Leben wir in mehreren Welten gleichzeitig?

9 Antworten

Nein, bestätigt ist das nicht, aber es ist eine mögliche Lösung des Katzenparadoxons und würde den Determinismus in die QM zurück bringen, da jede denkbare Entscheidung auch getroffen wird und jedes mögliche Ergebnis eines Experiments auch eintritt, in irgendeiner Welt. Diese Interpretation würde auch Paradoxa bei Reisen in die Vergangenheit verhindern (die nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden können). Zum Beispiel das Großvaterparadoxon. Das heißt, Du reist in die Vergangenheit und tötest Deinen Opa, noch bevor er deinen Vater zeugen kann und verhinderst damit Deine Geburt. Dann kannst Du aber nicht zurück reisen und Deinen Opa töten, also wirst Du geboren... Die Vielweltentheorie löst dieses Problem, indem sie sagt, dass du bei einer Reise in die Vergangenheit in einer Parallelwelt landest, in der Du dann tatsächlich nicht geboren wirst. Deine eigene Geburt in Deiner Ursprungswelt verhinderst Du dadurch aber nicht.

Diese Theorie wird aber von vielen abgelehnt, allen voran von Harald Lesch, weil sie zu extravagant ist. Man kann diesem aber folgendes entgegenhalten: Das gesamte Universum ist wahrscheinlich unendlich im Raum. Das was wir oft als Universum bezeichnen, ist nur der Teil, von dessen Rand und gerade noch Informationen erreichen können. Dieser Tel ist durch die Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit und der Tatsache, dass das Universum noch noch ewig existiert, gegeben. Diesen Teil bezeichnet man als Hubblevolumen. Aufgrund der Quantisierung der Welt gibt es in einem endlichen Volumen nicht unendlich viele Quantenzustände. Das bedeutet, dass sich in einem unendlichen Universum, alle erlaubten Zustände unendlich oft wiederholen, mit eventuell kleinen Abweichungen. Da, wie gesagt, das Hubblevolumen, oft als Universum bezeichnet wird, kann man also auch bei dieser sehr konservativen Sicht, davon ausgehen, dass es Paralleluniversen (Hubblevolumina) gibt, in denen Kopien von uns existieren. Nach dem Prinzip der Ergodizität ist aber ein Zweig der Psifunktion, der sich über viele Hubblevolumina erstreckt, äquivalent zu vielen Zweigen der Psifunktion, die sich über ein Hubblevolumen erstrecken. Ein jeder solcher Zweig ist dann eine Everettwelt. Das heißt also, dass diese Sicht, gar nicht so exotisch ist.

Ein weiteres Argument, dass man den Skeptikern erwidern kann ist folgendes. In der Theorie der Quantenloopgravitation ist auch die Raumzeit gequantelt, besteht also wie ein alter Film, aus vielen Einzelphotos. Ein jedes davon ist die Welt zu einem bestimmten Zeitpunkt. Wenn man nun den Film verlässt und ihn sozusagen von außen, also von einem Metastandpunkt betrachtet, dann sieht man all diese Photos gleichzeitig. Ein jedes könnte man dann als Paralleluniversum bezeichnen. Die Everettinterpretation fügt diesen Paralelluniversen einfach noch eine neue Dimension, sozusagen quer zur Zeit, hinzu.

OlliBjoern  12.03.2018, 23:25

Wobei das Problem ja nur dann besteht, wenn es Reisen in die Vergangenheit gibt. Gibt es sie nicht (und der derzeitige Stand der Beobachtungen widerspricht dieser Möglichkeit nicht), gibt es da auch kein Problem, was zu lösen wäre.

Zur Unendlichkeit des Universums: darunter kann man verschiedene Dinge verstehen (Unbegrenztheit, unendliches Volumen). Es ist ja auch denkbar, dass es einen endlichen Volumeninhalt hat, aber unbegrenzt ist (Krümmung des Raums in der 4.Dimension). Ob das so ist, weiß man noch nicht.

Natürlich kann man mathematisch gesehen viel rechnen. Aber die Physik ist schwieriger: sie muss ja auch die Realität beschreiben. Eine mathematische Reise ist noch keine reale Reise.

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Kaenguruh  13.03.2018, 08:56
@OlliBjoern

Ja, da hast Du natürlich recht. Ich sagte ja auch, dass Reisen in die Vergangenheit nicht völlig auszuschließen sind. Damit wollte ich zum Ausdruck bringen, dass sie eher unwahrscheinlich sind. Diese Theorie ist, wie gesagt höchst umstritten, aber sie als “völligen Humbug“', wie Flimmervielfaltnennt sie nennt, kann man sie nicht unbedingt abtun. Ich habe diese Informationen auch aus, wie ich meine, seriösen Magazinen, wie den Spektrum der Wissenschaft, also nicht aus Käseblättchen, wie dem PM.

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Das sind Interpretationen von Gleichungen und überprüfen kann das niemand. Falls es verschiedene Universen gäbe, würde es keinen Weg von einem ins andere geben, noch einen Beweis dafür, dass sie sich aufteilen. Wenn du das etwas genauer in Erfahrung bringen möchtest, könntest du einen Blick in das Buch von Max Tegmark ('Unser mathematisches Universum: Auf der Suche nach dem Wesen der Wirklichkeit') werfen.

Shiftclick  11.03.2018, 15:34

Aber: Wenn sich das Universum teilen würde, und zwei Kopien von dir existieren würden, wärst das andere dann noch du? Wenn man das zuende denkt, kommt man vermutlich zu dem Ergebnis, dass man nur das ist, was man bis zum aktuellen Zeitpunkt erlebt hat. Und die Kopie hätte ab der Trennung ein anderes Schicksal. Das wärst nicht mehr du. Selbst wenn man sich in unserem Universum teilen könnte oder wenn man sich an einen anderen Ort Beamen könnte, wärst das immer noch du? Schau dir mal 'The Trouble with Transporters' (https://youtu.be/nQHBAdShgYI) an.

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Hallo,

diese Vielweltentheorie ist ein Gegenentwurf zur sogenannten Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik.

Die Kopenhagener Deutung, die mit Niels Bohr verbunden ist, obwohl er eigentlich nicht der Urheber dieser Theorie ist, besagt, daß Quantenteilchen in einem undefinierten Zustand sein können, bis sie gemessen werden. Ein Teilchen befindet sich bis dahin nicht an einem exakten Ort, sondern an mehrere Orten, die zur Aufrechterhaltung einer Wellenfunktion möglich sind.

Erst im Moment der Beobachtung bricht die Wellenfunktion zusammen und das Teilchen manifestiert sich (wenn der Deckel aufgemacht wird, zerfällt das Teilchen oder nicht und die Katze ist tot oder lebendig).

Ob dabei das eine oder andere geschieht, bleibt dabei dem Zufall überlassen.

Es gibt Physiker, die damit nicht gut leben können. Auch Einstein behagte es nicht, daß da in der Quantenwelt ein blinder Zufall regiert (Gott würfelt nicht).So entstand die Vielweltentheorie:

Jedesmal, wenn eine solche Messung durchgeführt wird, passiert eben nicht zufällig das eine oder das andere, sondern beides geschieht. Die Welt spaltet sich auf in eine Welt, in der die Katze, um im Bild zu bleiben, überlebt, und in eine andere, in der die Katze stirbt.

Bewiesen ist davon meines Wissens weder das eine noch das andere. Bewiesen ist allerdings, daß sich in der Quantenwelt Dinge ereignen, die unserer Logik zuwiderlaufen. Ein Beispiel sind verschränkte Teilchen, die unterschiedliche Zustände annehmen können.

In dem Moment, in dem ein Teilchen angemessen wird, nimmt es einen definierten Zustand an.

Genau denselben Zustand nimmt auch das mit ihm verschränkte Teilchen im gleichen Moment an, auch wenn es räumlich weit vom anderen entfernt ist.

Wenn Du bei dem einen Teilchen den Zustand 0 mißt, kannst Du Deinen Hintern darauf verwetten, daß Dein Kollege 100 km weiter genau den gleichen Zustand bei seinem Teilchen messen wird. Niemand weiß, woher das eine Teilchen weiß, was beim anderen gemessen wurde und was es dazu bewegt, den gleichen Zustand anzunehmen. Aber genau dies macht es.

In einer Geschichte von Umberto Eco gibt es zwei verschränkte Hunde.

Der eine befindet sich in London und wird regelmäßig zu einer festgelegten Uhrzeit heftigen Schmerzen ausgesetzt.

Der andere befindet sich auf einem Schiff irgendwo auf dem Ozean und fängt genau dann an zu jaulen, wenn sein verschränkter Kamerad gepiesackt wird. So weiß der Kapitän ganz genau, wie spät es in London ist und kann seine Schiffsuhr danach regulieren. Auch eine Art, das Problem mit den Längengraden zu lösen.

Mit Hunden funktioniert das - zum Glück, die armen Viecher - sicher nicht, mit Quantenteilchen aber ließe sich ein solcher Informationsaustausch hinbekommen.

Wahrscheinlich werden mich die echten Physiker für diesen laienhaften Artikel steinigen - aber sei's drum.

Herzliche Grüße,

Willy

michiwien22  11.03.2018, 16:05

Mit Verschränkung kann man aber keinen Informationsaustausch durchführen, es geht hier "nur" um Korrelationen.

Es wird oft kolportiert, dass man den Spin hin und her klappen kann, und am weit entfernten zweiten Teilchen passiert das gleiche Geklappere. Das ist aber eine in Richtung Science Fiction entfremdete Darstellung die nichts mit der Physik zu tun hat.

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Willy1729  11.03.2018, 16:12
@michiwien22

Das stimmt. Nach der Messung ist der Zustand ja auch festgelegt und läßt sich nicht mehr ändern.

Die einzige Information, die ich habe, ohne daß mir es jemand mitteilt, ist eben die, daß die andere Messung genau das Gleiche ergibt wie meine.

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Willy1729  11.03.2018, 16:23
@Willy1729

Die Geschichte mit den 'verschränkten' Hunden findet sich übrigens in Ecos 'Die Insel des vorigen Tages', S. 225ff. in der gebundenen Lizenzausgabe der Büchergilde Gutenberg.

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Du könntest da drüben auch eine Wanze sein.

Zuerst bräuchte man einige theoretische Ansätze, warum sich das Leben überhaupt auf entfernteste Weise gleich entwickeln sollte. Die Wahrscheinlichkeit spricht eher dagegen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb
Volens  11.03.2018, 15:36

Die praktische Erfahrung auch.

[Aber das Kommentieren geht wieder - jedenfalls bei mir, - -; ich hoffe, bei allen.]

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Shiftclick  11.03.2018, 15:37

Das ist nicht der Ausgangspunkt der Überlegung, sondern die sogenannte „Viele-Welten-Interpretation“. Jedes Mal, wenn ein Teilchen den einen oder anderen Zustand annimmt, spaltet sich das Universum auf!

https://de.wikipedia.org/wiki/Viele-Welten-Interpretation

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Volens  11.03.2018, 15:42
@Shiftclick

Das finde ich ja nun wieder übertrieben. Solange keiner darauf aus ist, seine eventuell abstrusen Vorstellungen mit Gewalt durchsetzen zu wollen (da gibt es ja viele Beispiele!) sollte er die Möglichkeit haben, sie verkünden zu dürfen.

Demokrit hat am Ende recht behalten.

Bei Däniken ist es eher zu bewzeifeln.

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Volens  11.03.2018, 15:46
@Shiftclick

Nanu, der zweite Teil deines Kommentars ist weg. Gerade auf den habe ich mich bezogen ...

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Shiftclick  11.03.2018, 15:50
@Volens

Ich verstehe deinen Kommentar nicht. Deine Antwort ging nach meinem Dafürhalten nicht auf die Viele-Welten-Interpretation der Quantenmechanik ein. Sie ist eine viel diskutierte Variante neben der Kopenhagener Deutung, die nicht in jedem Punkt befriedigen kann. Was ist an meiner Äußerung übertrieben? Du sprachst von unterschiedlichen Entwicklungen des Lebens in unterschiedlichen Universen. Wenn sich das Universum zu jedem Zeitpunkt teilt, sind die Entwicklungen bis zu dem Zeitpunkt identisch. Da wird also nichts eine Wanze, was im anderen Universum ein Mensch ist.

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Shiftclick  11.03.2018, 15:52
@Volens

Haha, so kanns gehen, das Universum teilt sich, aber eben nicht sauber, sondern mit Schwund. Also redet man ein wenig aneinander vorbei. Trotzdem noch einen schönen Sonntag :-)

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Völliger Humbug