pH-Wert-Änderung berechnen?

2 Antworten

Von Experte indiachinacook bestätigt

Hi,

In deinem Ammoniak-Ammonium-Puffer liegt NH3 als Base und NH4(+) als konjugierte Säure vor. Die 0,05 Mol sind jeweils das, was nach der Säurezugabe vorhanden ist (dann ist nämlich erst der Puffer ausgebildet).

Zur zweiten Reaktion: CH3COOH + NaOH --> CH3COONa + H2O

Essigsäure ist eine mittelstarke Säure, man rechnet wie bei schwachen Säuren. Es gilt also vor der Reaktion pH = 0,5(pKs - lg cS) = 0,5(4,75 - lg(0,7)) = 2,45.

Nach der Säurezugabe wurden die 0,1 Mol Säure verbraucht, die Stoffmenge der Säure ist also, wie du richtig schreibst, 0,6 Mol. An Acetat entsteht nur 0,1 Mol. Denn die 0,1 Mol, die an Säure abreagieren, reagieren zum Acetat. Es gilt also nach Henderson-Hasselbalch:

pH = pKs + lg(0,1/0,6) = 3,97.

Du hast also komplett richtig gerechnet.

LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Masterabschluss Chemie + Latein Lehramt

Die Konzentrationen in der Henderson–Hasselbalch-Gleichung sollten eigentlich die Gleichgewichtskonzentrationen sein (in diesem Fall ist die Gleichung keine Näherung, sondern korrekt im Rahmen der üblichen Idealisierungen, i.e., Konzentrationen statt Aktivitäten etc.). Meist kennt man die Gleich­gewichts­konzentrationen aber nicht und verwendet dann die Einwaagekonzentrationen (oder formalen Konzentrationen); dann ist HH nur eine Näherung, aber sie funktioniert gut, solange die Puffersubstanzen we­sentlich höher konzentriert sind als H₃O⁺ und OH¯.

Eine c=0.1 mol/l (pKb =4.75) hat pH=11.12; Deine Näherungsformel liefert 11.13, was fapp dasselbe ist, der winzige Unterschied entsteht daraus, daß auch diese Formel streng genommen nur korrekt ist, wenn man die NH₃-Gleichgewichtskonzentration einsetzt. Da real 1.3% des Ammoniak gemäß

NH₃ + H₂O ⟶ NH₄⁺ + OH¯

wegreagiert hat, ist die Gleichgewichtskonzentration c(NH₃)=0.0987 mol/l. Weil Am­moniak nur eine schwache Base ist, bleibt der Fehler unbedeutend klein; in schwie­ri­geren Fällen kann man eine stärkere Formel verwenden, nämlich

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die diesen Effekt handhaben kann, aber immer noch eine Näherung beinhaltet, näm­lich daß alle OH¯-Ionen aus dem Ammoniak kommen (die aus der Autoprotolyse wer­den ignoriert).

Wenn Du jetzt zu dieser Suppe 0.05 mol HCl zugibst, dann reagiert die mit genau der Hälfte des NH₃ zu NH₄⁺. Du kriegst also einen symmetrischen Puffer, und die HH-Glei­chung sagt in diesem Fall pH=pKa=pKw−pKb voraus. In diesem Fall ist die Näherung sehr gut; wir haben die Puffersubstanzen in Konzentrationen 0.05 mol/l, und aus pH=9.25 folgt ja c(OH¯)=0.00002 mol/l, also viel kleiner (die Gleichgewichts­kon­zen­tra­tionen für NH₃ und NH₄⁺ sind offenbar c₀±c(OH¯), also 0.04998 bzw. 0.05002 mol/l, das ist weniger als 1‰ Abweichung).

TL; DR: In die üblichen Näherungsformeln setzt man die formalen Konzentrationen ein und hofft, daß die Gleichgewichtskonzentrationen davon nicht weit abweichen. Wer vor­sichtig ist, überprüft das nachher vom Ergebnis her noch einmal zurück.

Stellt sich noch die Frage, was ist, wenn man die Näherungen nicht mehr verwenden kann, weil der Puffer entweder stark verdünnt ist oder einen pH nahe an den Grenzen des pH-Bereichs hat? Ein Beispiel wäre eine Mischung aus Hydrogensulfat und Sulfat (pKₐ=1.99), jeweils 0.05 mol/l. Der pH ist 2.12 und nicht wie mit HH berechnet 1.99. Die dabei anzuwendende Formel lautet

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und vermutlich siehst Du auf den ersten Blick, warum niemand damit rechnen will. Da­bei ist ctot die Gesamteinwaagenmenge Sulfat (summiert über die saure Form HSO₄¯ und die basische SO₄²¯), und cB ist die Konzentration der basischen Form, also SO₄²¯. Diese Formel ist so konstruiert, daß sie mit den Einwaagekonzentrationen rich­tig ist; außerdem ist sie extrem allgemein, Du darfst damit jede Menge Blödsinn trei­ben, z.B. cB=0 (dann rechnest Du reine Säure aus) oder sogar cB<0 (das würde einer Mischung aus einer beliebigen Säure mit Säurekonstante Kₐ und Konzentration ctot plus |cB| einer starken Säure wie HCl bedeuten); Du kannst sogar ctot=0 setzen, und je nach­dem, ob cB größer oder kleiner als Null ist, rechnest Du dann den pH einer starken Ba­se oder Säure aus (mit korrekter Beschränkung auf pH→7 im Falle sehr hoher Ver­dün­nung). Mit dieser Formel kann man ziemlich viel Spaß haben. ☺

 - (Wasser, Chemieunterricht, Reaktionsgleichung)  - (Wasser, Chemieunterricht, Reaktionsgleichung)