"Rituale" bei Wurmkur?

14 Antworten

Um mal mit den Mythen aufzuräumen:

Strategische Entwurmung, also Eingabe ohne vorherigen Befund und danach ohne Wirksamkeitskontrolle ergibt nur Sinn, wenn sie mindestens 4 mal jährlich erfolgt, denn wenn wir nicht wissen, was Sache ist, mit welchen Parasiten wir es zu tun haben und mit wievielen davon, dann müssen wir frequent behandeln, zum einen, um die Pferde aus der Gefahrenzone zu halten, zum anderen, um die Resistenzentwicklung nicht gar so zu fördern, indem wir den resistenten auch quasi ungehemmte Entwicklung ermöglichen. Da ist dann auch der Wirkstoffwechsel nach gewissem Schema interessant. Der Abstand zwischen den Behandlungen ist abhängig von der Wirkstoffwahl.

Weil man auch mit 4 mal jährlich die Resistenzbildung nicht wirklich im Griff hatte, hat man die Selektive Entwurmung entwickelt, die erst mal auf die Parasitenart mit der größten Resistenzproblematik, die Strongyliden, abzielte. Inzwischen arbeitet man umfassender in der Zeitgemäßen (und Selektiven) Entwurmung. Einer der Vorreiter ist hier sicher die AG.ZE, ausgehend von Forschungsgruppen an der LMU München und ein paar anderen Hochschulforschern, die sich dem LMU Projekt angeschlossen haben. Dieses Konzept funktioniert erwiesenermaßen - aber es ist natürlich, wie jedes andere auch, immer nur so gut wie seine Ausführenden. Die strategische Entwurmung würde ja auch sicherer funktionieren, würden wirklich alle mindestens 4 mal jährlich eingeben. Und so ist es auch bei der kurz ZSE genannten ... wenn mit unzureichenden Laborverfahren untersucht wird, wenn das parasitologische Spezialwissen nicht da ist, wann man warum zu welcher Behandlung rät und so weiter, ist das auch nichts gescheites.

Ich würde nach all dem Wissen, das ich bis heute habe, nie mehr strategisch behandeln, ich möchte zum einen wissen, worauf ich schieße und zum anderen wissen, ob die Behandlung gewirkt hat. Antibiose gibt man auch nicht einfach ohne Befund und Überprüfung der Wirkung.

Wenn behandelt wird, sollten die Pferde, so möglich, 2 bis 3 Tage auf befestigten Flächen bleiben, damit die Chemie einem nicht auch noch die Wiesen ruiniert. Die funktionieren nämlich am besten mit ein paar dort lebenden Bodenlebewesen, für die diese Medikamente auch pures Gift sind. Wenn es organisatorisch möglich ist, dann sollte der Mist auch quasi als Müll entsorgt werden, schont die Umwelt einfach ein bisschen, wenn das Medikament nicht wieder als Dung ausgebracht wird. Was arbeiten angeht. Nach keiner Medikamentengabe sollte ein Pferd schweißtreibende Arbeit erledigen müssen, leichte Bewegung tut immer gut.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981
Malexxi 
Fragesteller
 15.03.2019, 11:38

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. In meinem Fall habe ich das Pferd gerade gekauft und er wechselt den Stall. Profilaktisch soll er daher entwurmt werden :)

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Unser Stall hat über 40 Pferde daher wird leider regelmäßig Entwumt ganz ohne Wissen ob wirklich eine Wurmpopulation vorliegt oder nicht.

Bei uns werden alle Pferde 3 mal im Jahr entwumt, danach kommt die Matratze aus der Liegefläche im Offenstall raus und das war es. Da jeder die WK selber gibt, kommt es an dem vereinbarten Tag aber zu unteschiedlichen Zeiten. Ist aber egal.

Einen Aufstand muß man wegen der Wurmkur nicht machen.

Auch das arbeiten vom Pferd braucht man da keine Rücksicht zu nehmen, da ja nicht das gesamte System (wie bei Impfung) in Mittleidenschaft gezogen wird.

Nach der Wurmkur sollte man aber auch Bierhefe und EM geben, damit man die Darmgesundheit schnell wieder her stellt.

Bei uns im Stall werden alle Pferde komplett 4x im Jahr entwurmt. Mir persönlich wärs zwar lieber wenn vorher ne Kotuntersuchung gemacht würde, aber bevor ich Stress in einem sonst einwandfreien Stall bekomme, fange ich deswegen keinen Streit an. Ist halt so, und bishrt hat mein Hü das gut überlebt. (zumal fast alle Alternativen hier in der Gegend Boxenhaltung und rationiertes Heu beinhalten, was ich noch weniger will)

Was meinst du mit Komplett Misten? Bei uns wird eh jeden Tag der komplette Offenstall angesammelt, also erübrigt sich das...

Rituale haben wir eig keine, die Stallbesi macht das morgens.

Manche lassen ihre Pfedde dann stehen, ich entscheide das spontan wenn ich sehe wie meiner drauf ist.

Woher ich das weiß:Hobby – Ü20 Jahre Reit und Pferdeerfahrung, Haltung eigener Pferde
Malexxi 
Fragesteller
 15.03.2019, 07:36

Mein Pferd steht in der Box und ist halbtags auf der Weide, je nach Wetter auch mehr (er hat dann schnell keine Lust mehr). Für die Box bin ich halt selber zuständig, heißt ausmisten. Um Stroh zu sparen nehme ich nur das nasse und die äppel raus jeden Tag und streue dann über. Nach gabe der Wurmkur soll ja die Box komplett ausgemistet werden, also alles raus! Um zu verhindern dass Würmer im der Box bleiben und sich das Pferd wieder welche holt (bei der AKu hat der TA gemeint er vermutet dass lange keine Kur gegeben wurde soll ich lieber machen also weiß ich nicht ob er tatsächlich einen Befall hat ) aber das Risiko noch Stroh drin zu lassen wäre ja auch doof 🤔

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friesennarr  15.03.2019, 08:42
@Malexxi

Unnötig alles raus zu machen, genauso das Desinfizieren einer Box ist vollkommen sinnbefreit.

Selbst wenn Würmer in der Box verbleiben, daran kann sich kein Pferd anstecken.

Die Wurmeier die übers Jahr auf den Wiesen und Ausläufen bei jedem abäppeln rumliegen bleiben kannst du nicht alle aufspüren und entfernen.

Lies dir mal den Lebenszyklus von Wurmparasiten durch, dann haben sie schon 90 % ihres Schreckens verloren.

Was im Winter gut wäre, wenn die Weiden und Ausläufe für mindestens 3 Tage minus 20 Grad erlebt hätten - aber ist selten der Fall bei uns in D.

Oder wenn im Sommer Weide und Auslauf für mindestens 4 Tage mit über 30 Grad und Sonne beschienen sind, das sind nämlich die einzigen Naturvorkommen die die Wurmeier abtöten können.

Egal wie sauber du irgendwas machst beim nächsten Bodenkontakt hat das Pferd wieder Wurmeier aufgenommen und steckt sich wieder an.

Je älter ein Pferd wird desto resistenter wird es gegen Wurmbefall.

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Baroque  15.03.2019, 09:25

Du kannst doch jederzeit selbst eine Beprobung machen?

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GillyDi  15.03.2019, 14:56
@Baroque

Hab ich früher gemacht, hat mir dann aber nix gebracht außer Diskussionen, weil trotzdem alle Pferde im Stall entwurmt werden sollen. Da dieses Thema der einzige Minus-Punkt am gesamten Stall ist, und es bei uns echt schwer ist überhaupt nen Offenstall ohne Warteliste zu finden erspar ich mir nun den Ärger und mach einfach mit, weil ich einen weiteren Stallwechsel wegen solchen Streitigkeiten gerne vermeiden würde.

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Baroque  15.03.2019, 16:14
@GillyDi

Ok, verstehe ich irgendwo, aber dennoch würde ich eine Wirksamkeitsprobe haben wollen ... wenigstens ab und an. Und dann halt zumindest eine McMaster vorher und eine nachher kaufen, um bei Resistenzbildung der dortigen Wurmpopulation rechtzeitig Alarm geben zu können. So ein Nachweis kann auch mal helfen, Interesse für ein zeitgemäßeres Konzept zu wecken.

Was ich auch als interessensförderlich mitbekomme, ist, wenn ein Seminar zu einem Thema stattfindet. Und wenn ich ein Seminar würde halten wollen oder jemanden dafür engagieren wollen, aber keinen Raum hätte, würde ich bei einem (auch dem, wo ich selbst bin) Stall nach dem Stüberl anfragen - mit dem Entgegenkommen, dass man zur Miete, die man zahlt, den dortigen Einstellern noch ordentlich Ermäßigung gibt auf die Teilnahme oder die dort ansässigen gratis rein kommen (wenn genug zahlende dabei sind, dass sich das Seminar lohnt). Oft setzt das einen Denkprozess in Gang, wenn man mal die Fachargumente kennt. Dass ein Einsteller drum diskutiert, führt meist tatsächlich nicht so weit, weil man einfach nicht genug weiß, um die Argumente wirklich entkräften zu können.

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GillyDi  15.03.2019, 16:41
@Baroque

Das ist tatsächlich eine interessante Idee, darauf bin ich noch nie gekommen!

Dann informiert ich mich mal, ob so ein Seminar bei uns möglich ist.

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Wir entwurmen 4x/Jahr, die Pferde stehen im Offenstall. Die Wurmkuren werden morgens gegeben, so dass ich mitbekomme, wenn einer reagiert (kolikt, o.ä.), die Pferde werden an dem Tag nicht gearbeitet. Die Weiden bleiben an dem Tag und die folgenden 3 Tage zu. Gemistet wird bei mir ohnehin 2x/Tag (morgens u. abends).

Probleme mit Würmern hatten wir noch nie, ausser 1x Fohlenwürmer, schon paar Jahre her, bei einem neuen Jährling, der stand zu dem Zeitpunkt aber noch neben dran zur Einherdung, somit ist nichts passiert.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin

Hallo,

bei uns wird strategisch 2x im Jahr entwurmt. Die Wurmkuren werden alle am gleichen Tag gegeben, es wird einmal komplett abgemistet und die Koppel ist 2 Tage zu.

Eigentlich bin ich ein großer Freund vom selektiven Entwurmen, aber das kann man sich als Einsteller nicht immer aussuchen. Grade in so großen Ställen. Im alten Stall, wo es insgesamt nur 4 Pferde waren, war das noch möglich. Bei meinem Hund gibts keine Wurmkuren, sondern alle 3-6 Monate eine Sammelkotprobe und wenn die positiv ausfallen sollte (was bisher nie der Fall war), dann gebe es was. Ansonsten nicht. Wozu auch? Du nimmst ja auch nicht vorsorglich Medikamente, obwohl du nichts hast.

Mit freundlichen Grüßen

Hufpfote