Non Binary, gibt es das wirklich?

12 Antworten

Selbstverständlich gibt es Gefühle! Über nichts anderes sprechen wir, wenn es etwa um Nonbinarität oder um das Gegenteil, sich mit seinem biologischen Geschlecht identifizieren zu können, geht.

Es ist zutiefst anmaßend und übergriffig, nonbinären Menschen einfach einen Teil ihrer Identität abzusprechen, indem man behauptet, diesen gäbe es nicht, er wäre "haltlos" etc. Wie sie sich fühlt, weiß nur die jeweilige Person selber. Das kann niemand anderes beurteilen. Es geht bei Nonbinarität auch nicht darum, keine Geschlechterstereotype zu erfüllen. Wer nonbinär ist, kann sich mit keinem der beiden binären Geschlechter identifizieren; mit Geschlechterstereotypen hat das absolut nichts zu tun. Auch handelt es sich dabei um keine psychische Problematik.

Auch ich empfinde Labels wie Frau, Mann, weiblich, männlich etc. auf mich als nicht zutreffend, weil ich die Beschaffenheit meines Körpers als kein Merkmal meiner Identität bzw. Persönlichkeit erachte. Daher fühlt es sich für mich sehr unangenehm, falsch und einfach so an, als würde man sich nicht mit mir, sondern mit einer anderen Person unterhalten, wenn man mich währenddessen anhand des Geschlechts meines Körpers behandelt. Wie mein Organismus aufgebaut ist bzw. wie ich geboren wurde, ändert nicht das Geringste an meinen Empfindungen. Diese sind für mich vorrangig.

Wenn sich jemand schwer damit tut oder gar nicht imstande ist, sich in die Situation von Menschen wie mich zu versetzen, ist das völlig okay. Nicht okay ist aber, uns deshalb unsere Gefühle bzw. bestimmte Identitätsmerkmale in Abrede zu stellen.

Non Binary, gibt es das wirklich?

Ja, nonbinäre Empfindungen existieren! Das ist auch keine Meinungsfrage!

Liebe Grüße.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Med. Fachangestellter, (Heil-)Pflanzenkundler, Dufträucherer
Chichibi  04.02.2024, 00:40
Auch ich empfinde Labels wie FrauMannweiblichmännlich etc. auf mich als nichtzutreffend, weil ich die Beschaffenheit meines Körpers als kein Merkmal meiner Identität bzw. Persönlichkeit erachte.

Das ist ein super spannender Aspekt, den ich bisher noch gar nicht kannte. Vielen Dank für diesen Einblick in deine Gefühlswelt! 🙏🌺

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Ja, alles andere wäre schließlich widersprüchlich. Die Geschlechtsidentität bezeichnet nicht nur das biologische, von außen bestimmbare Geschlecht, sondern das von einem selbst empfundene Geschlecht. Dazu kann man jetzt also nur noch sagen, dass der Kopf des Menschen sehr komplex ist und wir dadurch sehr frei mit unserer Geschlechtsidentität sein können. Es ist verständlich, dass sich nicht jeder zwischen zwei Rollen entscheiden möchte.

Vom inneren Teil der Geschlechtsidentität abgesehen, gibt es ja immerhin auch noch (nicht wenige!) Menschen, die sich als intersex einstufen, also körperlich nicht ausschließlich männlich oder weiblich sind.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich denke, je mehr man in sich hineinhorcht, desto stärker zweifelt man. Und dann weist man Stereotype von sich, die auf keinen 100%ig passen und fühlt sich als Folge nichtbinär.

Natürlich weiß man nie, wie sich andere fühlen, wie andere wahrnehmen, ob man ihnen ihre Wahrnehmung absprechen kann oder nicht.

Aber bei nichtbinär kann halt jeder sich zuordnen, vor allem, wenn er sehr stark in sich hineinhorcht. Wie fühlt man sich als Frau, als Mann? Wann fühlt man das? Meist macht man das doch nur an Stereotypen und dem, was man bei anderen sieht, fest.

Und je mehr man an sich zweifelt, je offener man für Alternativen ist, desto verführerischer ist es, sich als nichtbinär einzuordnen. Fühle ich mich immer 100%ig als Frau oder gibt es Zeiten, wo mir das gar nicht bewusst ist? Bin ich interessiert an stereotypen "femininen" Dingen oder eher nicht? Kann ich mich gut in Männer hineinversetzen?

Das könnten alles Fragen sein, die zu der Idee führen könnten, nichtbinär zu sein - der Punkt ist aber, dass andere, die diese Fragen haargenau so für sich beantworten würden, sich trotzdem als Frau definieren würden!

Von daher finde ich den Begriff schwierig und schwanke zwischen fehlgeleiteter Instrospektion, Missverständnis, dass man nur weiblich oder männlich ist, wenn man das 100% der Zeit bewusst wahrnimmt und diverse Stereotype erfüllt und schlichter, einfacher Art, Aufmerksamkeit zu bekommen, sich als etwas Besonderes zu definieren - denn ob man nichtbinär ist, kann keiner nachweisen oder widerlegen!

Fehlgeleitete Instrospektion finde ich am schwierigsten, denn je mehr man in sich hineinhorcht und zweifelt, desto eher findet man das, was man sucht. Das ist ja auch mit den ganzen Selbstdiagnosen der Fall. Je mehr ich darüber lese, desto eher habe ich das Gefühl, selbst irgendwie betroffen zu sein.

orangade  02.02.2024, 19:09
Fehlgeleitete Instrospektion
Selbstdiagnosen 

Danke!

Das bringt es auf den Punkt!

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Ist keine Meinungsfrage.

Ja, nicht-binäre Menschen gibt es. Hat es immer gegeben, wird's immer geben. Das ist auch keineswegs etwas neues. Nicht-binär oder non-binary ist eine normale Geschlechtsidentität, die zum trans* Spektrum gehört.

Da du so gerne wissenschaftliche Quellen magst:

Die aktuelle biologische Grundlagenforschung ist zum Schluss gekommen, dass die binäre Sicht auf das Thema Geschlecht nicht haltbar ist (Artikel in Nature, 2015; Making Sex Revisited, Heinz-Jürgen Voß, 2010).
In der Tier- und Pflanzenwelt gibt es ganz viele Beispiele, wo es für eine Spezies normal ist, dass diese klare Zweiteilung nicht zutrifft (Wikipedia).
Auch beim Menschen ist diese klare Zweiteilung auf der Ebene von körperlichem Geschlecht oft nicht möglich und deshalb auch hier nicht sinnvoll.

https://www.nonbinary.ch/non-binaer-gibt-es-das-wirklich/

Oder:

Dabei sieht der breite wissenschaftliche Konsens mittlerweile anders aus: Geschlecht ist ein Spektrum.
[...]
Die Suche nach reiner Binarität der Geschlechtsmerkmale können wir also getrost als ergebnislos abhaken. Jegliches vermeintlich “biologische” Argument dagegen ist schlichtweg unwissenschaftlich.

https://www.dw.com/de/zwei-geschlechter-ein-alter-hut/a-57053524

Thema "Nicht-binäre Menschen hat's früher nicht gegeben":

Non-binary people in history have always existed. Many Indigenous peoples, for instance, have traditional gender roles that exist outside the binary.
Two-spirit is an umbrella term used by some Native American and First Nations people to describe identities that exist beyond male and female, and do not correspond to non-Native structures of gender. In Hawaii, māhū are non-binary people with a rich history of important spiritual and social roles.
Recent research has found that many non-binary people throughout history expressed some kind of non-binary gender identity.
[...]

https://www.gendergp.com/non-binary-people-in-history/

So, und nun eine Frage an dich: inwiefern beeinflusst es dich persönlich, wenn andere Menschen sich als nicht-binär identifizieren? Wieso interessiert es dich überhaupt, wenn du selbst nicht betroffen bist?

Es gibt nicht-binäre Menschen, daran wird sich auch nichts ändern.

Und sie zu respektieren und zu akzeptieren tut niemandem weh.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Teil der LGBTQ+ Community
Kiseijuu71 
Fragesteller
 03.02.2024, 18:15

Da Non Binary meines wissens nach nicht diagnostiziert wird & damit wissenschaftlich oder psychologisch absolut haltlos ist, empfinde ich es schon als eine Meinungsfrage.

Dann gehe ich mal auf deine ''wissenschaftlichen Quellen'' ein:

  1. Making Sex Revisited (2010) von Heinz Jürgen Voß lässt sich gut in dem Bereich Esoterik einordnen, hat aber mit seriöser Wissenschaft nichts zu tun.

In dem Wikipedia Artikel steht ganz klar:

,,Beim Menschen kommt der echte Hermaphroditismus (gleichzeitiges Vorliegen von Hoden- und Ovarialgewebe) selten vor. Bei entsprechenden Fällen handelt es sich meist um Pseudohermaphroditismus der getrenntgeschlechtlichen Art Homo sapiens.''

Bei der Tupfelhyäne (Säugetier) handelt es sich lustigerweise auch um Pseudohermaphroditismus. Auch eine Hyäne ist also eindeutig Männlich oder Weiblich.

https://www.nonbinary.ch/non-binaer-gibt-es-das-wirklich/

Diese ''Quelle'' trieft nur so vor unseriösität. Als erstes wird Non Binary als ein weiteres Geschlecht definiert, was schon einmal falsch ist, laut dir ist es ja z.b nur eine GeschlechtsIDENTITÄT. Zweitens wird der Anteil an Non Binary in irgendwelchen Ländern aufgezählt. Man kann sich als alles identifizieren, solange es nicht diagnostiziert wird, bleibt es haltlos. Wo ist der Sinn darin sich weder Weiblich oder Männlich zu identifizieren wenn dein Geschlecht eindeutig eins von beiden ist? Geschlechterrollen sind hiervon ausgenommen.

Die Quelle mit Two Spirits zeigt lediglich, dass es Ureinwohnerstämme gab die unter den Geschlechtern keine festen Geschlechterrollen hatten, das hat absolut nichts mit Non Binary zu tun.

Alles in allem hast du Quellen genannt die entweder unseriös sind, am Thema vorbeifliegen oder sogar Zweigeschlechtlichkeit bestätigen XD

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Chichibi  04.02.2024, 01:03
@Kiseijuu71
Die Quelle mit Two Spirits zeigt lediglich, dass es Ureinwohnerstämme gab die unter den Geschlechtern keine festen Geschlechterrollen hatten, das hat absolut nichts mit Non Binary zu tun.

Ich kenne mich mit Native Americans nicht aus. Aber auf Hawaii gab es sehrwohl feste Geschlechterrollen. Māhūs sind „dazwischen“. Sie waren Lehrer, Berater und Heiler, weil sie beide „Seiten“ kennen, was für diese Tätigkeiten als sehr hilfreich und wertvoll angesehen wurde. Māhū war (und ist) also eine dritte Geschlechter-Rolle.

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Ob es das wirklich gibt, keine ahnung. Wenn aber wer sagst dass ich die Person nicht als männlich oder weiblich ansehen soll, akzeptiere ich das. Man muss nicht alles verstehen, Hauptsache akzeptieren tut man es.