Lernen Finnen schneller eine schwere Fremdsprache,als alle anderen?

9 Antworten

Eine Erstsprache (Muttersprache) ist für den Lerner nicht leicht oder schwer, sondern lediglich ein Prozess, der weitestgehend automatisch verläuft, wenn das Kind die ersten Lebensjahre in einer intakten Umgebung der Sprache ausgesetzt ist. In der Grundschule und weiterführenden Schule wird dann lediglich insofern geholfen, dass am Ende alle Sprecher weitestgehend gut den Standard beherrschen.

Wenn sich eine Bevölkerungsgruppe an Fremdsprachen leicht tut, dann weil die zu erlernende Fremdsprache mit der eigenen Erstsprache in enger Verbindung steht (bei Finnisch eher nicht der Fall). Hinzu kommt guter, auf Kommunikation ausgelegter Fremdsprachenunterricht, sowie die allgemeine Erkenntnis, dass Fremdsprachen wichtig für das weitere Leben sind (das ist auch ein kulturelles Problem und hat damit zu tun, wie das Land als solches mit Fremdsprachen umgeht).

Ich denke, da kommen zwei Faktoren (oder drei) zusammen, die in ähnlicher Weise auch auf andere kleine Staaten (mir fällt Island ein) zutreffen. Zum einen ist die Sprache im Ausland nahezu unbekannt (schon in den Nachbarländern Schweden und Russland kommt man mit Finnisch nicht weit). Zum anderen ist das Schulsystem gut und lehrt Fremdsprachen wie Englisch konsequent und auf gutem Niveau.

Hinzu kommen englische Filme, die höchstens mit Texten versehen werden aber nicht synchronisiert werden.

In Island trifft man Leute, die nicht nur Englisch können, sondern auch Schwedisch (und manchmal sogar Deutsch). Kaum ein Schwede aber kann Isländisch. Das geht also in eine Richtung: die Bürger der "kleinen" Länder können oft die Sprachen der "großen" Länder. Umgekehrt meist nicht (siehe auch Niederlande/Deutschland).

Ein Engländer braucht sich kaum Mühe mit Fremdsprachen zu geben, denn Englisch wird fast überall in Europa verstanden (zumindest ein wenig). Die hohe Verbreitung des Englischen sorgt oft auch dafür, dass manche bei ihrem lokalen englischen Dialekt bleiben (und kein Standardenglisch nutzen). Und es funktioniert ja dennoch oft mit der Verständigung.

Ein Finne weiß aber, dass eine Fremdsprache (meist Englisch) die einzige Chance ist, sich im Ausland verständlich zu machen. Ähnlich bei den Isländern.

Rein linguistisch gesehen hilft die Kenntnis des Finnischen nicht wirklich beim Erlernen indogermanischer Sprachen (nur beim Estnischen, das mit Finnisch verwandt ist; selbst Ungarisch ist so verschieden, dass man fast nichts ableiten kann aus dem Finnischen).  

Nein, warum sollten sie? Finnen haben kein spezielles Sprach-Gen. Jedenfalls ist mir davon bisher noch nichts zu Ohren gekommen.

Das ist bei Finnen nicht anders als bei Deutschen, Italienern, Japanern etc. - eine ganz individuelle Sache, so wie der eine eben eher musisch veranlagt ist und der andere besser mit Zahlen spielen kann.

Äußere Umstände und Einflüsse spielen sicher auch eine Rolle: z.B. ob man schon früh damit konfrontiert wird, mit seiner Muttersprache nicht allein auf der Welt zu sein, ob der Erwerb einer anderen Sprache als etwas Selbstverständliches angesehen, gefordert und gefördert wird. Ich will gewiss nicht sagen, dass Offenheit gegenüber anderen Kulturen und damit auch gegenüber anderen Sprachen schon die halbe Miete ist, aber auch das ist nicht ganz unwichtig. Wenn man eine Sprache schon lernt, hilft es natürlich auch, wenn TV-Filme aus dem betreffenden Sprachgebiet nicht synchronisiert sind (wie fast immer in Deutschland), sondern im Original mit Untertiteln gezeigt werden. Es gibt weitere Faktoren, aber auch die haben nichts damit zu tun, dass man eine finnische Mutter und einen finnischen Vater hat.

Wenn es nur um die Aussprache geht, kann man schon eher mal z.B. von DEN Amerikanern, DEN Franzosen oder DEN Thailändern reden, zumindest wenn diese Deutsch lernen oder schon sprechen. Viele Amerikaner schaffen es kaum, die Vokale (inkl. Umlaute) wie ein dt. Muttersprachler auszusprechen, dann kommen noch ihre Schwierigkeiten mit "r, l, ch" hinzu. Die Briten haben dieses Problem sehr viel weniger, viele schaffen es sogar, den britischen Akzent fast ganz abzulegen. Ein Großteil der Franzosen kriegen ihre Nasale wie auch die extreme Betonung der Endsilben einfach nicht weg und die Unterscheidung zwischen langen und kurzen Vokalen wie auch die Aussprache aspirierter Konsonanten nicht hin. Manche Thailänder kann man kaum verstehen, weil sie die Konsonanten einfach zu Hause gelassen haben und die Lautbildung im Mundraum (unter Zuhilfenahme von Zunge und Luftstrom) zugunsten einer fast ausschließlichen Beanspruchung der Nase verweigern.

Slawische Akzente im Deutschen sind unüberhörbar, auch der Akzent von Brasilianern, besonders derjenigen aus der Region um Rio d.J. herum. Viele Spanier quetschen ihr Deutsch nur zwischen fast geschlossenem Ober- und Unterkiefer durch, wobei die Lippen auch eher die dauerhafte Siesta-Position "halb-geschlossen" einnehmen - ob die Spanier wohl trainieren, um als Bauchredner aufzutreten? Skandinavier, Türken, Araber, Chinesen, Japaner haben mit der deutschen Aussprache im Allgemeinen sehr viel weniger Schwierigkeiten. Und die Deutschen? Viele höre ich sofort heraus, wenn sie eine andere (mir bekannte) Sprache sprechen. Wie ist es bei mir selbst? Das müssen andere beurteilen.

Wer selbst eine grammatische Sprache spricht, kommt wahrscheinlich mit einer ebenfalls grammatischen Fremdsprache eher zurecht als z.B. mit einer Tonsprache und umgekehrt. Aussprachemäßig dürfte es ähnlich sein. Je näher die Laute in der Fremdsprache denen in der Muttersprache sind, desto leichter wird es einem fallen, diese richtig auszusprechen.

Schwere Sprache, leichte Sprache - was heißt das? Dass Deutsch eine schwere Sprache sei, ist genauso ein Unsinn wie, dass Spanisch leicht sei. Die Beurteilung hängt immer davon ab, welchen Anspruch man an sich selbst beim Spracherwerb hat. Sicher kommt man im Spanischen wie auch im Englischen schneller zum halbwegs korrekten Sprechen als im Deutschen, weil nicht so viel Deklination und "seltsamer" Satzbau im Weg ist, aber bis zur (Fast-)Perfektion ist der Weg mindestens genauso weit.

Ich kann zwar nichts über die finnische Sprache sagen, aber die Tatsache, dass sie so viele Fälle hat (15 oder 16, glaube ich), macht sie nicht automatisch zu einer schweren Sprache. Dafür sind dann wahrscheinlich andere Sachen wieder leichter. Und sogar, wenn es zuträfe, dass Finnisch eine besonders schwer zu erlernende Sprache wäre, hieße das noch lange nicht, dass Finnen schneller oder leichter Fremdsprachen lernen würden als Menschen mit anderer Muttersprache.

Ju202  13.10.2019, 12:56

Die vielen Fälle macht Finnisch nicht zu einer für Deutsche schwer zu erlernenden Sprache. Die Fälle sind nur Ersatz für deutsche Präpositionen.

Zum Beispiel: Haus = talo, im Haus = talossa

Die finnische Aussprache ist sogar sehr einfach, weil grundsätzlich jedem Buchstaben ein bestimmter Laut entspricht. Außerdem wird jedes Wort auf der ersten Silbe betont. Man muss sich nur daran gewöhnen, dass jeder einfache Vokal kurz gesprochen wird. Als Deutscher ist man z. B. geneigt, das a in "talo" lang zu sprechen. Das ist für mich die größte Schwierigkeit bei der finnischen Aussprache.

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spanferkel14  13.10.2019, 13:46
@Ju202

Vielen Dank für deine Info.

Genau das habe ich übrigens vermutet, aber ich konnte es ja nicht einfach so behaupten, ohne selbst Finnisch zu sprechen oder es zumindest zu lernen. Das ist ja in verschiedenen anderen Sprachen auch der Fall - dass z.B. Artikel bzw. weibliche, männliche und ggfs. sächliche Formen, Richtungs- und Ortsangaben oder sonstige Beziehungen durch Endungen ausgedrückt werden. Das macht diese Sprachen aber nicht schwerer, es sei denn für denjenigen, der seine Muttersprache für eine "logische" Sprache hält (was ja per se schon Unsinn ist) und alle anderen Sprachen nicht, zumindest dort nicht, wo sie vom Regelwerk der eigenen Muttersprache verschieden sind. Wer solche Blockaden hat, der tut sich wahrscheinlich mit jeder Fremdsprache, wenn nicht sogar mit seiner Muttersprache🤯, mehr oder weniger schwer. Schönen Restsonntag,🐷

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Muminpapa  13.10.2019, 15:15
@Ju202

Das ist bei tuli, tuuli, tulli noch schwieriger, wenn man nach deutscher Art betont 😁

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Nein. Haben von Schule aus sehr, sehr gute Englischkenntnisse. Oder welche Sprache meinst Du jetzt konkret? Gibt aber schon einige Parallelen zu anderen Sprachen, die es eventuell einfacher machen.

Nur weil Finnisch schwer zu lernen ist? Nein...

Skandinavische Sprachen bestimmt schneller als andere aber Japansich wird sicherlich genauso schwer... zudem das jeder Mensch eh individuell ist

Piinguin123  13.10.2019, 08:36

Finnisch ist aber keine skandinavische Sprache.

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Rheinwehr  13.10.2019, 08:43
@Piinguin123

Glaub ich dir :) denn dann müssten die es nicht lernen xD

stells mir aber vor wie deutsch-niederländisch oder russisch-polnisch oder japanisch-chinesisch.

da gibts bestimmt ne menge ähnlichkeiten

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Piinguin123  13.10.2019, 08:50
@Rheinwehr

Gibt es aber nicht. Finnisch ist eine völlig andere Sprache als Norwegisch/Schwedisch.

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OlliBjoern  13.10.2019, 10:43

Schwedisch ist aber mit dem Deutschen verwandt, nicht mit dem Finnischen.

Daher sollte ein Deutscher einfacher Schwedisch lernen können als ein Finne.

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Rheinwehr  13.10.2019, 10:47
@OlliBjoern

Va Fan Helvete javla lila fita röven! Alla hete Glenn i Göteborg!

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Muminpapa  13.10.2019, 15:18
@Rheinwehr

Vad är nu detta för dumheter... Men det var ju nästan svenska i alla fall.

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