Sollte man das Judentum in Jüd*innentum umbennen?


25.02.2022, 22:28

Mich hat noch jemand darauf aufmerksam gemacht das man das Christentum Christ*innentum nennen sollte, danke für den Vorschlag. Wenn man dabei ist kann man auch Budhist*innentum sagen. Hinduismus oder Islam kann man nicht gendern da dort kein männlicher bzw. geschlechterspezifischer Ausdruck dabei ist

11 Antworten

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Super Idee! Als nächstes benennen wir dann Mannheim in Personenheim um. Firma Mannesmann geht natürlich gar nicht - die müssen dann Menschenmensch heißen.


Mlnqppp 
Fragesteller
 26.02.2022, 22:49

Guter Punkt 👍

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Nein, ganz sicher nicht. Das wäre nicht barrierefrei. Lass Dir mal die o.g. Wörter von einem Screenreader vorlesen, dann weißt Du, was das für Menschen, die darauf angewiesen sind für eine Zumutung bedeuten würde. Von den anderen davon betroffenen Menschen gar nicht zu reden (Menschen, die Deutsch nicht gut beherrschen, die auf einfache Sprache angewiesen sind, alte Menschen, Menschen aus dem Autismusspektrum) Das wird leider zu oft "vergessen" bzw. ignoriert.

Nein, und ich werde mich auch weiterhin als Christ, Jude oder Muslim bezeichnen, egal ob ich Männlein oder Weiblein bin.

Was meine Kinder und Kinderinnen diesbezüglich brabbeln, werde ich bei Gelegenheit der Krankenschwesterin ins Ohr flüstern, dann kommt sie mit der Spritze und dem Spritzer und bringt sie wieder zur Vernunft.


Nein, und das sage ich als Verfechter gendergerechterer Sprache.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Doktor der Englischen Sprachwissenschaft

Mlnqppp 
Fragesteller
 26.02.2022, 19:07

Warum

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Adomox  26.02.2022, 19:09
@Mlnqppp

Es wird die rechteste Konstituente von Komposita angepasst, nicht die anderen, da wir für diese anderen keinerlei Evidenz haben, dass hier ein etwaiger männlicher Bias in der Wahrnehmung vorliegt.

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Adomox  27.02.2022, 04:06
@Mlnqppp

Ausgangspunkt gendergerechterer Sprache, als von Gendern, ist der s.g. männliche Bias von Wörtern, die im generischen Maskulinum stehen. Diese sind zwar laut Theorie neutral, d.h. repräsentieren männliche und weibliche Menschen gleichermaßen, wir wissen durch Studien allerdings, dass das so nicht stimmt: Wörter im generischen Maskulinum werden überwiegend mit männlichen Personen assoziiert.

Dieses Wissen haben wir für Wörter, in denen der rechteste Bestandteil das generische Maskulinum ist, also z.B. bei "Familienrechtsanwalt", "Mathelehrer" oder "Kunstmaler". Wir wissen bisher aber nicht gesichert, ob dieser Bias auch in Wörtern zu finden ist, in denen das generische Maskulinum nicht der rechteste Bestandteil ist, wie z.B. bei "Bürgermeister", "Christentum" oder "Lehrerfortbildung". Psycholinguistische Theorie legt nahe, dass man die beiden Fälle nicht einfach gleichsetzen kann.

Daher bin ich gegen eine Umbenennung des Judentums, solange wir keine gesicherten Daten zur Assoziation derartiger zusammengesetzter Wörter (= Komposita) haben.

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Lass Dir von der Person den Dienstausweis der Sprachpolizei zeigen.

Kann sie das nicht, dann bleib ruhig bei Christen- bzw. Judentum.