Kinder von Russlanddeutschen

8 Antworten

Die amtliche Definition: Migrationshintergrund (Definition)

Zu den Menschen mit Migrationshintergrund (im weiteren Sinn) zählen nach der Definition im Mikrozensus "alle nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten, sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil".

Quelle: Statistisches Bundesamt: Fachserie 1, Reihe 2.2 Bevölkerung und Erwerbstätigkeit, Bevölkerung mit Migrationshintergrund, Wiesbaden 2013, Textteil: Methodische Bemerkungen mit Übersicht über die Ergebnisse.

Abweichend hiervon werden im Zensus 2011 als Personen mit Migrationshintergrund alle zugewanderten und nicht zugewanderten Ausländer/-innen sowie alle nach 1955 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zugewanderten Deutschen und alle Deutschen mit zumindest einem nach 1955 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zugewanderten Elternteil definiert.

Quelle: Statistisches Bundesamt: Zensus 2011: Ausgewählte Ergebnisse, Wiesbaden 2013, S. 26.

Danach sind Personen, deren Eltern in Deutschland geboren wurden nicht mehr mit Migrationshintergrund gesegnet.

Da Russlanddeutsche von vornherein als Deutsche galten, nicht als Ausländer wie alle anderen Zuwanderer, auch sofort einen deutschen Pass bekamen (also nicht die übliche Prozedur bei der Ausländerbehörde durchmachen mussten), würde ich hier nicht von Migrationshintergrund sprechen.

Es ist auch anzunehmen, dass sie zu Hause sofort Deutsch sprachen bzw. es erlernten, wenn sie bisher nur Russisch gesprochen hatten.


issle  09.03.2015, 22:15

Es ist auch anzunehmen, dass sie zu Hause sofort Deutsch sprachen

studien sagen da etwas anderes. man muss bedenken, dass diese leute im 18. jahrhundert deutschland verlassen haben. nach 4-5 generationen in russland war nicht mehr viel mit deutsch.... und wenn doch, dann handelte es sich häufig um mundarten, die in deutschland im 18. jh. üblich waren. gibt sogar wissenschaftler, die die alte deutsche sprache mithilfe von spätaussiedlern erforschen... gibt ja nicht mehr viele menschen, die altdeutsch sprechen ^^...

spätaussiedler haben im übrigen vom deutschen staate sprachkurse bezahlt bekommen.

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LtCdrData  12.03.2015, 20:05
@issle

Da ich selbst Spätaussiedlerin bin, kann ich nur dazu sagen, dass die Generation meiner Eltern und Großeltern (bzw. auch die Generationen davor) sehr wohl noch deutsch zu Hause sprachen. Meine Großeltern haben sogar erst im Erwachsenenalter Russisch gelernt und später gut aber nicht "perfekt" russisch gesprochen. Sie (meine Großeltern) wohnten in einem komplett deutschsprachigen Dorf und sprachen auch in der Schule (beinahe) nur deutsch. Mein Vater hatte zu Hause auch nur deutsch gesprochen. Es gab in der Generation meines Vaters viele gemischte Ehen (deutsch-russisch) und viele sprachen mehr und mehr russisch in der Familie und im Beruf natürlich auch nur russisch.

Nur mal als Anmerkung: Der Zweite Weltkrieg ist eine Art "Grenze", wo die "Russlanddeutschen" mehr und mehr anfingen russisch zu sprechen (russisch sprechen zu müssen) ... auch durch die Vertreibung aus den ursprünglichen Wohnorten (deutschen Dörfern, u.a. auch in der Krim und an der Wolga) durch Stalin nach dem Ausbruch des Krieges. Das aber nur am Rande.

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LtCdrData  12.03.2015, 20:07
@LtCdrData

Da ich selbst Spätaussiedlerin bin, kann ich nur dazu sagen, dass die Generation meiner Eltern und Großeltern (bzw. auch die Generationen davor) sehr wohl noch deutsch zu Hause sprachen. Meine Großeltern haben sogar erst im Erwachsenenalter Russisch gelernt und später gut aber nicht "perfekt" russisch gesprochen. Sie (meine Großeltern) wohnten in einem komplett deutschsprachigen Dorf und sprachen auch in der Schule (beinahe) nur deutsch. Mein Vater hatte zu Hause auch nur deutsch gesprochen. Es gab in der Generation meines Vaters viele gemischte Ehen (deutsch-russisch) und viele sprachen mehr und mehr russisch in der Familie und im Beruf natürlich auch nur russisch.

Es stimmt aber, dass die Leute einen "eigenwilligen" Dialekt sprachen und da war auch was aus der Schweiz mit be i...

Nur mal als Anmerkung: Der Zweite Weltkrieg ist eine Art "Grenze", wo die "Russlanddeutschen" mehr und mehr anfingen russisch zu sprechen (russisch sprechen zu müssen) ... auch durch die Vertreibung aus den ursprünglichen Wohnorten (deutschen Dörfern, u.a. auch in der Krim und an der Wolga) durch Stalin nach dem Ausbruch des Krieges. Das aber nur am Rande.

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issle  12.03.2015, 20:19
@LtCdrData
Da ich selbst Spätaussiedlerin bin, kann ich nur dazu sagen, dass die Generation meiner Eltern und Großeltern (bzw. auch die Generationen davor) sehr wohl noch deutsch zu Hause sprachen.

außnahme bestimmen die regel ^^. ich streite nicht ab, dass es solche fälle gibt. aber zu diesem thema gibt es zahlreiche studien und diese kommen zu dem ergebnis, dass vor allem jene generation, die in den 70-80er jahren geboren wurde, größtenteils nahezu kein deutsch spricht. selbst bei den in den 60er jahren geborenen, sieht's schwierig aus. ansonsten gilt: je älter die generation, desto besser die deutschkenntnisse. aber da ist eben auch häufig das problem, dass es meist nicht hochdeutsch ist, sondern ein regionaler dialekt, der obendrein veraltet ist. bringt einen also nicht unbedingt weit.

und keine sorge, ich bin auf dem gebiet auch kein unbeschriebenes blatt: was die herkunft angeht, so sitzen wir im selben boot. und dann hab ich auch noch slavistik studiert.... - wenn auch nur bis zum bachelor ;)

die ganze sache mit der vertreibung ging sogar schon in den 30er jahren los mit der zerschlagung der kulaken. und häufig waren es eben deutsche siedler die es, aufgrund gewisser russlandinterner privilegien und des deutschen handwerks, zu einem gewissen reichtum gebracht haben. sie standen also ganz oben auf der liste, der zu zerschlagenden.... "eigentum" war halt nicht so schick im kommunismus...

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Claud18  01.04.2015, 14:42
@issle

In den 80er Jahren tourte ein Pfarrer aus Jena durch die Kirchgemeinden, der mehrfach Russlanddeutsche, vor allem in Kasachstan besucht hat. Davon berichtete er in Dia-Vorträgen.

Er berichtete dasselbe, was LtCdrData hier schreibt. Die Dörfer waren rein deutsch, die Älteren sprachen kaum Russisch, und ihr Deutsch, selbst wenn es Dialekt war, war für ihn durchaus zu verstehen. Da es jedoch in der nächsten Generation zahlreiche gemischte Ehen gab, sprachen die Jüngsten kein Deutsch mehr, vor allem, um nicht von den Russen weiterhin als "Fritz" verspottet zu werden. Das war kurz vor der großen Aussiedlungswelle, die besuchte Familie stand kurz vor der Auswanderung. Der Jüngsten, die eigentlich "Katja" heißen sollte, wollten sie daher unbedingt einen deutschen Namen geben, und wie hieß sie dann? Ottilie! Da wäre "Katja" in Deutschland weniger aufgefallen.

Wenn sie dann als Deutsche nach Deutschland kamen, ist doch anzunehmen, dass sie sich so schnell wie möglich integrieren wollten und dann auch zu Hause deutsch sprachen.

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Ja, laut amtlicher Definition dieses Wortes aus dem bundesdeutschen Newspeak hat jedes Kind, das mindestens ein Elternteil, das im Ausland geboren wurde, einen Migrationshintergrund.

Hallo, ja ich denke schon. Bin ich als Italienerin, geboren in Deutschland auch so? Naja keine Ahnung... 

Gruß, Soeber 

Ich kenne die Situation insofern, weil meine Großeltern beiderseits aus Jugoslawien nach Deutschland kamen. Meine Eltern & Onkels/Tanten sowie mein Bruder und ich sind schon hier geboren. Ich fühle mich als Deutscher, aber "mit Migrationshintergrund" und bin mir dem Heimatland meiner VOrfahren bewusst. Gewisse Traditionen halte ich auch aufrecht, würde aber sagen dass wir sehr gut integriert sind. Wer mich sieht, sprechen hört oder so, dem fällt es kaum auf, nur beim Namen merkt man's dann ... wobei mich dann viele eher für einen Russlanddeutschen halten ;)