Meinung des Tages: Ist der deutsche Ausstieg aus der Atomkraft der richtige energiepolitische Weg?
Am Samstagabend sind in Deutschland die letzten drei Atomkraftwerke vom Netz gegangen. Mit der Abschaltung der Meiler Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2 endete damit in Deutschland die Ära der Atomkraft.
https://www.tagesschau.de/inland/atomkraftwerke-stilllegung-105.html
Sowohl national als auch international wird dieser Schritt kontrovers diskutiert. Kritiker sprechen von einem deutschen Sonderweg und betonen, dass es nicht im Sinne des Klimaschutzes wäre, den weggefallenen Atomstrom durch Kohlekraftwerke zu ersetzen. Auch würden Nachbarländer den Bau weiterer Atomkraftwerke planen. So gab Polen jüngst bekannt, in die Atomkraft einsteigen zu wollen. Der bayerische Ministerpräsident Söder forderte gar am Sonntag einen bayerischen Alleingang, indem Isar 2 in Länderverantwortung weiterbetrieben werden solle. Der Vorschlag sorgte weitgehend für Irritation, da Söder als bayerischer Umweltminister den Ausstieg in der Vergangenheit vorangetrieben hatte.
Befürworter des Ausstieges, wie die Grünen-Chefin Ricarda Lang, betonen dagegen, dass die Risiken der Atomkraft unbeherrschbar seien und der deutsche Ausstieg aus der Atomkraft den endgültigen Einstieg in das Zeitalter erneuerbarer Energien kennzeichne.
Atomkraftgegner feierten in mehreren deutschen Städten Atomausstiegsfeste. Vereinzelt gab es Gegendemonstrationen von Befürwortern der Atomenergie.
Wie seht ihr das? Ist der Ausstieg der richtige Schritt oder nicht? Und handelt es sich dabei - wie Kritiker behaupten - wirklich um einen deutschen Sonderweg?
Das Ergebnis basiert auf 162 Abstimmungen
40 Antworten
Hallo liebe Community, Hallo liebes Team,
wir können sagen, dass Elektrizität aus Atomenergie mit wenig Rohstoff viel Energie erzeugt hat. Der Rohstoff mag in der Behandlung besonders und kritisch sein, aber das hatte man gelernt.
Alternative Energiequellen, die eine nachhaltige - quasi permantente - Energiequelle nutzen (Sonnenenergie, Wind, der auch aus Sonnenenergie entsteht), sind noch auf dem Vormarsch und decken den Bedarf vielleicht nicht. Es gibt im eigenen Land auch zu wenig Wasserkraft.
Es gibt Ansätze, Wind- und Sonnenenergie von Wohn- und Wirtschaftsflächen wegzubringen - braucht dazu aber Energietransport, der immer mit Verlusten behaftet ist. Dennoch lassen sich so große Nutzungsfelder eröffnen.
Den Rohstoff für Atomenergie haben wir auch kaum im eigenen Land, müssen ihn zukaufen. Es kann durch weltpolitische oder -wirtschaftliche Situationen zu einer Verknappung kommen. Die ist in meinen Augen zwar man-made aber auch nicht abzuwenden.
Also wird vieles darauf hinauslaufen, für Energie weitreichend in einem sich genonnenen Verbund autark zu werden.
Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen
Der Ausstieg war grundsätzlich richtig, Atomenergie ist teuer, kein Land der Welt hat bisher die Endlagerung geklärt und auch wenn es hierzulande relativ sicher ist und in jedem Fall weniger schädlich als das Verstromen von fossilen Energieträgern, birgt es dennoch ein Restrisiko.
Der Zeitpunkt für den Ausstieg hingegen war dämlich und die Begrenzung der Restlaufzeit ebenfalls. Einmal gebaut produzieren Atommeiler extrem günstig Leistung bei überschaubaren Müllmengen.
Besonders stört es mich, dass der Steuerzahler auch noch den Energieriesen, die sich ohnehin seit der Privatisierung eine Goldene Nase verdienen, und die bei Atomkraft grundsätzlich schon subventioniert wurden und weiterhin werden (Kosten für die Lagerung werden sozialisiert), auch noch Milliarden für die Laufzeitverkürzung in den Rachen geworfen haben.
tldr: Der Ausstieg war richtig, Verkürzung und Zeitpunkt saudumm.
Genauso faszinierend finde ich wie sehr die Risiken immer verharmlost werden. Der Sarkophag in Tschernobyl ist inzwischen glaube Vers. 2.0 und meines Wissens auch nicht mehr im guten Zustand. Zudem hat der Krieg in der Ukraine ja gezeigt was allein die laufenden AKW für Gefahr darstellen. Du musst nur ein paar irre haben welche auf dem Gelände Krieg spielen, oder noch Wahnsinniger sind und das Ding aus Rache hoch gehen lassen.
Das nennt sich politischer Wille, ob sinngebend oder sinnlos kann dahingestellt bleiben.
Was da unter "prima Klima" verbucht wird, ist nur das Schauspiel, das geboten wird, nicht die Kulisse vor der es spielt.
Die Politik redet mehr oder weniger offen von einer "europäischen Stromversorgung," einschließlich Atomstrom aus Frankreich und Kohlestrom aus Polen usw.
Angesichts des Klimawandels und der enormen Kosten für Klimaschutzmaßnahmen, die dem normalen Bürger aufgelastet werden, ist es zum jetzigen Zeitpunkt der absolut falsche Weg.
De facto wird die von den AKW erzeugte Energie durch Kohle ausgeglichen werden. Bis erneuerbare Energien dazu in der Lage sind, dauert es selbst optimistisch geschätzt noch mindestens ein Jahrzehnt.
Und das Einsparpotential an CO2 wäre hier enorm gewesen.
Alles in allem wurden hier mal wieder die jungen Generationen für Idealvorstellungen der Älteren verkauft.
De facto wird die von den AKW erzeugte Energie durch Kohle ausgeglichen werden. Bis erneuerbare Energien dazu in der Lage sind, dauert es selbst optimistisch geschätzt noch mindestens ein Jahrzehnt.
Warum sollte es?
Innerhalb eines Jahres von 2021-2022 ist der Betrag, der durch erneuerbare Energien in das Stromnetz eingespeist wurde von 33,6 Milliarden kWh auf 43,4 Milliarden kWh gestiegen, ein Anstieg von 9,8 Milliarden kWh.
Die Kernenergie betrug 2022 noch 8,6 Milliarden kWh, ist also mit aktueller Ausbaugeschwindigkeit erneuerbarer Energien in ca. 11 Monaten abgedeckt.
Siehe Zahlen des statistischen Bundesamts:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/06/PD22_233_43312.html
Diese Zunahme ist gut, steht allerdings nicht im Zusammenhang mit dem Atomausstieg.
Die erneuerbaren Energien können ja nicht hochgefahren werden um den Wegfall der Atomenergie aufzufangen. Auch ist der Bau von erneuerbaren Energien nicht davon abhängig, dass wir aus der Atomkraft aussteigen.
Ideal wäre doch die erneuerbaren Energien und die Atomkraft zu nutzen um die Kohlekraft bestmöglich zu reduzieren, bis wir hoffentlich irgendwann in der Lage sind annähernd 100% erneuerbare Energien zu nutzen.
Mit dem aktuellen Weg ist unser Energiesektor jedenfalls einer klimaschädlichsten in Europa.
Das sind leider alles keine Erklärungen wie du zu den beiden Behauptungen kommst, man müsse die abgeschaltete Kernenergie durch Kohlekraftwerke ausgleichen und erneuerbare Energien könnten dies er in 10+ Jahren wenn der Zuwachs an erneuerbaren Energien von 2021-2022 bereits größer ist, als der Restanteil der Kernenergie.
Der Grund warum man es durch Kohle ersetzen muss ist, dass es keine andere Technologie gibt, die Atomkraft ersetzen kann.
Es muss ja eine vorhandene Technologie sein, deren Produktion sich relativ kurzfristig um den entstehenden Bedarf steigern lässt. Das trifft nur auf Kohle und Gas zu. Und Gas ist momentan aufgrund der Situation mit Russland keine Option.
Kohlekraftwerke sind aber vorhanden und ihre Auslastung lässt sich erhöhen und ihr Rückbau verzögern.
Erneuerbare Energien sind ebenfalls vorhanden und werden aktuell in enormen Tempo ausgebaut.
Erneuerbare Energien haben dagegen keine großen ungenutzten Kapazitäten.
Werden sie aber in kürzester Zeit haben, nicht erst in 10 Jahren zumal es darum geht den Anteil der Kernenergie abzufangen und der ist kleiner als der Ausbau der erneuerbaren Energien eines Jahres.
Werden sie aber in kürzester Zeit haben, nicht erst in 10 Jahren zumal es darum geht den Anteil der Kernenergie abzufangen und der ist kleiner als der Ausbau der erneuerbaren Energien eines Jahres.
Klar kannst Du sagen, dass der Ausbau eines Jahres die Atomkraft auffängt. Ohne Atomausstieg hätte mit diesem Ausbau allerdings dazu beitragen können weniger Kohleenergie zu benötigen. Da beißt sich die Katze dann wieder in den Schwanz. Am Ende kommt es immer darauf hinaus, dass wir aufgrund des Atomausstiegs mehr Kohlekraft benötigen.
Am Ende kommt es immer darauf hinaus, dass wir aufgrund des Atomausstiegs mehr Kohlekraft benötigen.
Das ist allerdings eine völlig andere Aussage als zu behaupten "die von den AKW erzeugte Energie" müsse "durch Kohle ausgeglichen werden". Zweiteres bedeutet nämlich, dass der Gesamtbedarf an Kohlekraft durch den Ausstieg steigt.
Milliarden Kilo... Das liest sich schwer, sollen wir nicht lieber bei SI Präfixen bleiben 10^3*10^9=10^12 gleich Tera.
Das kannst du gerne der statistischen Bundesamt vorschlagen.
Ich bleibe gerne bei den in meiner Quelle angegebenen Einheiten, da sie in der Quelle so direkt auffindbar sind.
Erneuerbare Energien sind bereits jetzt grundlastfähig. Es gab dazu vor zehn Jahren schon Studien.
Die Problematik ist, dass dort nicht dran gearbeitet wurde/wird und die notwendigen Infrastrukturen geschaffen wurden/werden. Eine Mitschuld daran trägt die Regierung der letzten 16 Jahre.
Ein Teil der erneuerbaren Energien müssen wegen der Kernkraft heruntergefahren werden, da man Kernkraft nicht einfach drosseln kann. Dadurch ist das Netz gesättigt.
Die Hälfte unseres Stroms ist bereits aus erneuerbauen Energien zusammengesetzt. Und das schon ohne große Ausbauten.
Erneuerbare Energien sind bereits jetzt grundlastfähig. Es gab dazu vor zehn Jahren schon Studien.
Hast Du die Studie dazu? Das würde mich wirklich interessieren.
Die Hälfte unseres Stroms ist bereits aus erneuerbauen Energien zusammengesetzt. Und das schon ohne große Ausbauten.
Die Hälfte ist aber leider viel zu wenig, wenn der Rest aus fossiler Energie besteht. Dadurch haben wir mit den umweltschädlichsten Strommix in der EU. Als angeblicher Vorreiter und große Industrienation ist das ein Armutszeugnis.
Eine Mitschuld daran trägt die Regierung der letzten 16 Jahre.
Ohne Frage haben die letzten Regierungen viel zu wenig getan. Nur ist das jetzt halt leider so. Angesichts dieser Tatsache ist es in meinem Augen halt Irsinn jetzt schon aus der Atomkraft auszusteigen, wo der Klimawandel eine ungleich größere Bedrohung für uns darstellt als etwas zusätzlicher Atommüll.
Hast Du die Studie dazu? Das würde mich wirklich interessieren
https://www.iee.fraunhofer.de/de/projekte/suche/2013/kombikraftwerk2.html
Es ist ewig her, dass ich das alles gelesen habe. Das ist ein Forschungsprojekt. Die Ergebnisse zeigen aber, dass es möglich ist.
Ich kriege es aber ehrlich gesagt nicht mehr ganz zusammen.
Die Hälfte ist aber leider viel zu wenig, wenn der Rest aus fossiler Energie besteht. Dadurch haben wir mit den umweltschädlichsten Strommix in der EU. Als angeblicher Vorreiter und große Industrienation ist das ein Armutszeugnis
Ohne Frage haben die letzten Regierungen viel zu wenig getan. Nur ist das jetzt halt leider so. Angesichts dieser Tatsache ist es in meinem Augen halt Irsinn jetzt schon aus der Atomkraft auszusteigen, wo der Klimawandel eine ungleich größere Bedrohung für uns darstellt als etwas zusätzlicher Atommüll
Natürlich ist die Hälfte zu wenig. So wird aber jetzt hoffentlich mal etwas mehr daran gearbeitet.
Ich finde auch den Zeitpunkt fragwürdig, vor allem wieso man sich weiterhin von Gas und Öl aus anderen Ländern abhängig gemacht hat, obwohl man den Zeitpunkt schon festgelegt hat.
Andererseits gibt es weltweit kein 100% sicheres Kernkraftwerk.
Wir müssen nur mal nach Frankreich gucken.
Die erneuerbaren Energien können ja nicht hochgefahren werden um den Wegfall der Atomenergie aufzufangen. Auch ist der Bau von erneuerbaren Energien nicht davon abhängig, dass wir aus der Atomkraft aussteigen.
Ironie ist das erneuerbare sogar regelmäßig heruntergefahren werden, weil die Netze die last nicht aushalten. Allein 1 Anbieter muss in einem Jahr ca. 140 GW ab regeln. Es gibt allein 1000 größere anlagen von privaten, wie unternehmen, welche seit Jahren nicht ans Netz können weil noch nicht zugelassen.
Natürlich wäre es cleverer gewesen, erst aus Kohle und dann aus Atom auszusteigen. Den Fehler haben aber die Regierungen der vergangenen 21 Jahre gemacht.
Dass der Anteil von Kohle jedes Jahr in Deutschland bei der Stromerzeugung steigt, stimmt einfach nicht.
Prinzipiell ist der Ausstieg natürlich richtig - vielleicht hätte man sich da Gedanken machen sollen, ob man überhaupt mit AKWs beginnen soll - schon alleine wegen den Abfällen, die nicht einfach abbaubar sind.
Aber jetzt haben wir die Sachen schon mal da und die Alternativen sind noch nicht wirklich (Europa- und Weltweit) tragfähig. Wir brauchen den Strom - der kommt nicht einfach aus der Steckdose - und der Bedarf wird immer höher, weil man auch von Öl und Gas weg will. Am besten auch noch von der Kohle.
E-Autos, E-Züge, E-<alles> etc. brauchen eben nun mal Strom
Der "harte" Ausstieg ist etwa so, als würde man sich die Winterreifen abschrauben, während man auf der Autobahn-Überholspur ist.
Zu kurzsichtig (aber sowohl beim Einstieg, wie auch beim Ausstieg).
Ich finde es ehrlich gesagt immer wieder faszinierend, das bei dem Thema Atomenergie, die Endlagerung angesprochen wird. Die Stäbe lassen sich hervorragend in Tscherobyl lagern. Bomben sichere Stahlkastenbehälter, die nicht mal zerstört werden wenn ein ZUG Frontal mit 160 KM/h, mit so einem Teil Kolidiert, gab es in den 60er Jahren schon.
Was ist aber eigentlich mit den Ganzen E-Autos und die Akkus, die noch wie Zunder Brennen und sich nicht einfach so Löschen lassen... Wenn die Reichweite
nach dem Laden zb. nur noch 50 oder 80 Kilometer beträgt. ??