Mein Hund zieht an der Leine - schon so viel probiert?

9 Antworten

Locker an der Leine laufen:

Zuerst sollte man sich klarmachen, dass an der Leine laufen für Hunde
erst einmal unnatürlich ist. Das heißt sie müssen erlernen, dass sie das
Eingeengt sein durch die Leine akzeptieren und die Leine mit etwas
positiven verknüpfen. Das kostet eine ganze Menge Zeit, Geduld und
Ausdauer.

Hunde gehen nicht gemütlich spazieren, sie sind aufmerksam, schnüffel, checken ihre Umgebung und laufen nicht auf gerader Strecke. Sie bewegen sich auch nicht in unserem Schneckentempo, sondern laufen ineinem langsamen Trab. Der Hund muss also auch lernen sich an unserer Gehgeschwindigkeit anzupassen (einem kleinen Hund fällt das oftmals leichter, da sein "Trabtempo" nicht so hoch ist). Versuche beim Gassigang stets an diese Einschränkung zu denken und passe dein Tempo anfangs ggf. an.

Zudem muss bedacht werden, das Druck beim Hund Gegendruck erzeugt.
Die Leine ist stramm, er möchte nach vorne und stemmt sich mit noch mehr
Kraft rein , und siehe da - er kommt zum Erfolg. Herrchen oder Frauchen
folgen. Das sollte natürlich nicht der Lerneffekt sein.

Der Hund muss also unsere "Regeln" an der Leine ersteinmal erlernen, dabei gilt als Grundgedanke, dass die Leine immer positiv für den Hund sein sollte und Anleinen das normalste der Welt. Man sollte es sich tunlichst nicht durch rucken oder gar schlagen mit der Leine verderben.Es ist nicht das Ziel, dass der Hund permanent seine gesamte Aufmerksamkeit auf mich gerichtet hat, ich bin nicht das Zentrum der Welt! Er soll zwar aufmerksam sein, und meine Signale im Blick haben, aber nicht in Hundeplatzmanier, sich eine Genickstarre beim Hochgucken zum Menschen holen. Ziel sollte ein Hund sein, der sich individuell an den verfügbaren Leineradius hält und sich meinem Tempo und meiner Richtung anpasst.

Was tun?

Nimm deinen (ausgelasteten) Hund, eine ca. 2m lange Leine, ein paar Kekse und eine ablenkungsarme Gegend.

Bring deinen Hund zu Anfang ins Sitz neben dich, laufe zügig und motiviert los, wenn er vor stürmt:

- Bremse ihn mit der Stimme

-Lenke seine Aufmerksamkeit auf Dich (Stimme, Schnalzen, ans Bein klopfen, . . .)

- Wechsel mit Ansprache die Richtung

Bleibt er an deiner Seite/ an der lockeren Leine gibt es ein ruhiges
(!) Lob und ab und an ein Leckerlie. Du kannst anfangs auch jede
Umorientierung in deine Richtung belohnen, und ggf. mit dem Klicker oder einem Markerwort die Übung verfeinern.

Gestalte das Training abwengslungsreich (Tempo variieren, Richtung wechseln,..) und kurz.

Am Besten verwendets du für das Training ein Brustgeschirr das ihr
noch nicht benutzt habt und welches er später, bei fertiger Führigkeit
trägt. Oder aber lege ihm zusätzlich zum Geschirr ein Halsband o.ä. um
(daran keine Leine anschnallen). Die meisten Hunde lernen recht schnell -
oh wenn das um ist, ist ordentliches laufen angesagt. Bei stark
ziehenden Hunden ist ein Spaziergang mit Training sonst nur sehr schwer
möglich. Wenn du dann nämlich keine Zeit für konsequentes Training hast, bleibt einfach das bisher genutzte Geschir am Hund, mit dem er ja schon gelernt hat, dass er ziehen kann. Wichtig ist, dass er mit dem "neuen" Geschirr/Halsband/HAlstuch/whatever nie mehr mit Ziehen zum Erfolg kommt

Knallt er doch einmal voll in die Leine, bleib stehen, gehe notfalls
einen Schritt rückwärts, und belohne die erste Umorientierung in deine
Richtung.

Bleibe immer ruhig, nicht aufregen,übe nur wenn du selbst gute Laune
hast und auch Lust auf das Training. Bleibe konsequent und fair.

TheVega  28.02.2017, 18:22

Viele Gute und richtige Punkte. Aber im besten Fall nutzt man das, was der Hund möchte, als Verstärker und lässt ihn selbst lernen, was ihn dahin bringt. Im schlimmsten Fall muss sich der Hund sonst zwischen Leckerchen und Hundefreund entscheiden ;-)

 Das erfordert aber natürlich alles viel Geduld. Aber guter Beitrag und endlich mal jemand der das Geschirr fordert  ;-)

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Immer nur ein Brustgeschirr nutzen, niemals Halsband.

Dann sich immer vor Augen führen, was der Hund möchte. Das ist sein Ziel und sein positiver Verstärker. Leckerchen braucht man nicht. Will der Hund nun nach vorn zum Park und zieht, stehen bleiben. Kein Ruck auf die Leine, nur ein "nein" und stehen bleiben und versuchen, den Druck, der nun auf der Leine ist, zu halten.

Sobald der Hund VON ALLEIN den Druck von der Leine nimmt, weiter gehen. So lernt der Hund aktiv, dass es weiter geht, sobald ER den Druck von der Leine nimmt.

Alles andere ist kein aktives Lernen. Alle anderen Tipps einfach vergessen. Geschirr und Geduld und ganz wichtig: Absolut konsequent ... das ist viel Arbeit und eventuell, in schweren Fällen, dauern 50 m 10 Min. Da muss man am Anfang durch. Keine Ausnahmen und keine Ausreden von den Kindern oder so.

Bei allem, was Hundeerziehung angeht, immer in die Position des Hundes denken.

FancyDiamond  28.02.2017, 17:56

Ich befürworte natürlich auch ein Brustgeschirr. Jedoch gibt es nicht wenige (auch Hundetrainer), die behaupten, damit würde man dem Hund das Ziehen erst so richtig bequem machen.

Auch diese ständig empfohlene stehen bleiben und hernach weiter gehen sobald der Hund von allein den Druck rausnimmt, ist nicht das Non plus Ultra.

Ein mir bekannter Hund von 70 Kg, welchen man aufgrund seiner Zugkraft quasi schon als Schlittenhund einsetzen könnte, lässt sich davon wenig beeindrucken.

Etliche Trainer haben sich an ihm schon die Zähne ausgebissen, und ihm das Ziehen in keinster Weise mit dieser gängigen Methode abtainiert bekommen.


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TheVega  28.02.2017, 18:19
@FancyDiamond

Das viele Trainer noch immer auf ein Halsband schwören ist uns bekannt, dass müssen wir täglich austherapieren.

Aber ja, es gibt natürlich auch Fälle wo das "stehen bleiben" nicht funktioniert. Das sind dann aber die ganz selten Ausnahmen der Regel und sollten individuell gesehen werden. Aber als allgemeinen Tipp muss man immer das geben, was meistens klappt. Und das klappt eigentlich immer. Selbst bei so einem großen Hund. Man kann vorher z.B. seine Aufmerksamkeit und seinen Mitarbeitswillen trainieren. 

Wenn das scheitert, dann in bestimmt über 90 % daran, dass in der Familie nicht alle konsequent mitarbeiteten. Deshalb hatte ich das groß geschrieben. Wenn der Hund einmal mitbekommt, dass er durch das ziehen zum Ziel kommt, ist die Arbeit kaputt. Selbst wenn er also zieht, und man nicht stehen bleibt, kann man ihm das verwehren, was er will... z.B. den Hundefreund begrüßen. Er muss lernen, dass der Mensch Positives gibt, aber auch nimmt. Würde man z.B. an der Leine rucken (was ein Halsband immer tut), würde man nur die Gefahr von Fehlverknüpfungen eingehen.

Man arbeitet immer nur über positive Verstärker, denn nur diese lassen im Gehirn das Lernen zu.

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Isildur  28.02.2017, 18:46
@TheVega

Man arbeitet immer nur über positive Verstärker, denn nur diese lassen im Gehirn das Lernen zu.

Das wäre ziemlich blöd, wenn Lebewesen nur über pos. Verstärkung lernen könnten, dass man via pos. Verstärkung erziehen sollte, steht auf einem anderen Blatt.

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TheVega  28.02.2017, 18:51
@Isildur

Nun, das war natürlich sehr simpel formuliert, aber ist im Grunde schon wahr. Natürlich ist es oft ein schmaler Grat, wo der positive Nutzen gelehrt hat, oder wo z.B. die Angst ein Verhalten prägte. Aber aktives lernen, über Versuch und Irrtum funktioniert nach immer den gleichen Prinzipien. Der Affe wird solange probieren, wie der positive Reiz ihn stimuliert ... und erfolgt dann nicht die positive Belohnung wird er abbrechen. 

Klar, es gibt immer Varianten, aber das würde hier den Rahmen sprengen ;-)

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Isildur  28.02.2017, 20:33
@TheVega

Weidetiere lernen sehr effektiv den Stromzaun nicht zu berühren, Kinder nicht auf die heiße Herdplatte zu fassen und junge Raubtiere das man nicht unbedingt in jede Kröte beißen sollte. Auch etwas nicht zu tun ist lernen

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TheVega  01.03.2017, 12:32
@Isildur

Das ist eine andere Art Lernen. Man lernt was zu tun ist den Schmerz zu meiden, man lernt nicht was zu tun ist etwas zu erreichen. Das letztere setzt eine Lösung voraus, das andere ist eine simplere Prägung. Sind andere Verknüpfungen, die man schnell lax als gleiches Lernen bezeichnet.

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Hatte das selbe Problem mit meinem Hund, hat sich aber mit der Zeit verbessert, er war noch sehr jung und verspielt und ist die ganze Zeit um mich herumgehüpft. Ich hab ihn dann immer eine Weile herumtollen lassen und dann die andere Hälfte des Weges Beifuß gehen lassen, war anfangs schwer aber nach einer Weile hat es funktioniert ;)
Ein Problem war auch zum Beispiel dass ich ihn immer am Wegrand gehen lassen habe und er dadurch nur noch aufgedrehter wurde. Hab ihn dann in der Mitte der Straße (sind wenig befahrene Straßen) gehen lassen. So wurde es auch besser.

Also sie hört zuhause prima und ohne Leine geht bei Fuß gehen auch besser, das hat also nichts mit Rangordnung zu tun meiner Meinung.

Das mit dem Stehenbleiben habe ich mal 2 Wochen gemacht.
Lernt sonst superschnell, z.B. kleine Tricks innerhalb von 20 Minuten.

Hab das Gefühl Sie ist einfach so schnell wieder abgelenkt

froeschliundco  28.02.2017, 15:18

du musst immer konsequent sein und nicht nur 2wochen...hunde brauche ca 600wiederholungen bis etwas wirklich sitz...auch meine haben ab u.an das gefühl sie mussen versuchen zu ziehen,dann kommt wieder meine "korrektur"...ein hund ist kein pc,den man programmieren kann u.es funktioniert ein lebenlang, nein,hunde sind lebewesen u.werden ein lebenlang ihre grenzen testen,ist bei kindern nicht anders

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Berni74  28.02.2017, 15:42

2 Wochen reichen nicht. Sowas dauert Monate, bis es gefestigt ist.

Zieh es weiter durch. Und vor allem auch, wenn andere Leute dabei sind.

Deine Maus hat gelernt, daß Du im Beisein anderer nicht so konsequent und eher mal abgelenkt bist. Dort setzt sie an ;-)

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Hast du ein Halsband oder ein Brustgeschirr? Meine zieht komischerweise wenn sie ein Halsband um hat und beim Brustgeschirr nicht. 

Ich hab es mit einem ähnlichen "Trick" probiert wie du. Also wenn sie zieht stehenbleiben und dann muss sie sich neben mich stellen, mich ansehen und warten bis ich weitergehe.... Es hat lange gedauert ihr das beizubringen, aber mit der nötigen Geduld und Konsequenz funktioniert es. (Und natürlich loben nicht vergessen! :))

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich habe mein ganzes Leben schon eine Vielzahl an Haustieren
Hachibooh  28.02.2017, 14:59

meinem hund hab ichs auch so beigebracht xD wenn ich stehenbleibe muss er sitz machen und darf erst weiter wenn er mich anschaut.

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TheVega  28.02.2017, 18:25
@Hachibooh

Immer nur kleine Steps machen. Nicht gleich erwarten, dass ein Hund sich hinsetzt und einen anschaut. Das ist dann schon Profiniveau, besonders, wenn seine Kumpel da hinten bereits toben  ;-)

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