Pro-Contra Variomatik?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Pro-Contra Variomatik?

Pro:

  • Man muss nicht schalten und nicht kuppeln

Contra:

  • Wirkungsgrad viel schlechter (kraft, - statt formschlüssige Kraftübertragung), was sich in einem erhöhten Verbrauch zeigt
  • Außer bei elektronisch geregelten Variomatikgetrieben nur maginale Motorlastanpassung, was zu einer unnötig hohen Motordrehzahl führt, welche wiederum Lärmpegel und Verbrauch erhöht

Zu letztem Punkt ein Beispiel: Bei den meisten einfachen Variomatikgetrieben sind Fliehgewichte verbaut, eine echte Motorlasterfassung gibt es nicht, diese wird nur minimal durch Ent, - und Anspannen der hinteren Feder justiert. Beschleunigungsmanöver mit leichter Last führen dann zu ähnlich hohen Motordrehzahlen wie solche mit hohen Lasten, wo man mit einem manuellen Getriebe einfach später oder früher schalten würde. Zwar kann man ein CVT auch abstimmen (schwerere Gewichte = Drehzahl beim Beschleunigen niedriger), allerdings gilt dies dann auch bei voller Beschleunigung. Ein CVT ohne elektronische Steuerung ist leider ein fauler, wenig effizienter Kompromiss.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
NickS0695 
Fragesteller
 23.09.2021, 13:44

Danke dir, und bei dem Layout kannst du dir auf die Schulter klopfen!

0

Salue

Als Herr Van Doorne, der Inhaber einer Anhängerfabrik in den Niederlanden, das Variomatik-Getriebe erfand fand er keine Abnehmer in der Ausindustrie. So blieb ihm nichts anderes übrig, als selber ein Auto, den DAF33 Dafodil, zu bauen. Er verwendete einen halbierten VW-Käfer Motor (2-Zylinder-Boxer mit 600 ccm, später 750 ccm) und setzte 2 Variomatik-Getriebe ein (eines für linke, das andere für das rechte Hinterrad ein.

Dann baut er einen DAF zum Vergleich mit einem 4-Ganggetriebe und liess die Presse vergleichen. Die Variomatik-Version beschleunigte besser, sie erreichte eine höhere Höchstgeschwindigkeit und brauchte weniger Benzin.

Die Japaner setzten das Variomatik-System dann als Erste bei den Rollern ein. Auch hier dasselbe Resultat. Die Dinger liefen viel besser, als die bei einigen Herstellern noch lieferbaren 3-Ganggetriebe.

Bei Motorschlitten waren bald auch das Variomatik-Getriebe Standard.

Das Variomatik-Getriebe hat zwar geringe Verluste durch die Reibung des Riemens, aber der Motor läuft immer auf der besten Drehzahl und so kann die Leistung besser ausgenutzt werden. Dies ist vor allem bei schwächeren Motorisierungen die beste Lösung.

Tellensohn

Bild: DAF33:

NickS0695 
Fragesteller
 23.09.2021, 12:07

Danke dir!

0
checkpointarea  23.09.2021, 21:26
Die Dinger liefen viel besser, als die bei einigen Herstellern noch lieferbaren 3-Ganggetriebe.

Das mit dem Verbrauch kann ich absolut nicht bestätigen. Ich hatte mal einen Kymco Nexxon 50 mit 4 - Gang - Halbautomatik, welcher sich minimal mit traumhaften 1,2 Litern auf 100 Kilometer fahren ließ - trotz des unpräzisen Schiebervergasers. Im Durchschnitt waren 1,5 bis 1,7 Liter an der Tagesordnung. An diese Werte kam keines meiner Nachfolgefahrzeuge mit CVT auch nur annähernd heran, alle benötigten mindestens 2 Liter (Honda Vision 50i, Kymco Filly 50) bis etwa 2,5 Liter (Piaggio Liberty 50), allesamt mit Viertaktmotoren ausgestattet, beim Honda sogar mit Einspritzanlage. Grund: Der wesentlich schlechtere Wirkungsgrad eines CVT im Vergleich zu einem Schaltgetriebe. Aktuell habe ich einen Honda Lead 100, ebenfalls mit CVT, welcher sich selbst beim Schleichen mit maximal Tacho 70 auf Überlandstrecken nicht dazu überreden lässt, deutlich weniger als 3 Liter / 100 km zu verbrutzeln. In einschlägigen Honda - Foren lese ich regelmäßig, dass ein vergleichbarer Honda Wave 110i (mit 4 - Gang - Halbautomatik) bei der Geschwindigkeit kaum mehr als 1,5 Liter auf 100 Kilometer benötigt.

...aber der Motor läuft immer auf der besten Drehzahl

Da bei fliehkraftgeregelten CVT - Getrieben eine nennenswerte Lastanpassung fehlt, läuft er über weite Bereiche, beispielsweise beim leichten Beschleunigen, eben nicht auf der optimalen Drehzahl, sondern dreht deutlich zu hoch, was richtig Wirkungsgrad kostet - hohe Drehzahl, wenig Last.

0
Tellensohn  24.09.2021, 10:55
@checkpointarea

Salue

Meine Erfahrungen beziehen sich auf meinen damaligen DAF33 und später auch die neueren Japaner mit Schubgliederkette. Die Schubgliederkette erwies sich als die sparsamste Automatik die ich je gefahren bin. Aber selbst der DAF33 mit seiner lastabhängigen Steuerung bot verblüffene Fahrleistungen. Mit der elektronisch gesteuerten Schubgliederkette war es noch besser.

Der 50er Roller unseres Juniors beschleunigt sehr gut, der Verbrauch ist auch nicht höher als bei einem 50er Motorrad mit Fussschaltung. Der Schwerpunkt bei solchen kleinen Hubraumklassen liegt natürlich nicht beim Sparen, sondern beim Herausholen der Leistung.

Tellensohn

1
checkpointarea  25.09.2021, 08:54
@Tellensohn
Meine Erfahrungen beziehen sich auf meinen damaligen DAF33 und später auch die neueren Japaner mit Schubgliederkette.

Zumindest die neueren Japaner (der DAF laut Deiner Beschreibung offenbar ebenfalls) sind elektronisch gesteuert, nicht mit Fliehgewichten, was den Punkt "Motorwirkungsgrad" (wenig Last und viel Drehzahl) eliminiert. Außerdem ist bei einigen CVT im Pkw - Bereich (bei der Multitronic von Audi weiß ich es sicher) eine drehmomentabhängige Anpressregelung der Schubgliederkette (Gummiriemen gibt´s heute im Pkw - Bereich nicht mehr) üblich, was auch den Punkt "Getriebewirkungsgrad" quasi eliminiert, oder zumindest stark entschärft, das ist also gar nicht vergleichbar. Beim DAF wäre auch denkbar, dass das 4-Gang-Getriebe außerordentlich kurz ausgelegt ist, so dass hier einiges durch eine niedrigere Motordrehzahl wettgemacht wird. Beim einfachsten CVT mit Gummiriemen und Fliehkraftregelung habe ich mal einen Wirkungsgrad von ca. 60 % aufgeschnappt. Ich weiß nicht, ob das realistisch ist, aber wenn ich mir die enorme Hitzeentwicklung ansehe samt Mehrverbrauch ansehe, kann ich mir das gut vorstellen. Manuelle Getriebe liegen durchweg bei über 90 %, solche mit Direktgang sogar bei nahe 100 %. Es wäre ein Wunder, würde sich dies nicht im Verbrauch auswirken.

Der 50er Roller unseres Juniors beschleunigt sehr gut...

Da kann ich zustimmen. Selbst der außerordentlich lahme Piaggio Liberty 50 beschleunigte den Kymco bequem aus, lag allerdings im Schnitt grundsätzlich bei 2,6-2,8 Litern/100 km, was ich viel finde angesichts der Tatsache, dass mein aktueller Daelim S300 (247 cm³, 25 PS) bei momentan rund 20.000 km bei 3,2 l/100 km liegt. Und der agile Honda war selbst mit Sozius bei gleicher Leistung und Gewicht schneller als der Kymco mit nur einem Fahrer aus dem Stand heraus. Ich finde Sparsamkeit allerdings in allen Klassen wichtig - fragte mich regelmäßig, wohin die 100 % mehr Kraftstoff des Piaggio im Vergleich zum Kymco eigentlich verschwinden.

0
Tellensohn  25.09.2021, 09:39
@checkpointarea

Salue Checkpointarea

Der DAF arbeitete rein mechanisch. War die Last höher, wurde der vordere Riemensatz automatisch in den kleineren Durchmesser gezogen. Mein späterer Subaru Justy hingegen hatte eine Schubgliederkette, deren Druck und Umfang der Konuselemente elektronisch gesteuert wurden. So liessen sich höhere Drehmomente übertragen, gleichzeitig ziehen natürlich die Pumpen auch noch Leistung.

Die Fliehkraftregelung ist natürlich eine Primitivlösung, die zudem nicht sonderlich effizient ist.

Der Toyota IQ machte alles noch besser, hier lagen die Verbrauchswerte noch unterhalb der handgeschalteten Version.

Der Wirkungsgrad ist im besten Fall bestimmt über 60%. Man muss allerdings sehen, bei den Prüfstandsmessungen im Vergleich zwischen Werksangabe und der Abgabe an die Antriebsräder lagen die Verluste bei den Automaten (2. Stufe) bei rund 35%, bei den Handgeschalteten (3. Gang) bei 25%.

Als damals die ersten 125 Roller von Yamaha auf dem Markt erschienen, waren meine jüngeren Kollegen begeistet von den Fahrleistungen mit dem Variomat.

Bei kleineren Fahrzeugen ist das Variomatsystem meiner Meinung nach eine gute Lösung. An den Gummizugeffekt gewöhnt man sich ja schnell.

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.

Tellensohn

1
checkpointarea  25.09.2021, 09:53
@Tellensohn
War die Last höher, wurde der vordere Riemensatz automatisch in den kleineren Durchmesser gezogen. 

Wie wurde dies technisch bewerkstelligt? In nennenswertem Umfang ist dies meines Wissens nämlich nur bei einer elektronischen Steuerung möglich. Bei fliehkraftgeregelten CVT wird dieses Verhalten in wenig ausgeprägter Natur per (aufgrund des höheren Drehmoments) unter höherer Last gesetzter hinterer Feder gemacht.

Der Toyota IQ machte alles noch besser, hier lagen die Verbrauchswerte noch unterhalb der handgeschalteten Version.

Beim unkundigen Fahrer sicherlich. Wobei man beim manuellen Getriebe eine deutliche Sparmöglichkeit hat, welche ein CVT nicht bietet: "Segeln". Ich würde darauf wetten, dass man damit ein Fahrzeug mit manellem Getriebe nennenswert sparsamer fährt als eines mit Variomatik.

0
Tellensohn  25.09.2021, 14:23
@checkpointarea

Salue Checkpointarea

Beim IQ ist der Gesamtübersetzungbereich wesentlich grösser als bei einer Handschaltung. Die kleinste Abstufung ist küzer, die längste aber viel länger als der 5. Gang bei einer Handschaltung. Dies ermöglich ein Dahingleiten bei hoher Geschwindigkeit bei extrem tiefen Drehzahlen.

Bei DAF reisst es ja mehr am Riemen wenn eine hohe Leitung anliegt. So reisst es ihn automatisch in den kürzesten Umfang des vorderen Elements. Mit steigender Geschwindigkeit nimmt ja das Drehmoment ab und damit wird die Übersetzung kontinentürlich länger. Eine Fliehkraftregelung ist schlicht unnötig.

Mit einer elektrisch angesteuerten Vakummleitung (Knopf am Armaturenbrett) kann das Vakuum des Ansauges so weitergeleitet werden, dass das vordere Konuspaar auseinande gezogen wird. Damit ist eine Motorbremse realisiert, welche stufenlos in der Drehzahl gesteuert werden kann, denn wenn man etwas Gas gibt wird das Vakuum kleiner.

Genial ist zudem, dass man zwei Riemensätze verwendet. So fällt das Differenzial weg und man hat eine mechanische 100% ige Differenzialsperre, denn die kürzeste Übersetzung (damit das höhere Drehmoment) geht immer aufmatisch auf das Rad, welches die bessere Traktion hat. Zusammen mit den schmalen Rädern und der Transaxle Anordnung war der DAF im Winter einem Allrad fast ebenbürtig.

Das System ist so genial, dass sogar ein DAF im Toyota Werksmuseum in Nagoya steht. Man stellt dort nicht nur eigenen Autos aus, sondern auch solche, die einmalige Innovationen verkörpern.

Meinen DAF habe ich damals einem schwer Invaliden abgekauft. Der DAF war in der Schweiz bei Invaliden sehr beliebt, weil er sehr einfach zu bedienen war und im Kaufpreis im Rahmen eines Käfers lag

Als Ingenieur bin ich speziell fasziniert, wenn ich einfache und sinnvolle Lösungen sehe. Der DAF wr, wie die alte Citroen Ente, eine unschlagbare Innovation.

Tellensohn

1
checkpointarea  27.09.2021, 11:49
@Tellensohn
Beim IQ ist der Gesamtübersetzungbereich wesentlich grösser als bei einer Handschaltung. 

Das wird ein relevanter Punkt sein. Bei meinem Fahrzeug liegt der DIN - Verbrauch bei konstant 90 und 120 km/h mit Automatikgetriebe auch niedriger als mit manuellem Getriebe, obwohl der Wirkungsgrad aufgrund der Hydraulikpumpen und des Drehmomentwandlers schlechter ist. Grund: Größere Spreizung (5,0 statt 4,2) bei identischer Endgetriebeuntersetzung.

Bei DAF reisst es ja mehr am Riemen wenn eine hohe Leitung anliegt. So reisst es ihn automatisch in den kürzesten Umfang des vorderen Elements. Mit steigender Geschwindigkeit nimmt ja das Drehmoment ab und damit wird die Übersetzung kontinentürlich länger. Eine Fliehkraftregelung ist schlicht unnötig.

Weshalb verbaut man dann diese trotzdem bei jedem neueren CVT in Motorrollern, wenn sie doch unnötig ist?

0
Tellensohn  27.09.2021, 14:07
@checkpointarea

Das frage ich mich auch. Bei Fahren des Rollers unseres Juniors fällt mit auf, dass dieser auch auf einer hohen Drehzahl bleibt, wenn man vom Gas weggeht. Das ist die Wirkung dieser Fliehkraft-Regelung. Der Daf hingege geht automatisch in eine lange Übersetzung, wenn man das Gas loslässt und damit das Drehmoment verringert. Er hat deswegen ja auch den "Vakuum-Knopf" damit man die Motorbremse dann einlegen kann, wenn man sie braucht.

Der Grund bei diesen "Mofa"-Variometen dürfte sein, dass es sonst eine Weile nach dem Schuibbetrieb vergehen würde, bis das Umschlingungsgetriebe wieder in die kürzere Phase übergeht. Sparsam ist dies allerdings kaum.

Mein Strassen-GoKart mit einem 150ccm Rollerantrieb (4-Takt, 10 PS) mit Variomatik braucht mehr Sprit als mein bisherigen Daihatsu Cuore mit seinem 3-Zylinder 1000ccm Motor.

Bei Motorrädern ist nach wie vor der Verbrauch kaum ein Thema. Technisch gesehen ist dies bedauerlich.

Tellensohn

1