Blickwechsel 11. März 2021
Deine Fragen an einen Buddhisten
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Mag der Buddhismus die friedlichere Religion als das Christentum sein?

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich sage unter Vorbehalt, ja. Damit will ich nicht behaupten, dass das Christentum eine gewalttätige Religion sei. Dennoch ist das vom Christen ausgehende Gewaltpotential größer, wie das im Buddhismus. Ich möchte betonen, dass ich hier lediglich von Potential & Tendenz spreche! Warum ich das so sehe, hat zwei Gründe:

- In den buddhistischen Schriften (zumindest denen, welche als historisch akkurat gelten) gibt es keine Motive für Gewalt & schon gar nicht gegenüber Andersgläubigen. In der Bibel bzw. im Alten Testament gibt es diese Motive. So finden z. B. finden im Buch Josua Genozide an andersgläubigen Menschen statt & einige Kriege werden im Namen Gottes geführt. Natürlich ist es noch einmal etwas anderes, darin eine Legitimation zum Töten für unsere heutige Zeit zu sehen, gerade im Abgleich mit dem Neuen Testament. Wie du auch richtig bemerkt hast, stehen dem nämlich viele Friedensbotschaften entgegen. Trotzdem dürfen derartige Inhalte in Bezug auf deine Frage nicht ganz ignoriert werden.

- Der andere Grund ist, dass der Buddhismus keinen derartigen Absolutheitsanspruch wie das Christentum hat. Nach christlicher Weltsicht muss man Christ sein, um nach dem Tod etwas Gutes (bzw. keine ewige Strafe) erwarten zu dürfen. Der Buddhismus teilt diese Auffassung nicht. Lediglich vertritt der Buddhismus die These, dass die endgültige Verwirklichung zum Buddha, nur auf dem Weg der buddhistischen Lehre zu erreichen ist. Rein theoretisch wäre aber dafür nicht einmal das Label "Buddhist" notwendig. Die Notwendigkeit zur unbedingten Mission ist im Christentum also deutlich größer, womit gleichzeitig auch das Potenzial zur gewaltsamen Durchsetzung des christlichen Glaubens erhöht ist.

Robin718  13.03.2021, 12:24

Wer kann sich denn wirklich Christ nennen und gleichzeitig andere gewaltsam zum Glauben zwingen? Glaube kommt aus dem Herzen, da kann man jemanden mit Gewalt dazu zwingen zu sagen das er glaubt, aber tun tut er es deshalb noch lange nicht. Und das bringt dann auch nichts, höchstens ein schlechtes Image. Das sollte eigentlich jeder Christ wissen, schließlich steht's so in der Bibel.

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Bodhgaya  13.03.2021, 13:17
@Robin718

Das stimmt nur teilweise. Die Geschichte zeigt Fälle, wo auf Dauer das Gegenteil der Fall war:

Fast ganz Lateinamerika ist christianisiert & dass dort ursprünglich ansässige Heidentum ist ausgestorben. Das hätte man nicht in dem Maß realisieren können, wenn spanische Konquistadoren nicht gewaltsam vorgegangen wären. Anderenfalls würde es wahrscheinlich heute immer noch "Heiden" in Südamerika geben. Damit möchte ich das Verhalten nicht rechtfertigen, aber dir nur zeigen, dass man auch anders argumentieren kann. Auch die Bibel argumentiert teilweise so, wie man in den Büchern Mose, dem Buch Josua & teilweise noch im Buch Richter lesen kann.

Daher rührt auch der Bibelvers: "Tilgt alles unliebsame aus eurer Mitte aus."

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CrunchSurvivor  13.03.2021, 19:56
@Robin718

Ich denke man muss zwischen der Philosophie von Jesus Christus und der Bibel unterscheiden. Versucht man die Inhalte der Bibel historisch einzuordnen, so machen die Aussagen Jesus eine eigene "Epoche" aus. Diese - wenn es gelingbar sein sollte, diese aus dem Buch heraus zu destilieren - sind (vermutlich) viel eher pazifistischer Natur. Alles andere aus der Bibel sind historisch gesehen Konstruktionen aus Zeiten vor und nach Jesus. Man sollte diesbezüglich niemals diese Inhalte - auch als Christ - mit Wahrheit gleichsetzen. So wäre dies im Widerspruch zum historischen (ethnischen, mythollgischen, kulturellen) Hintergrund dieser und verwickelt in so ziemlich alle logischen Fehlschlüsse, die auch die christliche Theologie sowie die europäische Philosophie entdeckt hat.

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CrunchSurvivor  13.03.2021, 19:59
@Bodhgaya

Und, inwiefern steht dies in widerlegenden Bezug zu den Aussagen des Vorredners?

Ps: "Heide" ist unsachlich. Polytheist oder präzise Nicht-Christ ist präziser und ohne abwertende Konnotation.

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Bodhgaya  13.03.2021, 20:25
@CrunchSurvivor
Ps: "Heide" ist unsachlich. Polytheist oder präzise Nicht-Christ ist präziser und ohne abwertende Konnotation.

Deshalb habe ich das WortnHeide ja auch in Anführungszeichen gesetzt.

Und, inwiefern steht dies in widerlegenden Bezug zu den Aussagen des Vorredners?

Ich will damit nur sagen, dass man es auch anders interpretieren könnte. Und auch die Geschichte beweist, dass solche Interpretationen vielleicht nicht naheliegend, aber auch nicht absurd weit hergeholt sind.

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Robin718  14.03.2021, 10:17
@Bodhgaya

Nun ja, es stimmt, die spanischen Konquisidatoren haben den Grundstein gelegt. Ich glaube aber das die Menschen eher deshalb Christen wurden, weil sie sich plötzlich mit dem Thema beschäftigen mussten und damit in Berphrung gekommen sind. Wenn du so tust als seist du Christ, liegt es nicht fern das deine Kinder selber Christen werden.

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Robin718  14.03.2021, 10:25
@Bodhgaya

Hierbei musst du bedenken, das alle genannten Bücher Bücher des alten Testamentes sind. Das war also die Zeit vor Jesus, es ging also in erster Linie darum zu verstehen, das man selbst Schuld auf sich geladen hat, in dem man z.B. das Sittengesetz gebrochrn hat (interessant sind da die ersten Kapitel von "Pardon, ich bin Christ"), die man nie abbezahlen kann, und das es einen gibt, der alles erschaffen hat. Ausserdem muss man das ja auch noch vor dem zeitlichen Kontext betrachten.

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Robin718  14.03.2021, 10:48
@CrunchSurvivor

Stimmt, aber in Lukas 10 ist zum Beispiel zu lesen:

Der Gesetzeslehrer antwortete: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit all deiner Kraft und mit deinem ganzen Verstand. Und auch deinen Mitmenschen sollst du so lieben wie dich selbst.« »Richtig!«, erwiderte Jesus. »Tu das, und du wirst leben.«

Dies ist direkt von Jesus gesagt worden, und zählt somit zu dieser Philosophie oder besser der Lehre von Jesus. Übrigens: zwar ist meiner Meinung nach die Lehre von Jesus eine pazifistische, aber keine rein pazifistische, schließlich lesen wir klar und deutlich davon wie er zu Gott betet, die Menschen lehrt, an ihn zu glauben und seine Gebote richtig zu befolgen und wie man so ewiges Leben erreichen kann. Und ich denke nicht, dass Jesus ein verrückter größenwahnsinniger war, der uns alle mächtig reingelegt hat

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