Sind Evangelische extremer als Katholiken?

8 Antworten

Äh, das klingt ja wie: sind Parteifunktionäre extremer als die Leute der Linkspartei? :D

Mit Evangelisten sind entweder die Leute gemeint, die ein Evangelium geschrieben haben (insbesondere die Autoren der vier ältesten Evangelien, die in der Bibel stehen), oder Leute, die das Evangelium verkünden, vor allem im eigene Volk (wer weiter reist o.ä. wird typischerweise nicht Evangelist, sondern Missionar genannt). Deshalb gibt es auch katholische Evangelisten (so wie es auch Parteifunktionäre der Linkspartei gibt, siehe oben).

Die Mitglieder der evangelischen Kirche in Deutschland (ekd) sind genauso wie dir Mitglieder der römischen Kirche nicht extrem, viele eher formell dabei, ohne an des zu glauben, was die jeweilige Kirche lehrt. Wobei bei der EKD nicht mehr klar ist, was sie eigentlich lehrt, gibt es doch viel Pfarrer und manche Bischöfe, die manches, was in den "Bekenntnisschriften" ihrer Landeskirche steht, nicht mehr vertreten. Die sind also überhaupt nicht extrem. Auch die Mitglieder, die noch "echt glauben", sind nicht extrem (von vereinzelten Ausnahmen abgesehen).

Dann gibt es noch das Wort evangelikal, das kommst aus dem Englischen, wo es ursprünglich mal so was wie "evangelisch" bedeutete, aber inzwischen ist die korrekte Übersetzung von "evangelisch" längst protestant. Evangelikal wird traditionell auf Leute bezogen, die betonen, dass jemand, der gerettet ist, also zu Christus gehört, eine persönliche Beziehung zu seinem Retter hat, die er pflegen soll (inklusiv, dass er tut, was Jesus sagt). Dazu gehören z.B. die Methodisten in Großbritannien oder die Pietisten in Deutschland. Die sind zwar tief gläubig, aber selten extrem. (Auch von den Mitgliedern der Linkspartei ist nur eine Minderheit extrem).

Inzwischen aber ist der Begriff "evangelikal" immer stärker (v.a. in den USA9 mit der sog. religiösen Rechten verbunden. Oder auch mit "charismatisch3n" Christen. Und extreme Charismatiker sind extrem, wenn auch auf andere Art als die religiösen Rechten.

Um da jetzt tiefer drauf einzugehen, müsste u.a. geklärt werden, woran du bei "extrem" denkst. Wenn etwa jemand konsequenter Pazifist ist (was sich mit der Bergpredigt begründen lässt) und auf Fragen wie "was sollen denn die Christen tun, die vom IS bedroht werden?" so was sagt wie: Verfolgt-Werden ist laut Bibel das Mittel, mit dem sich der Glaube ausbreitet, Jesu hat schließlich nicht den Frieden versprochen, sondern das Schwert, also sollen sie sich nicht gegen IS wehren - dann kann das sicher als extremer Standpunkt bezeichnet werden, ist aber überhaupt nicht gewalttätig.

Wenn es dir um konkrete Leute geht, würde es helfen, wenn du sagen kannst, zu welcher Freikirche (oder doch Sekte?) sie gehören.

Eselspur  07.12.2015, 16:19

Ist deiner Beurteilung nach "evangelisch" und "lutheranisch" dasselbe? bzw. weiche der Konfessionen in den USA würdest du als "evangelisch" bezeichnen?

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helmutwk  09.12.2015, 14:00
@Eselspur

"Evangelisch" ist eine Sammelbezeichnung. Dazu gehören Lutheraner und reformierte, sowie die lutherisch-reformierte "unierte" Kirchen (das sind die Denominationen der drei Kirchengruppen in der evangelischen Kirche von Deutschland), aber auch Baptisten, Methodisten (von beiden gibt es sviw weltweit mehr als Lutheraner), Kongretionalisten und weitere.

Die meisten Kirchen in den USA gehören der evangelischen (engl. protestant) Konfession an. Aber natürlich gibt es da auch Katholiken, Orthodoxe, Miaphysiten etc.

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Nee. Die Protestanten sind viel liberaler und freier und nicht besonders streng. Allein, dass sie nicht knien, nicht beichten usw....

HoneyMag 
Fragesteller
 03.12.2015, 20:50

Wer kniet den heute noch? Ist ein Protestant im freien nicht gefährlicher als ein Katholik in der Kirche? Die extreme entwickelt sich abgeschirmt von der außen Welt doch weniger, oder denke ich da falsch?

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Gestiefelte  03.12.2015, 20:57
@HoneyMag

Nee, mit frei meinte ich nicht, dass es draußen ist.

Ich schreibe mal wir, da ich evangelisch bin.

Ich "darf" mehr Sachen machen, die ein Katholik eigentlich nicht dürfte. Daher... In der katholischen Kirche ist streng genommen Verhütung nicht erwünscht, hier ein gutes Beispiel für Streng.

Die Katholiken knien während des Gebets, die Kirchen haben diese kleinen Bänkchen für die Knie.

Gefährlich sind wir nicht, wir tun doch keinem was.

SatisfiedDesire schrieb es ja schon. Das Christentum entwickelte sich langsam, die ersten Jahrhunderte wurde es immer krasser, immer immer strenger. Dies verboten, das verboten. Hexenprozesse waren an der Tagesordnung, Ketzer kriegten Ärger, die eigentlich gar keine waren. Weil eben die katholische Kirche nur ihren starren Glauben erlaubte.

Da kamen dann Leute daher, die es nicht so streng auslegten, der bekannteste hat gerade Jubiläum und er heißt Mathin Luther. Er hat in Wittenberg die 95 Thesen an die Kirchentür genagelt.

Am 31.10 das ist heute der Reormationstag. Es bedeutet, die katholische Kirche wurde reformiert, also erneuert, aufgefrischt. Die evangelische Glaubensrichtung entstand.

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helmutwk  04.12.2015, 13:48
@Gestiefelte

Das Christentum entwickelte sich langsam, die ersten Jahrhunderte wurde es immer krasser, immer immer strenger. Dies verboten, das verboten. Hexenprozesse waren an der Tagesordnung, Ketzer kriegten Ärger, die eigentlich gar keine waren.

Hexenprozesse gab erst im 16.Jh., fast im ganzen Mittelalter galt der Hexenwahn als Aberglaube, wenn nicht Ketzerei.

Ketzerprozesse und Kreuzzüge gegen Leute, die die Bibel ernst nahmen (freie Franziskaner, Waldenser etc.) gabs auch erst im 13.Jh. Von den ersten Jahrhunderten zu reden ist in dem Zusammenhang irreführend - oder du solltest nur Fehlentwicklungen nennen, die es schon eher gab (Staatsreligion, Papsttum etc.).

Im Übrigen bin ich nicht sicher, ob wirklich evangelishceChristen gemeint sind. Das "farbenfroh" könnte auch auf uns Evangelikale hinweisen, die natürlich auch evangelisch sind, aber nicht so altbacken wie z.B. strenge Lutheraner.

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Die Formulierung Evangelist ist in diesem Zusammenhang etwas unglücklich - ursprünglich meint man mit den Evangelisten - Matthäus, Lukas, Markus, Johannes.

Das was Du meinst sind evangelische Christen oder evangelikale Christen.

Was extrem ist, sind fundamentalistische Strömungen (Opus Dei im katholischen Bereich, extreme fundamentalistische Pfingstkirchen im evangelikalen evangelischen Bereich).

Römisch-Katholisch - Altkatholisch - evangelisch - evangelikal, am extremsten habe ich persönlich manche evangelikale Glaubensausrichtungen erlebt. Der Katholizismus erlaubt auch seinen Gläubigen heute vielmehr persönliche Freiheiten als noch vor wenigen Jahrzehnten. Und wer will das heute in der Kirche bei den Gläubigen überhaupt noch kontrollieren - einem römisch-katholischen Paar, das ohne Trauschein zusammenlebt droht heute nicht mehr die Exkommunikation, ebenso wie homosexuelle Partnerschaften. Die Beispiele könnte man noch weiter fortführen..

LA

-geteilt hätte ich auch. extremer geht es eher nicht.

die katholiken sind strenger als die protestanten.da gibts viele beispiele: zB, kann man mehrfach in der evangelischen kirche heiraten, oder ein paar kann evangelisch heiraten, wenn nur ein partner in der kirche ist,(und auch wenn der andere partner zB katholisch ist, geht das problemlos, ohne dass er sich verpflichten muss, seine kinder evangelisch zu erziehen, etc.) evangelische pfarrer müssen nicht im zölibat leben...