Frage zur Organspende (Religion)?

5 Antworten

Der menschliche Körper gehört nach traditionellem jüdischen Verständnis Gott und ist dem Menschen nur als Leihgabe überlassen. Der Mensch kann also nicht frei über ihn verfügen. Obduktionen sind darum nur erlaubt, wenn sie aus rechtlicher Sicht zwingend notwendig sind oder wenn ihre Ergebnisse anderen Menschen zum Leben verhelfen. Die postmortale Organentnahme zum Zweck der Transplantation war im traditionellen Judentum (ebenso wie die Verbrennung eines Leichnams) aufgrund der vorherrschenden anthropologischen und eschatologischen Traditionen bis in die jüngste Zeit verboten, denn sie wurde als Verstümmelung des Verstorbenen betrachtet. In diesem Punkt ist allerdings eine Entwicklung festzustellen: In Israel werden seit drei Jahrzehnten Organspenden akzeptiert, sofern keine Profite aus dem Körper entstehen und der Leichnam mit Respekt behandelt wird. Auch traditionell gläubigen Juden wurde durch diesen Umschwung in der Lehrmeinung der religiösen Autoritäten erlaubt, Organspender zu werden. Selbst manche strenggläubige Juden tolerieren seitdem Organtransplantationen eines Herztoten. Allerdings hat in Israel die Familie eines Toten trotz seiner schriftlichen Einwilligung zur Organspende ein prinzipielles Vetorecht. Progressive Juden akzeptieren die Entnehme von Organen eines Verstorbenen, denn sie bewerten die Möglichkeit, hierdurch menschliches Leben zu erhalten, generell weitaus höher als die Unversehrtheit eines Leichnams. Grundsätzlich erlaubt sind allein Transplantationen von sich regenerierenden Substanzen wie Blut, Haut oder Knochenmark, die lebenden Menschen entnommen sind. Strittig ist z.B. die Frage nach der Zulässigkeit der Lebendspende einer Niere.

Woher ich das weiß:Hobby – Vielleser
welches Hauptargument haben die unterschiedlichen Religionen für eine Organspende

Im Buddhismus gibt es verschiedene Ansätze.

Einerseits wird die Organspende ein Akt des Mitgefühls betrachtet. Da Leichen traditionell meistens ohnehin verbrannt werden, ist das gerade bei westlichen Buddhisten heute eine populäre Haltung.

Ein Beispiel ist Kodo Sawaki, einer der einflussreichsten Zen-Lehrer des 20. Jahrhunderts. Er stellte bevor er 1965 starb, seinen Leichnam sogar einer Universität für medizinische Forschungen zur Verfügung.

Es gibt aber auch die Vorstellung einer Übergangszeit von 49 Tagen zwischen diesem Leben und der nächsten Wiedergeburt. Viele buddhistische Gemeinschaften führen in diesem Zeitraum dann Totenwachen mit Opferritualen für den Verstorbenen durch.

Manche Buddhisten sind der Vorstellung, dass während dieser Zeit noch eine Art "spirituelle Verbindung" zum Körper besteht und dieser daher nicht "misshandelt" werden sollte. Davon kann man halten was man will.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Soweit ich weiss, sind die Zeugen Jehovas und andere Sekten gegen Organspenden...Irgendwo in der Bibel steht, dass man kein Menschenblut trinken soll und daraus haben sie dann sinnfreier weise abgeleitet, dass man keine Bluttransfusionen oder Organspenden bekommen sollte, da man damit ja anderes Menschenblut intus bekommt *augenroll* Normale Christen haben da allerdings kein Problem mit. Ich kenne jedenfalls keinen, der offen dagegen ist. In meinem Christlichen Bekanntenkreis haben auch viele Organspendeausweise.
Argument ist denke ich das selbe wie bei anderen auch: Das Leben ist heilig. Wer nicht mehr lebt, braucht seine Organe nicht...

Wenn man davon ausgeht dass der Körper nur als Hülle für den Geist dient, und von den Göttern gegeben ist, dann kann man sich nicht darauf berufen dass man ihn als Eigentum betrachtet. Die Wiederverwendung dieser Hülle wird daher nicht kategorisch abgelehnt.

Jetzt noch das Christentum und dann sollte die Frage umfassend beantwortet sein: Im deutlichen Gegensatz zur jüdischen Position steht die christliche Bewertung der postmortalen Organspende als Heilverfahren. Keinesfalls stelle sie den christlichen Auferstehungsglauben in Frage. Vielmehr gilt die Bereitschaft zur unentgeltlichen Organspende nach dem Tode geradezu als ein ethisch verantwortliches Zeichen der christlichen Nächstenliebe und der Solidarisierung mit Kranken und Behinderten. Sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche in Deutschland haben deshalb 1997 das Transplantationsgesetz ausdrücklich begrüßt.

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