Politik und Gesellschaft: Ist ein Nationalstolz nach kanadischem oder US-amerikanischem Vorbild in Deutschland möglich?
In Kanada und in den USA gibt es Nationalstolz, obwohl beide Länder Schmelztiegel sind. In beiden Nationen begreift sich jeder Bürger als US-Amerikaner oder als Kanadier, obwohl sie aus unterschiedlichen Ländern kommen.
Ist so ein Nationalstolz eigentlich hier in Deutschland möglich?
Meine Eltern sind Tamilen und kommen aus Sri Lanka und leben seit 1985 in Deutschland. Ich begreife mich als Deutscher, obwohl ich ausländische Eltern habe.
6 Antworten
Hallo TamilGerman,
um einen alten Witz bemühen: So etwas könnte man in Deutschland einführen, es wäre aber schade um Deutschland.
Der „deutsche Nationalstolz“ hat seinen ganz eigenen Weg gefunden sich zu entwickeln. In vielen Ländern, insbesondere den USA, wird es als patriotisch betrachtet wenn (einige wenige) bereit sind für ihr Land zu sterben. Für dieses Opfer werden sie als Helden betrachtet und dieses Opfer bezeugt dann den Wert der Flagge und der Ideale.
Unser Patriotismus ist anders. Unser Opfer besteht nicht darin eine glorreiche Heldentat zu vollbringen, sondern durch stete Anstrengung zu teilen und alle voranzubringen. Wir zahlen alle in eine Krankenversicherung ein, damit sie für alle bezahlbar bleibt und auch Menschen mit geringen Einkommen eine angemessene ärztliche Versorgung erhalten, statt sich mit günstigen Schmerzmitteln (inklusive Opiaten) selbst zu behandeln. Wir zahlen Steuern, damit ein Universitätsstudium theoretisch allen offen steht und nicht von Großspendern abhängig ist und damit wir ein uns ein Sozialsystem leisten können, dass verhindern soll Menschen aus Verzweiflung in die Kriminalität zu treiben.
Wir zahlen Rundfunkgebühren, damit es auch Angebote gibt um Kunst, Kultur und andere Ansichten medial darzustellen. Natürlich wäre es (zuerst) günstiger alle Angebote zu privatisieren, aber dann bestimmte die Marge das Angebot. Es lohnt sich z.B. für einen Anbieter mehr eine US-Sitcom günstig einzukaufen und diese mehrfach zu wiederholen, statt eine an jugendliche gerichtete Sendung zu produzieren die sich mit LGBTQ+ beschäftigt oder mit Berufschancen. Und nicht zuletzt garantiert uns dieses System eine im Rahmen des Möglichen neutrale Berichterstattung.
Das sind nur ein paar der Dinge in denen sich der deutsche Patriotismus ausdrückt, er gilt nicht den Fahnen und Symbolen, es ist kein „Kirchhof der Romantik“ wie Heine es nannte. Der deutsche Patriotismus gilt den Menschen und ihrer Vielfalt. Der Freiheit von mehr als zwei Parteien und von mehr als zwei Ansichten, von vielen kleinen Taten statt großer Opfer.
Natürlich hat auch der deutsche Patriotismus seine (unübersehbaren) Fehler, aber wir arbeiten daran und wir leben sehr gut damit.
Wir haben hierzulande mit solchen Gebräuchen ein bisschen Probleme.
Es bringt auch nicht viel. In England, das ja auch ein Zuwanderungsland ist, werden so Bräuche wie Fahnenappell und Nationalhymne singen an Schulen gemacht, aber das verbessert das Zuammenleben nicht merklich.
Letztendlich weiß man innendrin wo man hingehört. Ich glaube, gemeinsam Lieder singen würde mehr bringen. Wenn alle einfach eine Stunde pro Woche zusammen Lieder in deutscher Sprache singen würden, ohne dabei groß Noten zu verteilen, dann wäre damit sicher mehr zum Gefühl beigetragen, hierherzugehören, als mit irgendwelchen Nationalritualen oder Paraden.
Ich weiß nicht, wie es um Kanada bestellt ist. In den USA gibt es jede Mengee falschen Patriotismus; nämlich dann, wenn die Verglorifizierung des eigenen Landes blind für dessen Fehler macht.
Der richtige Patriotismus ist ein Bewusstsein dafür, dass man sich bemüht, dass Land besser zu machen und sich in gewissem Rahmen so verhält, wie es für das Land und seine Gesellschaft gut ist. Z.B. impfen lassen und Maske tragen, Rettungsgasse freihalten, sich in der Flüchtlingshilfe engagieren, sich respektvoll anderen gegenüber verhalten, die EU unterstützen, sich gegen jene stellen, die den Ruf unseres Landes mit dumpfen Parolen verschandeln.
Ich versteh so was wie Nationalstolz überhaupt nicht. Worauf soll man da stolz sein?
Stolz kann man sein, auf eigene Leistung, auf etwas, was man selbst geschaffen hat. Wenn du dein Abi mit 1,1 bestanden hast, kannst du darauf stolz sein. Wenn du Profisportler bist und einen Rekord aufgestellt hast, kannst du stolz darauf sein. Wenn du Kinder hast und die zu anständigen, guten Menschen erzogen hast, kannst du stolz darauf sein.
Aber worauf soll man bei einer Nation stolz sein?
Mir ist es völlig egal, was mir wildfremde Kanadier, Amerikaner, Brasilianer, etc. zeigen.
Und du hast mir nicht beantwortet, worauf du oder ein anderer Deutscher stolz sein sollte? Erzähl doch mal bitte.
Dass Deutschland eine funktionierende Demokratie ist und wir zu den Ländern, in dem es den Menschen relativ gut geht, gehören. Hier in Deutschland gibt es den Sozialstaat. Und Krankenversicherung auch. Es gibt nur wenige Länder, die besser als Deutschland sind.
Und was hast du oder ich dazu beigetragen?
Die Demokratie verdanken wir dem Grundgesetz und der Gewaltenteilung. Ähnlich ist es mit dem Sozialstaat. Beides gab es schon vor unser beider Geburt.
Dass es den Menschen hier relativ gut geht - nun, ich zahle Steuern, du vermutlich auch, wenn du arbeiten gehst.
Ich wiederhole: stolz kann man auf eigene Leistung sein.
Was ist denn DAS für ein Blödsinn. Wir müssen nichts selber dazu beigetragen haben. Wenn Dein Kind gute Noten schreibt, hast Du selber auch nichts dazu beigetragen. Trotzdem bist Du stolz auf Dein Kind.
Ich bin stolz auf meine Uhr Vorfahren, auf deren Wissen, das mittlerweile immer mehr verloren geht, auf die noch zum Glück in meiner Gegend tollen, aber leider in groooßen Teilen des restlichen Land, allen voran durch die Politik zerstörenden und leider immer weniger werdenden Natur im Lande.
Ich bin stolz auf die tollen und einzigartigen Bräuche, stolz auf altbewährte deutsche Wertarbeit die in der gesamten Welt gefragt ist, und leider abermals durch die Politik durch ihre billig Plastik Globalisierung mutwillig zerstört wird.
Stolz auf unser Uhrhandwerk mit Holz und der beliebten deutschen Eiche, weswegen es nicht umsonst den Spruch gibt, deutsche Eiche ist unzerstörbar, das man mit sehr vielen deutschen Dingen in Verbindung bringen kann.
Ja ich bin selbst stolz auf das Weltberühmte Alpen Edelweiß.
Es gibt sehr sehr vieles worauf ich stolz bin und sein kann.
Allerdings bin ich mal so ganz und garnicht auf unsere Politik der letzten 20ig Jahre stolz, die all das, ihrer Gier wegen vernichtet und nicht Wertschätzt.
Wo sie uns hin führt sieht man ja prächtig.
Ein einziges Desaster für einen wahren deutschen, sowas mit an sehen zu müssen.
Als hättest du dir eine Jacke mühsam gestrickt, und jetzt musst du dir mit ansehen, wie andere diese willkürlich zerreißen.
Da, kann man als wahrer deutscher nicht stolz drauf sein.
Wer Menschen die ihr ganzes Leben über sich halb ins Grab geschuftet haben, jetzt ihr letztes Hemd auf essen müssen, das sie das Hunger gefühl stoppen können, während die nur noch so vor Korruption und Geldgier strotzen.
Das ist asozial, und absolut undeutsch.
Aber worauf soll man bei einer Nation stolz sein?
Darauf, was deine Eltern und Großeltern geschaffen haben. Darauf, was deine Urahnen für schlaue und kreative Menschen waren. Und auf die deutschen Tugenden, die da wären: Ordnung, Sauberkeit, Fleiß, Disziplin uä., die ja entscheidend dazu beigetragen haben, dass unsere Ahnen überhaupt so viel erschaffen konnten.
Stolz kannst du nicht nur auf dich selbst sein, sondern auch auf andere Menschen, z.B wenn dein Bruder der beste in der Schule ist.
Als Deutscher mit Nationalstolz bist du heutzutage automatisch ein Nazi. Deshalb denken zwar natürlich viele so, aber äußern tun sie es meist nur hinter vorgehaltener Hand.
Als Kind von Tamilen darfst du aber stolz darauf sein, Deutscher zu sein. Und du darfst es sogar äußern! Kein Problem! 😉
Eigentlich sollte jeder stolz sein, Deutscher zu sein. Egal ob man deutsche oder ausländische Eltern hat. Aber viele wollen es aus Prinzip nicht sein.
Da stimme ich dir zu. Aber unsere linken Zeitgeister finden das pfui, weil die Deutschen doch so viel Leid verursacht haben. Sie sehen nicht, dass so ziemlich JEDE Nation ihre Leichen im Keller hat.
Dass sie davor die Augen verschließen, liegt vielleicht daran, dass "der Deutsche^ an sich nun mal leider nicht nur Tugenden hat, sondern auch Laster, wie zB Hybris. "Er" glaubt, in allem der Beste zu sein, auch im Schlechten. "Wir" sind und waren schon immer die Größten, die größten Dichter und Denker, die größten Wirtschaftswunder-Erschaffer, die größten Massenmörder.
Deshalb muss "er" auch in der Selbstkasteiung der Größte sein.
"Er" merkt dabei nicht, dass er dabei den Nazis wie aus dem Gesicht geschnitten ist: "Am deutschen Wesen soll die Welt genesen" ist noch immer sein Sinnspruch, das zeigt sich zB. sehr schön in der Klimaideologie.
Mein Nationalstolz hält sich genau wegen Leuten, die solch einen haarsträubenden Unsinn verbreiten in engen Grenzen!
Hahaaa, ich wusste, dass irgend jemand das wieder reflexartig für "Unsinn" halten wird.😉
Erzähl mal einem Kanadier, einem US-Amerikaner, einem Brasilianer, einem Türken, allgemein jemandem, der nicht aus Deutschland ist, dass man nur auf eigene Leistung stolz sein kann. Der oder die würde Dir den Vogel zeigen. Und ich habe auch einen Migrationshintergrund (was ich im Beitrag schrieb) und ich kann bei Deiner Antwort nur mit dem Kopf schütteln. Nationalstolz ist das normalste der Welt. Das, was Du geschrieben hast, würdest Du nicht schreiben, wenn Du kein Deutscher wärst.