Kündigungsgrund Arbeitgeber Kirche?

18 Antworten

Das Arbeitsrecht, Kündigungsschutzgesetz usw gilt auch für kirchliche Einrichtungen.

ABER, die arbeitsrechtlichen Regelungen unterscheiden sich stark von privatwirtschaftlichen Regelungen (obwohl es auch dort ähnliche wenn auch nicht ganz so absurde Regelungen gibt- siehe Kopftuch- oder Tattooverbot in Banken).

Es gelten besondere Loyalitätspflichten , d.h vom Mitarbeiter wird eine Übereinstimmung mit den kirchlichen Glaubens- und Moralvorstellungen erwartet. Ein Verstoß gegen diese Loyalitätspflichten kann zu arbeitsrechtliche Konsequenzen (bis hin zur Kündigung) führen. – nach sich.

Bei Katholen ist das in der "Grundordnung des kirchlichen Dienstes im Rahmen kirchlicher Arbeitsverhältnisse" und bei den Evangelen in der Loyalitätsrichtlinie geregelt.

Aufgrund dieser Regelungen können Mitarbeiter, die sich, auch im Privaten, zu weit von den Moralvorstellungen der Kirche entfernen gekündigt werde.

Allerdings sind das immer Einzelfallprüfungen und stark abhängig von der Leitung, dem Umfeld und nicht zuletzt der Position (höherer Positionen oder solche mit Außenwirkung sind stärker eingeschränkt -> siehe Chefarzt-Kündigung in Düsseldorf).

In letzter Zeit sind die Kirchen (wegen Urteilen des Europäischen Gerichtshofs...) etwas vorsichtiger geworden, obwohl die meisten Kündigungen von den Gerichten bestätigt wurden.

Die Katholiken stellen sich außerhalb von Gesetzen. Das Grundgesetz gilt in manchen teilen nicht für sie, z.B. Gleichberechtigung von Mann und Frau. Eine Frau darf nicht Priester werden. Wenn sie Dir übel wollen, kündigen sie Dir, wenn Du nicht kirchlich heiratest. Eine Freundin von mir ist Lehrerin an einer katholischen Schule und standesamtlich verheiratet mit einem Mann, der schon einmal geschieden war und und nicht katholisch. Als das aufgefallen ist, wurde sie zum Schulleiter zitiert und ihr wurde gedroht, daß ihr gekündigt wird. Ihr Ehemann war in der gleichen Stadt ebenfalls Schulleiter und hat der Schule seiner Frau gedroht, wenn das passiert, würde er einen riesigen Skandal anzetteln und seine Frau würde klagen. Da haben sie Ruhe gegeben. Inzwischen leben sie getrennt, können sich aber nicht scheiden lassen, weil meine Freundin Angst hat, dass sie dann doch gekündigt wird. Nie einen katholischen Arbeitgeber suchen, man lebt da sehr gefährlich.

Firmian  17.02.2019, 10:10

Da denkt die Freundin aber falsch. Wenn sie die aus kirchlicher Sicht ehebrecherische Zivilehe beendet, heißen die das natürlich gut. So absurd denkt die Kirche nicht, daß sie diese standesamtliche Ehe nun gutheißen und schützen würde.

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anonymos987654  17.02.2019, 14:12

"Nie einen katholischen Arbeitgeber suchen, man lebt da sehr gefährlich. "

Was soll daran gefährlich sein? Jeder weiß vorher, welche Regeln gelten. Und wenn man andere Moralvorstellungen hat, kann man sich ja bei einem Betrieb seiner eigenen Wahl anstellen lassen.

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Mach dir bitte keine Sorgen!

Ein Kündigungsgrund wäre allenfalls, wenn du aus der Kirche austrittst. Ansonsten würde eine Kündigung auch in einem "Tendenzbetrieb" wie der Kirche niemals arbeitsrechtlich standhalten.

Zweitens bist du schwanger und darfst alleine deswegen nicht gekündigt werden. Weder in der Schwangerschaft noch im Mutterschutz oder in der Elternzeit,

Drittens wäre jeder Kindergartenträger extrem dumm, wenn er eine Fachkraft rauswirft, die er momentan auf dem Arbeitsmarkt kaum ersetzt bekommt.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/arbeitgeber-kirche-angestellte-in-gottes-hand-a-649991.html

Ja, es kann dir passieren, wenn MuSchG nicht mehr greift.

Inwieweit es hier bereits Urteile bzgl. dem „Zwang“ zu kirchlichen Hochzeit gibt, weiß ich nicht. Standesamtlich ist ja nicht mehr unehelich.

Die Erfahrungen werden dir nicht bringen, da hier starke regionale Schwankungen sind und es letztendlich die Entscheidung deines AG bleibt.

Da du in deinem Beruf den AG frühzeitig informieren solltest, würde ich das Gespräch suchen und die Reaktion abwarten.

Aber Erzieher werden doch auch gesucht, von daher würde ich mir keinen Stress machen.

sinari  16.02.2019, 21:39

Gab es da nicht so etwas wie: Staat, Religion und Trennung?

Hat das eine Relation? bzw eine Relavitation? heute?

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kabbes69  16.02.2019, 22:18
@sinari

ja getrennt in dem Sinn, dass die Kirche ein Selbstbestimmungsrecht hat und der deutsche Staat sich in die Arbeitspolitik der Kirche bis an gewisse Grenzen nicht einmischt. Daher eigenes kirchliches Arbeitsrecht.

https://www.aref.de/kalenderblatt/mehr/grundgesetz_kirche-staat_trennung.htm

Kritisch gesehen wird dies vom EuGH, insbesondere was die Beachtung des AGG in der Kirche angeht, daher wurde ja bereits einiges gelockert.

Ob die Haltung der Kirche noch realistisch ist, mit sinkender Mitgliederzahl und Fachkräftemangel? Meiner Meinung nach nicht.

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Rosalindedie2 
Fragesteller
 17.02.2019, 10:37

Also würde eine standesamtliche Hochzeit reichen.

Und während der Schwangerschaft kann mir nichts passieren?

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kabbes69  17.02.2019, 11:13
@Rosalindedie2
Also würde eine standesamtliche Hochzeit reichen.

Das ist nur meine Vermutung, nach den neuesten Änderungen im Kirchenrecht. Ich weiß es aber nicht.

Und während der Schwangerschaft kann mir nichts passieren?

§17 MuSchG sollte auch für die Kirche gelten, du solltest bereits im Besitz des Mutterpasses sein.

Womit unter Umständen in dem Beruf ein Beschäftigungsverbot möglich wäre. (entscheidet der Arzt)

Wäre für mich auf jeden Fall ein guter Zeitpunkt um sich Gedanken über eine Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft zu machen.

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anonymos987654  17.02.2019, 14:03
@Rosalindedie2

"Also würde eine standesamtliche Hochzeit reichen.

Und während der Schwangerschaft kann mir nichts passieren?"

siehe meinen Kommentar: Die Kirche will gar nicht, dass du jemanden heiratest, den du nicht unbedingt heiraten willst. Dein Arbeitsvertrag ist in KEINER Weise gefährdet.

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Erfahrung nicht direkt... Meine Lebensgefährtin ist Agnostikerin und arbeitet in einem ähnlichen Umfeld. Sie ist aus der Kirche ausgetreten worauf man ihr unmissverständlich erklärt hat, dass sie keine Chancen hat in eine leitende Funktion zu kommen.

In deinem Fall denke ich wird es sicher nicht gerne gesehen sein, aber ein Rauswurf...

Ich hielte es für übertrieben... Andererseits... Ich würde in so einem Umfeld auch nicht arbeiten wollen.