Nietzsches Amor fati im Gesamtbild?
Hallo! :-)
Ich habe ein Problem mit Nietzsches Amor fati; ich finde sie passt garnicht zu ihm. Seine restlichen Konzepte sind allesamt sehr revolutionär, er will eigentlich immer etwas verändern, bspw. bei der "Umwerthung aller Werthe" (er akzeptiert hier ja garnichts!).
Aber bei amor fati heißt es, er will nicht klagen:
Ich will immer mehr lernen, das Nothwendige an den Dingen als das Schöne sehen: — so werde ich Einer von Denen sein, welche die Dinge schön machen. Amor fati: das sei von nun an meine Liebe! Ich will keinen Krieg gegen das Hässliche führen. Ich will nicht anklagen, ich will nicht einmal die Ankläger anklagen. Wegsehen sei meine einzige Verneinung!
Die fröhliche Wissenschaft §276
Inwiefern passt das zum sonstigen Werk Nietzsches? Und ich weiß, Nietzsche ist kein systematischer Philosoph und er will kein zusammenhängendes Bild schaffen und er widerspricht sich selbst willentlich usw. usf., aber das hier scheint mir auch mit seinem Lebenswandel kaum zusammen zu passen.
Danke fürs Lesen :-)
2 Antworten
Nietzsche erweist sich in § 276 „Die fröhliche Wissenschaft“ als der große Jasager zu der Notwendigkeit, dem Schicksalhaften allen Lebens. Deshalb prägt er den Satz, der auf ihn in vollem Umfange zutrifft: Amor fati, Liebe zum Schicksalhaften, Notwendigen. Deshalb will er fortan mit denen nichts mehr zu tun haben, die das Schicksafte nicht anerkennen, die dagegen protestieren, es ändern wollen. Verneinung durch Wegsehen (von all diesen ewigen Anklägern und Kritikern am Bestehenden der Welt; er nennt dieses Wegsehen ‘Verneinung‘). Ab sofort will er nur noch der große Jasager sein (s. Schluss von § 276), ja sagen will er zu dem Notwendigen an den Dingen, das er nur noch als das Schöne ansehen will.
Damit erweist sich Nietzsche – im Gegensatz zu dem einst von ihm verehrten Schopenhauer – als einer, der Ja zum Leben sagt, der dem Leben seinen Zauber, seine faszinierenden Möglichkeiten zurückgibt, die jeder für sich nutzen kann, der sich zu seinem Willen zur Macht bekennt und jede Schwäche vermeidet, die aus der Moral kommt. Aus diesem Grunde verabscheute er die christliche Moral.
Schopenhauer (zu wem ich eher neige) beeinflusste Nietzsche enorm. Nietzsche war jemand, der den Individualismus hochhielt. Auch teilten beide, dass das Sein über dem Anschein und den Vorstellungen stand. Deren Philosophie basiert auf das leibliche u. biologische. Aus dem Sein heraus, anders als Hegel, der z.B die Natur vergeistlicht.
Man könnte sagen er war "revolutionär" so wie du das tust, das war er auch sicherlich. Nur nicht im politischem Sinne. Revolutionäre sind eher Linke. Marx, Hegel usw.
Für Nietzsche war Selbstakzeptanz und die Überwindung seiner selbst von enormer Wichtigkeit. Um Werthe zu verwerfen, musst du die falschen Werte, die auf dich eingewirkt haben, erkennen und verwerfen. Der Schritt, der daraus folgt, ist dein Schicksal hinzunehmen und zu deinem Sein zu stehen.
Habe ich nie getan.
Du missverstehst vieles.
Mit "Liebe dein Schicksal" ist gemeint "Liebe dein Leben", "Nörgle nicht" usw.
Das ist es was auch Nietzsche von Schopenhauer unterscheidet. Nietzsche ist lebensbejahend. Schopenhauer weniger.
Nietzsche ist doch selbst der größte Nörgler!
Du hast soeben die Erkenntnis gemacht, dass der Mensch ein heuchlerisches Wesen ist. Ich gratuliere! (Macht nicht jeder)
Nietzsche ist kein Nörgler. Du missverstehst hier etwas.
Nein. Nietzsche akzeptiert persönlich sein Schicksal nicht, er glaubt nicht an Schicksal und Nothwendigkeit.
Nietzsche hat ja Schopenhauers Askese ja auch direkt kritisiert, also glaube ich nicht, dass man Nietzsches Amor fati mit Schopenhauers Lebensverneinung in Beziehung setzen sollte.