Selbstverleugnung,Ehrlich zu sich selbst sein?

5 Antworten

Also ich würde sagen, wenn du dir eingestehst, auch Fehler zu haben, macht dich das nicht gleich zum Loser. Wenn du dir eingestehst, so zu sein, wie du bist, dann ist das nicht ein Verlust von Selbstbewusstsein, sondern befreiend und das Selbstbewusstsein wächst dadurch. Natürlich ist es immer ein großer Schritt und ein ungewisses Terrain, wenn man nur danach schaut, wie die Umwelt darauf reagiert. Es ist daher wichtig zu wissen, wer wirklich zu einem steht und auch hinter einem stehen bleibt, wenn man nicht deren Erwartungen erfüllt. Selbstbewusstsein bekommt man aber nicht von anderen, sondern davon, das man sich selbst treu ist und bleibt.

Du musst zunächst mal (müssen musst du gar nicht, aber es könnte dir helfen) unterscheiden zwischen Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Selbst-Bewusstsein bedeutet, ganz wie das Wort es sagt, dass du dir deiner selbst bewusst bist, also dich damit auseinandersetzt, Stärken und eben auch Schwächen zu haben, deine sexuellen und anderen Vorlieben zu kennen, deine Gefühlsreaktionen auf bestimmte Reize vorhersagen zu können etc. Selbstvertrauen kannst du genauso wörtlich nehmen, denn das bezieht sich darauf, was du von deinen Eigenschaften hältst, ob du mit dir zufrieden bist und ob du für dich einstehen kannst. Selbstvertrauen kannst du nicht ohne ein gewisses Selbstbewusstsein aufbauen, denn zumindest einige Stärken, auf die du dieses Selbstvertrauen gründen kannst, musst du an dir kennen. Allerdings gibt es welche, die es dabei belassen, z.B. mit ihrem charismatischen Auftreten einen Karrieresprung hinzulegen, sich aber gleichzeitig wundern, warum ihre Beziehung in die Brüche geht - hier wird auf die eine Stärke, die man an sich kennt, ein Selbstvertrauen aufgebaut, das den unerkannten Schwächen in entsprechenden Situationen nicht standhält. Ideal (zumindest meiner Meinung nach und ich lebe mit dieser Einstellung bisher sehr erfolgreich) ist es, wenn du die beiden Konzepte in Einklang bringen kannst: wenn du sowohl deine Stärken als auch deine Schwächen kennst, aber dir von deinen Schwächen nicht deine Stärken kaputtmachen lässt oder sie sogar zu Stärken umarbeitest, indem du sie in einen anderen Kontext bringst. Dann kannst du bereits in diesen Erkenntnisprozess ein gewisses Vertrauen setzen. Du hast schon Recht: Selbstbewusstsein nimmt erstmal Vertrauen raus, weil man seine Fehler erkennt und Sicherheiten in Frage stellt. Darum muss man es aber erst recht in Angriff nehmen, Selbstbewusstsein zu erlangen, da man sonst in diesem Stadium steckenbleibt, statt im nächsten Schritt die Schlussfolgerungen aus diesen Erkenntnissen zu ziehen.

Um konkret auf die Frage nach "Veröffentlichung" von sexuellen Vorlieben einzugehen: zunächst mal ist was dran an dem, was hoermirzu sagt, denn es geht vor allem dich und deinen Partner etwas an, wie deine Vorlieben sind. Gewisse Dinge sind aber offen ersichtlich (z.B., wenn du einen gleichgeschlechtlichen oder von deinen Eltern nicht akzeptierten Partner in der Öffentlichkeit küssen willst) und zwingen dich, zwischen Verleugnung und scheinbarer Peinlichkeit zu wählen. Ich sage absichtlich "scheinbarer", denn die Liebe ist nichts, wofür man sich schämen müsste (wenn sie echt ist, denn wenn man zum Beispiel mit jemandem zusammen ist, der einen schlägt, weil man sich nicht traut, was dagegen zu machen, kann man sich für seine Feigheit schon schämen - was nicht heißt, dass man es dabei belassen sollte, im Gegenteil, wenn man sich schämt, ist das erst recht ein Grund, etwas zu ändern). Dies aber zum Beispiel ist ein Akt der Bewusstwerdung, wenn du dir nämlich überhaupt erstmal die Frage stellst: Was ist mir wichtiger? Ob mich irgendwelche Leute komisch angucken oder ob ich mit meinem Schatz glücklich bin? Die Antwort sollte hoffentlich eindeutig ausfallen. Und dann kannst du in jeder Situation, in der du dich deswegen komisch fühlst, genau auf diese Entscheidung, die du durch dein Bewusstwerden erfasst hast, zurückgreifen. Und du kannst das Selbstvertrauen entwickeln, das dir hilft, dir in der nächsten derartigen Situation gar keine negativen Gedanken mehr zu machen - nicht aus Ignoranz der Problematik gegenüber, sondern eben weil du sie durch Bewusstwerdung überwunden hast.

Stell dir vor, du würdest am Straßenrand einen Sklaven treffen, der eingeschlafen ist. Er hat ein breites Lächeln auf dem Gesicht, weil er offenbar von etwas Schönem träumt. Sollst du ihn nun in seiner schönen, aber irreellen und vergänglichen Traumwelt lassen oder sollst du ihn aufwecken und ihn zurück in die Wirklichkeit holen? Es ist schwer, zu entscheiden, was das Beste für einen anderen Menschen ist. Ich weiß nur eins:

Wenn ich dieser träumende Sklave bin: Weck mich auf!

(von Jorge Bucay mit absoluter Zustimmung von Albatroesser)

Deine sexuellen Vorlieben und Praktiken sind allein Deine und die Deiner Partner's Sache!

Diese Outings der ist schwul, die ist lesbisch,sind doch peinlich für die "Aufdecker". Fehlt noch, dass man jemanden in die Öffentlichkeit zerrt, weil die Mutter Verhältnisse mit Klischeepersonen hatte.

  • Was für ein rassistischer Schwachsinn!

Allein Deine Aussage im 1. Abschnitt ist doch schon ein großer Schritt nach vorn. Darauf kannst Du sehr stolz sein, denn das ist doch der Beginn einer großen Veränderung in Deinem Leben, der Dir die Tür geöffnet hat, ein Leben nach Deinen Vorstellungen zu leben. Jetzt mußt Du nur noch den nötigen Mut aufbringen und durch diese Tür zu gehen. Dort wirst Du jede Menge Gleichgesinnter finden. So ein mutiger Schritt würde Dich jedenfalls einen riesigen Schritt weiterbringen bezüglich Deines Selbstbewußtseins. Ich wünsche Dir viel Erfol! Trau Dich nur, Du hast nichts zu befürchten.