Männer, die Kinder haben oder wollen - Wie würde euer Alltag aussehen?

8 Antworten

Ich bin zwar eine Frau, aber ich antworte trotzdem.

Für uns war von Anfang an klar, dass wir die Elternzeit zwischen uns aufteilen werden. Ich wollte nach neun Monaten wieder in den Job einsteigen und mein Mann wollte ab da Elternzeit nehmen.

Genau so haben wir es dann auch gemacht, wobei ich nicht gleich wieder mit 100%, sondern erst mal nur mit 50% wieder in den Job eingestiegen bin.

Dummerweise haben äußere Umstände bzgl. des Betreuungsplatzes dazu geführt, dass wir uns anders organisieren mussten, als ursprünglich geplant; so habe ich während der Krippenzeit 75% gearbeitet und mein Mann 100% (weil die Kita so ungünstig liegt, dass Holen und Bringen für ihn einen Umweg von gut 40 Kilometern bedeutet hätte, während sie auf meinem Arbeitsweg liegt).

Allerdings haben wir einen besseren Kindergartenplatz bekommen, weswegen wir uns neu organisieren werden.

Aber: trotz der Tatsache, dass er 100% arbeitet und ich nicht, nimmt auch er Kindkranktage, übernimmt an Home-Office-Tagen das Kinderschwimmen oder geht mit auf den Spielplatz.

Kindergeburtstage organisieren wir zusammen. Er putzt und deckt den Tisch, ich backe (Kind ist allerdings erst 3, die wahren Herausforderungen diesbezüglich kommen noch).

Mein Mann sagt selbst, dass es sehr gut war, dass er Elternzeit genommen hat, weil er da erst mal gesehen hat, wie das so ist, wenn man "nur zu Hause" sitzt mit Baby. Spoiler: es war nicht so entspannt, wie er gedacht hat..

Besser ist es ohnehin, auch schon ohne Kinder die Hausarbeit ordentlich untereinander aufzuteilen. Im Bekanntenkreis habe ich oft folgendes erlebt:

Vor der Schwangerschaft sind beide Vollzeit arbeiten gegangen, die Frau hat den Großteil der Hausarbeit alleine erledigt und war damit zufrieden, wenn ihr Partner seine dreckigen Socken in den richtigen Wäschekorb geschmissen hat und ab und zu die Spülmaschine eingeschalten hat.

Dann kommt das Kind. Für ihn hat sich nichts geändert, er geht weiter Vollzeit arbeiten. Die Frau sitzt nun aber mit einer Aufgabe zuhause, die sie 24/7 fordert. Und zwar größtenteils alleine, weil zB alle ihre Freundinnen aus dem "alten Leben" noch keine Kinder haben, weil der Mann keine Elternzeit nehmen kann, weil Eltern oder Großeltern weit weg wohnen und so weiter.

Und sie ist damit konfrontiert, dass ihr Mann denkt, der Haushalt würde sich irgendwie von selbst erledigen, so wie er das aus der Zeit vor dem Kind halt auch schon kennt.

Und wenn der Partner dann abends aus dem Büro kommt und sich wundert, warum die Spülmaschine noch nicht ausgeräumt ist "wo du doch den ganzen Tag Zeit hattest", während die Frau den ganzen Tag vollauf damit ausgelastet war, sich um ihr Kind zu kümmern und vielleicht selbst noch nicht mal Gelegenheit hatte, in Ruhe zu duschen, ist Streit halt vorprogrammiert.


Schneesturmchen 
Fragesteller
 05.07.2023, 09:56

Ähnliche Beobachtungen habe ich in meinem Bekanntenkreis tatsächlich auch gemacht. Es verschiebt sich häufig so, dass der Großteil der Arbeit an der Frau hängen bleibt und irgendwie unsichtbar wird. Die Vorstellung ist halt in vielen Köpfen, dass das so "easy" ist, weil man eben die meiste Zeit des Tages Zuhause ist.

Oder Leute, die Elternzeit als "Urlaub" bezeichnen.

In solchen Konstellationen habe ich dann auch häufiger den Satz gehört "Ja, er geht ja Arbeiten - da braucht er dann auch seinen Ausgleich." Grundsätzlich keine falsche Aussage, aber die Partnerin braucht ja auch ihren Ausgleich. Nur wird das halt nicht gesehen, weil die Arbeit im Haushalt und mit den Kindern nicht wirklich als Arbeit wahrgenommen wird. Ist zumindest mein Eindruck.

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Elli113  05.07.2023, 10:16
@Schneesturmchen

Genauso ist es. Und sind wir mal ehrlich: für viele Väter ist Elternzeit tatsächlich Urlaub, weil trotzdem auch die Frau zuhause ist und sich um alles kümmert.

Oder weil man in den zwei Papa-Monaten in den Urlaub fliegt. Die Vorstellung ist aber auch noch fest in den Köpfen - ich erinnnere nur an den Finanzminister, der in einem Interview sagte, er würde ja schon Care-Arbeit übernehmen, wenn Kinder da wären - er hätte da so seine Vorstellungen: jagen, fischen, imkern, vielleicht promovieren. Lol.

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Würdet ihr in Elternzeit gehen? Habt ihr vor danach auf der Arbeit Stunden zu reduzieren um mehr in der Betreuung der Kinder zu tun?

Ja, würde ich. Denn am Ende ist die Arbeit nur Mittel zum Zweck, um z.B. die Familienplanung finanziell zu ermöglichen. Da ist es in meinen Augen nur logisch, dass möglichst derjenige Elternteil voll arbeitet, der ein höheres Gehalt hat und dass der andere sich primär um die Kinder kümmert und schaut, was zusätzlich noch an Arbeitstätigkeit möglich ist.

Und wenn ich derjenige mit dem geringeren Gehalt bin, bleibe ich eben zu Hause. Ich mach' da ganz sicher keine "der Mann ist der Geldbringer" Religion draus, so viel bedeutet mir die Arbeit nicht.

Steht ihr nachts auf, wenn euer Kind etwas braucht?

Natürlich. Wenn man dazu nicht gewillt ist, sollte man kein Kind zeugen.

Würdet ihr auch bei voller Stundenzahl die Kinder zum Beispiel nachmittags zu ihrem Hobby fahren und/oder abholen?

Wenn es irgendwie machbar ist, klar.

Kindergeburtstage organisieren?

Oje, ich glaube das wäre keine gute Idee. Einmal bin ich grundsätzlich ein mieser Partyorganisator und zweitens gingen dann im Freundeskreis meines Kindes wahrscheinlich mehrere Helikoptereltern in Flammen auf, weil es für mich absolut selbstverständlich wäre dass eine Schnitzeljagd im Wald auch bei Regen stattfinden kann und wenn sich ein Kind am Lagerfeuer eine Brandblase holt, hat es auch was gelernt...

Wie stellt ihr euch eure Rolle im Haushalt vor?

Ich muss mir immer wieder das Lachen verkneifen, wenn ich höre dass Männer keine Waschmaschine bedienen können oder so. Wie haben die das in der Zeit gemacht, als sie allein gewohnt haben?

Ich hab so meinen Standard an Sauberkeit in meiner Wohnung. Den würde ich auch in einer gemeinsamen Wohnung umsetzen.

Welche Erwartungen/Wünsche habt ihr an eure Partnerin oder euren Partner?

Offen über alles reden zu können und keine Religion über Geschlechterrollen zu betreiben.

Wenn sie oder er auch wieder Vollzeit ins Berufsleben einsteigen will, seid ihr dann bereit die Haushalts- und Care-Arbeit 50/50 zu teilen

Ich finde es lächerlich, wenn Haushaltsaufgaben unbedingt abwechselnd gemacht werden sollen, obwohl sich einer von beiden unglaublich schwer mit etwas tut und der andere es in einem Bruchteil der Zeit schafft. Es ist effizienter, wenn jeder die Aufgaben erfüllt, die er gut kann.

Aber ja, fair wäre es, wenn beide Elternteile ungefähr gleich viel arbeiten (bei vergleichbarem Gehalt) und sich dann auch in gleichen Teilen Haushaltsaufgaben übernehmen. Wird nur kaum umsetzbar sein.

und seid ihr euch darüber bewusst, was auf euch zu kommt?

Ich habe das große Glück, im Kreis der Verwandtschaft Familien in den unterschiedlichsten Stadien beobachten zu können. Säuglinge, Kleinkinder, Grundschulkinder, Pubertiere... Ich bekomme ganz gut mit, welche Schwierigkeiten die betreffenden Familien tagtäglich meistern müssen. Somit denke ich, dass ich auf der theoretischen Ebene ganz gut weiß, worauf ich mich einlasse wenn ich ein Kind zeuge.

Und mir ist auch absolut klar, dass die Praxis dann eine ganz andere Hausnummer wird ;)

Es kommt das auf euch Männer zu, was Frauen schon immer tun müssen, ohne das sie das wirklich wollen.

Wenn sie oder er auch wieder Vollzeit ins Berufsleben einsteigen will, seid ihr dann bereit die Haushalts- und Care-Arbeit 50/50 zu teilen und seid ihr euch darüber bewusst, was auf euch zu kommt?

Ja, das ist fair und die meisten Frauen werden es in der Zukunft ablehnen, auf eigene Karriere verzichten (versorgt sein, im Falle einer Scheidung und der späterern Rente) und 24/7 kostenlose Hasuhälterin zu spielen und noch zusätzlich Job zu machen.


Schneesturmchen 
Fragesteller
 03.07.2023, 09:44

Daher rührt auch zum Teil meine Frage. Ich bin jetzt in einem Alter in dem auch in meinem Freundeskreis die ersten Kinder geboren und geplant werden. Teilweise habe ich das Gefühl, dass da einige Herren etwas blauäugig rangehen und das immer noch sehr auf ihre Frau abschieben. Quasi 100% Karriere wollen und nur die angenehmen Seiten des Familienlebens. Es hört sich manchmal so an für mich als wäre schon eingeplant das alles zum größten Teil auf dem Rücken ihrer Partnerin zu verwirklichen, was ich persönlich auch bedenklich finde.

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Guardianangel1  03.07.2023, 09:49
@Schneesturmchen

Wenn man sich einig ist, kann man es gut schaffen. Man muss es ja nicht so bierernst sehen.

Wenn sich nicht jede 3. Verbindung trennnen würde, wären Frauen sicher eher bereit nur Hausfrau zu sein. Aber durch Scheidung oder Trennung stehen Frauen immer ganz dumm da. Auch wenn es Ausgleichzahlungen gibt und Rententeilung. Sie kommen oft nicht mehr in ihrem Beruf unter. Schon garnicht als alleinerziehende Mütter.

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Schneesturmchen 
Fragesteller
 03.07.2023, 09:55
@Guardianangel1

Klar, im Endeffekt kann das jeder für sich entscheiden und wenn eine Frau gerne nur Hausfrau ist und das für die Partnerschaft passt, will ich das auch keinem absprechen.

Ich finde halt nur die Erwartungshaltung schwierig und denke, dass es auch genug Frauen gibt, die trotz Kinder auch berufliche Ambitionen haben und gerne arbeiten gehen - unabhängig davon, wie das mit der Absicherung ist. Gibt ja auch Frauen, die gerne Mütter sind, aber trotzdem auch Erfüllung in ihrem Job finden und auf diesen nicht verzichten wollen.

Wenn man es mal umdreht, dann gibt es sicherlich auch viele Männer, die ihren Job nicht aufgeben wollen würden, auch, wenn die Partnerin genug verdient um die Familie finanziell zu tragen.

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Ich möchte liebend gern ein Kind großziehen. Ich mache mir da oft und viele Gedanken drüber und komme immer wieder zu dem Schluss, dass ich nicht bereit dafür bin. Als schwuler Mann muss ich mir da glücklicher Weise keine Gedanken über irgendwelche ungewollten Schwangerschaften machen, haha.

Wenn es aber irgendwann so weit sein sollte, dann würde die Erziehung zum großen Teil an mir liegen. Mein Freund geht Vollzeitjob arbeiten, ich schon immer nur Teilzeit. Dafür kümmere ich mich entsprechend um andere Aufgaben. Trotzdem würde ich nie akzeptieren, dass mein Freund sich aushält. Ein Kind ist eine gemeinsame Entscheidung, wir haben eine gemeinsame Verantwortung und vor allem braucht mein Kind zwei liebevolle, sich kümmernde und aufopfernde Elternteile. Da kann sich keiner rausmogeln, weil es zu zeitintensiv wäre.

Über all das habe ich mir noch 0 Gedanken gemacht. Ich weiß lediglich, dass ich mal zu 100% Kinder möchte. Der Rest klärt sich dann noch.