Blickwechsel 11. März 2021
Deine Fragen an einen Buddhisten
Alles zum Blickwechsel

Wie ist die Haltung des Buddhismus zu anderen Religionen?

1 Antwort

Wie so oft gilt auch für den Buddhismus, dass es keine einheitliche Meinung zu anderen Religionen gibt. Dies ist von der buddhistischen Konfession & vom kulturellen Umfeld abhängig. In Myanmar bspw. sind die Buddhisten sehr Islam kritisch, da dort marodierende muslimische Banden die öffentliche Sicherheit bedrohen & die Menschen dort nationalkonservativ geprägt sind, was auch in der Religion Ausprägung findet. Auf der anderen Seite gibt es im Westen Menschen, welche sich sowohl als Christen & Buddhisten bezeichnen. Gerade der japanische Zen-Buddhismus wird häufig synchron zum Christentum praktiziert. Was man aber sehr allgemein beobachten kann ist, dass die meisten Buddhisten dem Hinduismus sehr positiv gesonnen sind. Denn wie dir richtig aufgefallen ist, sind sich beide Religionen sehr ähnlich. Viele Buddhisten bezeichnen den Hinduismus als eine lediglich mythologisch angehauchte Variante ihrer eigenen Religion. Ich kann auch selber aus eigener Erfahrung sagen, dass ich beim religiösen Dialog mit Hindus selten Probleme habe, da das Glaubensfundament weitestgehend dasselbe ist.

Aber die Frage bleibt natürlich, was die buddhistischen Schriften & vor allem Buddha selber dazu gesagt hat. Buddha lehnte andere Religionen nicht grundsätzlich ab. Er lehnte es aber ab, wenn Religionen fordern etwas ohne rationale Prüfung zu glauben. Denn der Buddhismus ist eine Erkenntnisreligion & nicht wie bspw. der Islam & das Christentum eine Offenbarungsreligion. Das bedeutet, dass Wissen ein Produkt von rationaler Erkenntnis in ihr ist. Offenbarungsquellen, wie heilige Schriften oder die Worte von Autoritäten, können einem in logischen Denkprozessen helfen, aber sie bieten keine fertigen Wahrheiten. Daher rührt auch eines der berühmtesten Zitate von Buddha:

Glaubt den Schriften nicht, glaubt den Lehrern nicht, glaubt auch mir nicht. Glaubt nur das, was ihr selbst sorgfältig geprüft und als euch selbst und zum Wohle dienend anerkannt habt.

Daher war Buddha auch gegen das Konzept einer heiligen unfehlbaren Schrift, da diese dem Mensch das eigene kritische Denken abnimmt. So kritisierte er auch die heiligen Schriften der Hindus, die Veden oder die Veda. Er lehnte sie nicht generell ab, aber war dagegen ihren Inhalten bedingungslos zu glauben & stellte sich gegen die Aussagen, welche der Vernunft widersprechen. Ich bin sicher, dass wenn Buddha die Bibel oder den Koran gekannt hätte (sie existierten zu diesem Zeitpunkt bekannterweise noch nicht), er darauf genauso reagiert hätte.

Überhaupt kritisierte er den damaligen Hinduismus da, wo seine Inhalte unlogisch & unheilsam (Leid bringend/Glück hemmend) waren. Gerade beim Kastensystem schaffte er es, es in vielen rationalen Diskursen zu widerlegen, da er es als unheilsam verifizierte. Genauso würde er heute Inhalte von Christentum & Islam ablehnen & scharf kritisieren, wenn er in ihnen keine rentable & heilsame Wirkung erkennen würde.