Ich bin Pädagogin und meine, dass unser Schulsystem mehr Chancengleichheit bieten müsste und nicht nur die Kleinstaaterei in Deutschland aufhören sollte, sondern die Bildungswege in ganz Europa angeglichen gehören.

Kinder interessieren sich natürlicherweise dafür, wozu sie auch Talent haben.
Schulen sollten Talente fördern und bei Schwächen wenigstens zum Mindest-Standard verhelfen. Kinder sollten entsprechend ihrer Fähigkeiten gebildet werden - die können die wenigstens Eltern mit ihrer meist rosaroten Brille kaum richtig beurteilen. Aber auch Lehrer sind in zu großen Klassen oft überfordert.

Wen mein Konzept interessiert, Détails in meinem Buch "Was für Ticker..." epubli.

Grundsätzlich gebe ich Dir recht, dass der Qualitäts-Anspruch außerhalb Bayerns derart verwässert ist - damit tut man niemandem einen Gefallen. Das setzt sich dann mit Studenten fort, die sich ihre Diplomarbeiten von Ghostwritern erstellen lassen, weil Papa das ja zahlt...

Akademiker, die nicht denken können, sind eine Plage für deren Klientel.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Tasha  28.11.2019, 12:14

Wenn das mit dem Qualitätsanspruch außerhalb Bayerns so stimmen würde, warum haben dann andere Unis Professoren, aus aus dem Ausland, und Studenten aus dem Ausland, warum gehen die nicht alle nach Bayern? Sind das alles verkappte Versager in ihrem Fachbereich?

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Dichterseele  28.11.2019, 12:18
@Tasha

Sorry, aber diese Logik kann ich nicht nachvollziehen...
Da steckt wohl ein Fehlschluss dahinter.

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Hessen001  28.11.2019, 12:55

Jetzt atme erst mal tief durch. Die Anzahl der Eltern, die ihren Kindern Ghostwriter bezahlen, hält sich wahrscheinlich dann doch relativ in Grenzen.

Ich habe es oft erlebt, dass Eltern eben nicht mit einer rosa-roten Brille in die Welt schauen, sondern mit einer realistischen. Im Gegenteil sind viele Lehrer überfordert, überhaupt in die Welt zu schauen. "Guter Schüler = Gutes Kind / Schlechter Schüler = Schlechtes Kind." Ich habe es mitbekommen, wie manche Lehrer im Lehrerzimmer regelrecht über schlechte Schüler ablästern. Dann wird mal ein kleiner Förderplan geschrieben und 30 Minuten Nachhilfe in der Woche angeboten. Und wenn das nichts bringt, dann muss der Junge halt auf die Hauptschule.

Ja, viele Eltern legen sich mit Lehrern an. Aber genauso wie Eltern über Lehrer lästern, lästern Lehrer auch über Eltern. Hier herrscht eine regelrechte Feindschaft. Auf der einen Seite die "bösen Lehrer", die mein Kind nicht verstehen, auf der anderen Seite die "bösen Eltern", die nicht alles sofort hinnehmen. Hier muss viel mehr Dialog stattfinden. Sehr viel mehr!!! Mit einem paar minütigen Elternsprechtag im Jahr ist es nicht getan.

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manureindl1998 
Fragesteller
 28.11.2019, 13:11

Ich habe ehrlich gesagt nicht das Gefühl, dass Bayern die letzte Bastion des anspruchsvollen Abis ist, als welches es immer dargestellt wird. Ich hab mein Abi im ach so schwierigem Bayern gemacht und habe dann lange hier im Saarland Nachhilfe gegeben und meine nicht, dass ich mich hier sonderlich viel leichter getan hätte. Wenn überhaupt hätte ich im Saarland mehr Probleme gehabt, da hier der Lehrplan teilweise jegliche Struktur (zumindest in Mathe) vermissen lässt. Insofern finde ich das Bayern-Abi sogar einfacher.

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Dichterseele  28.11.2019, 15:15
@manureindl1998

Meine Erfahrung als Studentin im München der 70iger Jahre: Kommilitonen aus Hessen und NRW hatten eine erschreckend geringe Allgemeinbildung und standen auf dem Schlauch, wenn es darum ging, logisch zu denken.

Meine Erfahrung in Ostfriesland: Anwälte beherrschen nichtmal die Deutsche Grammatik, Ärzte generieren plumpe Vorurteile, anstatt genau nachzufragen, und ein Trainee mit Fach-Abi konnte bei einer Reklamation des Kassenzettels nichtmal eine einfache Rechenaufgabe nachvollziehen, die ein 4.-Klässler können sollte...

Wenn Lehrer im Saarland unfähig sind, einen strukturierten Unterricht zu geben, bestätigt das nur meine These: Wer mit unzureichendem Denkvermögen ein Abi kriegt, wird später auch ein lausiger Lehrer...

Meine Tochter hatte in Bad Reichenhall hervorragende Lateinlehrer - Gott sei Dank, denn ich habe kein Latein gelernt. Ihre Englisch-Lehrerin hingegen gab Hausaufgaben auf, ohne die grammatischen Regeln zuvor im Unterricht durchgenommen zu haben - ich konnte als erfahrene Nachhilfelehrerin einspringen, stellte die Lehrerin beim Elternsprechtag jedoch zur Rede, bemängelte auch, dass sie den Kindern die Ausspracheregeln nicht beibringt - und erhielt von der Chaotin die Antwort, sie setze auf intuitives Lernen. Ich erklärte ihr daraufhin, dass diese Methode im Kindergarten angemessen sei, Jugendliche aber systematisch unterrichtet werden müssen, da in ihrem Alter die Fähigkeit, Sprache intuitiv zu erfassen, versiegt ist. Offenbar hatte sie keine Ahnung von Entwicklungspsychologie und war nichtmal fähig, ihren Unterricht ordentlich zu planen. Einen bairischen Dialekt hatte sie nicht...
Die Lateinlehrer hatte ich im übrigen auch besucht - nur um ihnen ein dickes Lob auszusprechen.

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Diese Diskussion geht meines Erachtens am Kern des eigentlichen Problems vorbei. Fast alle Bildungswissenschaftler oder sonstige Experten sind sich einig, dass diese Trennung nach der 4. Klasse kompletter Schwachsinn ist- da man hier perspektivisch noch nicht gut einschätzen kann, wie sich die Schüler weiter entwickeln werden. Was wir bräuchten wäre eine komplette Umgestaltung des Schulsystems mit viel kleineren Klassen und viel individuellerer Talentförderung, bei der sich Schüler selber viel mehr erarbeiten. Dann könnte man meines Erachtens zu einem späteren Zeitpunkt immer noch gewisse Trennungen von stärkeren und schwächeren Schülern vornehmen, wobei dieses theoretisch ja auch auf einer Schule möglich wäre. Unser jetziges Schulsystem ist aber eine riesige Katastrophe- insofern kann ich Eltern schon verstehen, dass sie Kinder teilweise lieber auf der höheren Schulform sehen, wenn schlecht qualifizierte und zu wenige Lehrer in der Grundschule noch nicht das Potential der Kinder erkennen und fördern konnten. Natürlich schießen dabei auch viele Eltern übers Ziel hinaus- dennoch bleibt einfach festzustellen, dass Kinder die in irgendeiner Art und Weise etwas aus dem Rahmen fallen einfach schnell durchs System fallen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Dichterseele  28.11.2019, 12:13

Ich gebe Dir in allem recht - nur ist es leider eine traurige Wahrheit, dass in nördlichen Bundesländern Leute ein Abi bekommen, die würden in Bayern nicht mal den Quali schaffen...!

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DerJoergi  28.11.2019, 12:39
@Dichterseele

Das bestreite ich nicht- verdeutlicht aber ja erst recht wie schlecht unser Schulsystem ist.

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Dichterseele  29.11.2019, 19:20
@DerJoergi

Lies mal mein Bildungs-Konzept - Du wirst darin viele Deiner eigenen Gedanken wiederfinden .-)

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Nur nochmal als Erinnerung, ich möchte hier nicht die Diskussion führen, ob die Einteilung der Schüler nach der 4. Klasse überhaupt Sinn ergibt. Das ist ein interessantes Thema, geht aber an meiner Frage vorbei.

Zum dem Punkt, dass eigentlich begabtere Schüler auf niederigen Schulformen unterfordert sind: Das ist sicherlich ein Problem, aber ich denke hierfür gibt es ja schon ein gewisses Maß an Permiabilität zwischen den Formen.

Ein guter Freund von mir wurde z.B. nach Noten ursprünglich der Hauptschule zugeordnet, schrieb dort dann aber ausschließlich exzellente Noten und war enorm unterfordert. Er durfte dann die 5. Klasse auf dem Gymnasium wiederholen. Erscheint mir eigentlich ein ganz sinniges System.

Ein weiterer Punkt den ich ein Paar Mal gelesen hab, es geht nicht um Lehrerbewertung vs. Elternbewertung. Es geht um Noten vs. Elternbewertung. Und ja ich hör schon die Zyniker sagen dass da kein Unterschied besteht. Aber wenn wir den Notensystem jegliche Objektivität absprechen wollen haben wir glaub ich ganz andere Probleme.

Oponn  28.11.2019, 12:32

Alleine die Vorstellung Noten hätten per se etwas mit Objektivität zu tun, ist ziemlich naiv und lange widerlegt. Insofern ist die Beurteilung durch Lehrer nicht grundsätzlich besser oder schlechter als die durch Eltern. Für Fehleinschätzungen von beiden Gruppen in beide Richtungen gibt es Beispiele. Deshalb ist aus meiner Sicht nicht grundsätzlich eines dem anderen vorzuziehen.

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manureindl1998 
Fragesteller
 28.11.2019, 13:03
@Oponn

Eine Note in einer Naturwissenschaft, oder Mathe hat natürlich eine gewisse, wenn auch sicher nicht absolute, Objektivität. Da ist der Ermessensspielraum relativ gering. Bei Fächern wie Deutsch, Englisch oder Ethik hängt es definitiv mehr vom Lehrer ab das stimmt. Dennoch würde ich sagen sind Lehrer bei weitem nicht so voreingenommen wie die Eltern. Ich finde diese prinzipielle Skepsis gegen das Establishment teilweise etwas übertrieben. Ich bezweifle dass es eine grundsätzliche Agenda der Lehrer gibt irgendeine Gruppe zu bevorzugen.

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Oponn  28.11.2019, 13:10
@manureindl1998
Eine Note in einer Naturwissenschaft, oder Mathe hat natürlich eine gewisse, wenn auch sicher nicht absolute, Objektivität.

Auch da gibt es durchaus Spielräume.

Dennoch würde ich sagen sind Lehrer bei weitem nicht so voreingenommen wie die Eltern.

Das ist erwiesenermassen falsch. Es gibt Studien, die belegen, dass bei gleichen Leistungen, Kinder mit Migrationshintergrund, Kinder mit Namen Kevin o. ä. oder Jungen schlechter bewertet werden, als andere.

Ich bezweifle dass es eine grundsätzliche Agenda der Lehrer gibt irgendeine Gruppe zu bevorzugen.

Davon habe ich auch nicht gesprochen. Ich bestreite nur, dass Lehrer bzgl. der Einschätzung grundsätzlich besser sind als Eltern. Ich hätte einige Beispiel parat, in denen die Einschätzung der Lehrer schlicht falsch war.

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manureindl1998 
Fragesteller
 28.11.2019, 13:14
@Oponn

Nochmal, ich sage nicht, dass Lehrer oder das Notensystem unfehlbar sind. "Erwiesenermaßen falsch" wäre es zu sagen, dass Lehrer gar keinen Bias haben, das habe ich aber definitv nicht getan.

Was ich gesagt habe, ist wenn man sich zwischen den zwei Übeln Auswahl nach Noten und Auswahl nach Elternmeinung entscheiden muss, das Notenurteil das geringere ist.

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Oponn  28.11.2019, 13:16
@manureindl1998

Ja, dass du das behauptest, ist mir klar. Du hast aber nach Meinungen dazu gefragt. Aufgrund persönlicher Erfahrung bestreite ich deine Behauptung zumal du ja auch keinerlei Belege dafür hast.

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manureindl1998 
Fragesteller
 28.11.2019, 13:19
@Oponn

Das ist ja auch in Ordnung, dass du das anders siehst als ich. Nur verdrehe mir bitte nicht die Worte im Mund.

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manureindl1998 
Fragesteller
 28.11.2019, 13:22
@Oponn

Du hast die Frage so beantwort als hätte ich die These aufgestellt, Lehrer würden ohne Vorurteile benoten. Das habe ich aber nicht behauptet. Aber ich glaube wir entfernen uns zu sehr von der eigentlichen Diskussion, deswegen lassen wir es lieber.

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manureindl1998 
Fragesteller
 28.11.2019, 13:28
@Oponn
Das ist erwiesenermassen falsch. Es gibt Studien, die belegen, dass bei gleichen Leistungen, Kinder mit Migrationshintergrund, Kinder mit Namen Kevin o. ä. oder Jungen schlechter bewertet werden, als andere.

Das ist ein Argument gegen die These "Lehrer haben keinen Bias" aber kein Argument gegen die These "Lehrer haben weniger Bias als Eltern" (was meine eigentliche These war). Ergo hast du meine Frage willentlich oder unwillentlich falsch verstanden. Das wollte ich nur herausstellen. Das ist alles.

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Oponn  28.11.2019, 13:34
@manureindl1998
Das ist ein Argument gegen die These "Lehrer haben keinen Bias"

Okay, im Zusammenhang mit dem Zitat deines Textes könnte man das so sehen. Das war so nicht korrekt zugeordnet. Gemeint war als als Argument gegen die vermeintliche Neutralität von Lehrern.

Zusammengefasst hängt deine ganzer Ansatz an der unbelegten These, die Einschätzung von Lehrern sei prinzipiell besser als die von Eltern. Wie du darauf kommst, hast du immer noch nicht erläutert.

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manureindl1998 
Fragesteller
 28.11.2019, 13:43
@Oponn

Meine Herleitung ist die, dass Lehrer i.d.R. keine über die üblichen Voruteile hinausgehenden Gründe haben sollten, Schüler bewusst besser oder schlechter zu bewerten als sie sind. Klar gibt es auch hier Ausnahmen.

Bei Eltern hingegen erscheint es mir deutlich plausibler anzunehmen, dass ein großer Teil der Eltern ihre eigenen Kinder überschätzt (zumal sie ja normalerweise auch nicht dazu ausgebildet sind).

Ich habe generell ein Problem damit, wenn, die Eltern prinzipiell als entscheidungsberechtigt betrachtet wersen, auch in Bereichen in denen man nicht annehmen kann, dass sie irgendeine Form von Expertise haben. (z.B. auch in gesundheitlichen oder rechtlichen Fragen)

Kurz: Eltern haben zuviel Macht über ihre Kinder

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Oponn  28.11.2019, 13:59
@manureindl1998
Bei Eltern hingegen erscheint es mir deutlich plausibler anzunehmen, dass ein großer Teil der Eltern ihre eigenen Kinder überschätzt

Warum?

Ich habe generell ein Problem damit, wenn, die Eltern prinzipiell als entscheidungsberechtigt betrachtet wersen, auch in Bereichen in denen man nicht annehmen kann, dass sie irgendeine Form von Expertise haben. (z.B. auch in gesundheitlichen oder rechtlichen Fragen)

Wer soll es denn sonst machen? Big Brother?

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DerJoergi  28.11.2019, 17:53

Ich verstehe zwar was du meinst, wenn sich aber alle Experten einig sind, dass unser Schulsystem schlecht ist dann ist diese Diskussion eine Diskussion wie man mit den krankhaften Symptomen des Systems umgeht anstatt sich Gedanken darum zu machen wie man die Krankheit beseitigt. Wenn man jedes einzelne Kind bedarfsgerecht fördern würde gäbe es so gut wie keine Diskussion um Elternbewertung vs. Noten. Dieser Konflikt existiert zum aller größten Teil aufgrund des miserablen Systems, ob du das jetzt hören willst oder nicht.Und dein genanntes Beispiel ist alles andere als der Regelfall, ein solcher Wechsel nach oben findet höchst selten statt.

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"Entschieden" auf welche Weiterführende Schule ich gehe hab ich selber nicht... ich habe meinen Eltern gesagt auf welche Schule ich gehen will, und sie haben mich dann praktisch da angemeldet, ich bin froh das ich da noch am meisten Einfluss drauf hatte, hätt ja sein können das meine Eltern mich zu irgendwas "zwingen".

Ich denke aber auch dass man das im jungem Alter auch nicht selbst entscheiden sollte.

Ich habe schon so viele falsche Einschätzungen von Lehrern gesehen - da sollten doch lieber die Eltern ihr Kind falsch einschätzen.

Es ist völlig ausreichend, dass ein Kind mit einem Lehrer nicht klar kommt und deswegen schlechte Noten schreibt.

Meinem Kardiologen z.B. hat der Grundschullehrer bescheinigt, dass er wohl Mühe haben wird, einen ordentlichen Hauptschulabschluss zu machen.

Kam anders. Ganz anders.

Dichterseele  29.11.2019, 19:27

Kinder sollten von niemandem falsch eingeschätzt werden!
Also warum sollte es besser sein, wenn das die Eltern tun?

Mit Vorurteilen von Lehrern mit klischeehaften Scheuklappen könnte ich Bände erzählen. Trotzdem sollte sich in der Schule herausstellen, wo die Begabungen der Kinder liegen. Und dazu bräuchte es ein kindgerechtes Schulsystem, eine bessere Ausbildung der Lehrer und einen Erziehungsführerschein für Eltern.

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