Mühle R41 oder R89?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Idee "mit weniger Zügen" ist eigentlich schon ein Argument GEGEN einen Rasierhobel. Dieses Denken ist Teil der Mehrklingenidee, die auch dazu führt, dass immer mehr Klingen in Rasierer verbaut werden.

Beim Messer und auch beim Hobel geht es genau NICHT um dieses Prinzip, und daher auch nicht um die Frage, ob mit Hobel A weniger Züge oder längere Rasurintervalle möglich sind, als mit Hobel B.

Rasurintervalle hängen von der Genetik ab und nicht vom Rasierer. Man braucht halt ein gut geschärftes Messer oder einen Rasierer, der (mit der entsprechend passend kombinierten Klinge), glatt rasiert (das kann ggf. auch mit einem Systemrasierer erzielt werden, aber dann idR nicht in wenigen Zügen); glatt raiert so, wie dass in der Nassrasurwelt definiert ist, als wirklich GLATT, auch dann, wenn man mit der Hand mit Druck gegen die Wuchrichtung über die Haut geht. Mehr als glatt idS geht eben nicht. Wenn der "Fünf-Uhr-Schatten" früher auftaucht, als für einen normal, dann war die Rasur halt einfach nicht richtig glatt (was ggf. auch ok sein kann, s. unten)

Es kann sein, dass jemand einen so dichten Bartwuchs hat, dass z.B. ein R89 für ihn in drei Durchgängen kein glattes Ergebnis produziert. Dan greift so jemand daher z.B. auf einen R41, einen Fatip mit offenem Kamm, einen Parker mit geschlossenem Kamm oder einen Rockwell 6S mit Platte 6 zurück.

Andere bekommen vom R89 schon Hautreizungen und eingewachsene Haare und greifen lieber zu einem Merkur 23c oder einen Gillette Superspeed aus den 1940/1950er Jahren oder zu einem Giillette Tech Ballend. Und es seit gesagt: der R89 ist kein sanfter Hobel, sondern einer, der im Mittelfeld rangiert, der also bei Fehlern auch schon gern kräftig, ordentlich und heftig zubeisst (und das macht er durchaus auch gerne).

Der R41 ist gut für Menschen, die mit anderen Rasierern keine glatte Rasur erreichen können (oder zumindest nicht, ohne sechs oder mehr Durchgänge machen zu müssen, was dann auch idR nicht ohne Hautreizungen über die Bühne geht).

Der R89 ist gut für Menschen, die z.B. mit einem Merkur 23c, Gillette Tech oder Superspeed keine glatte Rasur bekommen.

Jemandem, der vom Systemrasierer kommt, würde ich immer erst zu einem Merkur 23c oder Gillette Tech raten. Denn der ist sehr gutmütig gegenüber Fehlern, und die werden anfangs sicher gemacht werden. Der 23c hat außerdem einen langen Griff, was den Systemnutzern meist angenehmer ist. Mit denen kann man erst mal ein paar Monate seine Technik üben, mehrere Klingen probieren, bis man sagen kann, ob eine glatte Rasur erreicht werden kann, oder eben nicht.

Zwischen R89 und 23c liegt mM der King C Gillette Hobel aus dem Drogeriemarkt.

Neben der glatten Rasur (wie es in der Nassrasurwelt verstanden wird, man sagt auch BBS), gibt aber auch noch "ausrechend glatt" (DFS) oder "präsentabel" (OK). Manchen reicht eine Rasur, die DFS ist, was wohl auch die große Beliebtheit eher "sanfter" Hobel am Markt erklärt. OK Rasuren sind meinst auch mit Systemrasierern bei Rasur in Wuchsrichtung möglich, kosten aber halt mehr Geld.

Für dich bleibt aber ohnehin erstmal, dass du überlegst, ob das überhaupt für dich in Frage kommt. Mit dem Ansatz, schnell mit wenigen Zügen eine glatte Rasur zu bekommen, wirst du sicher mit KEINEM Hobel glücklich werden.Wenn dir eine ok Rasur mit einem Systemrasierer reicht, bestünde eher aus Gründen der Kosten ein Wechselwunsch.

Sei dir auch klar darüber, dass ein Großteil der Nassraurfreaks nicht zum Messer und Hobel gekommen sind, weil sie es cool und männlich fanden, sondern weil sie mit den Flagschiffen der Systemrasierer a la Fusion Proglide & Co eben KEINE glatte Rasur schafften oder wenn, dann nur mit unendlich vielen eingewachsenen Haaren als Folge. Daher hilft der Leidensdruck, die Mehrarbeit und -zeit aufzuwenden und die Lernphase durchzustehen.

Sei dir auch klar darüber, dass die ersten Rasuren mit einem Hobel sehr schlecht sein werden. Ein Hobel (und noch mehr ein Messer) verlangen gute Technik, die erst erworben werden muss, damit sie dann in Fleisch und Blut übergeht. Systemrasierer sind so gebaut, dass man sie sich ins Gesicht setzt und losrasiert, ohne dass Verletzungsrisiken bestehen und man am Ende, nach wenigen Zügen, eine für Nicht-Nassrasurfreaks "glatte" Rasur erhält; die aber so manchem eben nicht reicht.

Woher ich das weiß:Hobby – Viele Jahre Erfahrung
allocigar78 
Fragesteller
 09.11.2022, 23:27

Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Also im Endeffekt muss man vermutlich ausprobieren. Kann ich, sofern ich es mal mit einem Hobel probieren möchte, z. B. den R41 bestellen und dazu den Kopf vom R89 bzw. umgekehrt und habe dann beide Modelle oder unterscheiden die sich außer im Kopf auch noch anderswo?

Und was meinst Du denn mit "beißt zu"? meinst Du man schneidet sich leicht? Woher kommt das?

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ramble007  10.11.2022, 18:15
@allocigar78

Beisst zu meint, dass er eben etwas aggressiver ist und man da bei Aufmerksamkeitsfehlern die Haut nickt. Das kommt durch die Kopfgeometrie.

Der R41 und der R89 haben beide ein M5 Gewinde, wie die meisten Hobel. Daher kann man problemlos einen ganzen Hobel und beim anderen nur den Kopf mitbestellen.

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allocigar78 
Fragesteller
 13.11.2022, 18:44

Ich sehe gerade ein Video über den Rockwell 6c da kann man 6 verschiedene Stufen dirch verschiedene Platten einstellen. Hat man mit diesem Gerät sozusagen dann alle Rasierer von sanft bis aggressiv auf einmal oder gibt es da anddere Nachteile gegenüber Mühle Störtebeker Merkur etc.?

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ramble007  14.11.2022, 13:58
@allocigar78

Der Rockwell 6c ist ein Rockwell 6c. Bei gleicher Kopfgeometrie wird jeweils der Klingenspalt verändert. Dadurch wird er aber nicht zu einem anderen Hobel. Der R89 und v.a. der R41 bleiben je eigenständige Rasierer.

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allocigar78 
Fragesteller
 14.11.2022, 18:01
@ramble007

Aber der Klingenspalt entscheidet doch über sanft oder aggressiv?

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ramble007  15.11.2022, 06:14
@allocigar78

Das ist nur ein Faktor. Sonst hätte es nach dem Adjustable keinen Rasierertyp mehr gegeben. Es gibt aber sehr viele Rasierhobel und auch viele Verstellbare (neue wie alte). Frag dich mal warum?

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Klingen halten je nach Hersteller und Modell unterschiedlich lange, aber da kommen dann noch wieder die Variablen Haarstärke, Hobel und Empfindung hinzu. Klinge X kann in Hobel A länger halten als in Hobel B und bei einer anderen Klinge ist es genau andersherum oder macht keinen Unterschied. Ein anderer Mensch empfindet es aber wieder anders! Und das verändert sich auch mit den Jahren. Du wirst irgendwann andere Klingen mehr mögen und deine Top Klinge von heute wahrscheinlich irgendwann weniger. Manche Menschen merken schon einen Unterschied zwischen Sommer und Winter. Eine bestimmte Kombination funktioniert für manche in irgendeiner Jahreszeit nicht so toll.

Händler bieten Probepackungen mit je 5-10 der Unterschiedlichsten Klingen an. Da kann man ausprobieren, was momentan am besten zu einem und dem verwendeten Hobel passt und am längsten hält, bevor man 100er Packs einerbestimmten Sorte bestellt.

Du wirst schon einige Klingen finden, die dir 4-5 angenehme und gründliche Rasuren bringen, vereinzelt auch welche die länger halten.

Ich spreche sowieso von Rasuren in 3 Durchgängen (mit, quer, gegen die Wuchsrichtung, zwischen drin neu einschäumen). Für manch andere wären das jeweils schon 3 Rasuren.

Manche schwören darauf, viel mehr Rasuren pro Klinge herauszubekommen, wenn sie die Klinge nach jeder Rasur umdrehen. Doppelt-dreifach so lange...ich habe es ausprobiert, mit verschiedensten Klingen, ich kann da persönlich höchstens einen minimalen Unterschied feststellen.