Karl May Werke-Rassismus, wann wird dagegen was getan?

9 Antworten

Dass Rassismus grundsätzlich abzulehnen ist, darüber sind wir uns zweifellos einig, und ich räume ein, dass es bei Karl May diesbezügliche Stellen gibt, die mich heute auch unangenehm berühren. Andererseits hat May in der Zeit, in der er sein Hauptwerk verfasste (insbesondere vor seinen Fernreisen in die Länder seiner Geschichten, die er ja erst als älterer Mann unternehmen konnte) vermutlich niemals einen Menschen mit schwarzer, roter oder gelber Hautfarbe selbst gesehen, sondern sich - ähnlich wie "Tintin"-Erfinder Hergé zu Beginn seiner Karriere auch - an den Schilderungen anderer orientiert. Dies erklärt vielleicht die eine oder andere Stereotype. Liest man seine Bücher vollständig, bekommt man nämlich durchaus einen Eindruck davon, dass May wohl alles andere als ein ausgemachter Rassist und Menschenfeind war. Ganz im Gegenteil!

Ich finde den Trend der letzten Jahre bedenklich, alte Werke umzuschreiben und der heutigen Sichtweise "anzupassen", nicht etwa, weil ich z.B. Rassismus nicht auch verurteilen würde, sondern weil es schlicht eine Werkverfälschung ist. So, wie der Autor seine Werke geschrieben hat, sind sie ein Zeugnis seiner Persönlichkeit und seiner Zeit und Wertvorstellungen, und ich finde es wichtig, dass dies möglichst originalgetreu erkennbar bleibt, damit sich spätere Generationen ein Bild davon machen können, wie die Sichtweisen und Zustände vergangener Zeiten nun einmal waren, was solche "Korrekturen" eher behindern würden, wenn nicht sogar z.B. der damalige Rassismus ganz in Vergessenheit geraten oder zumindest relativiert werden könnte. Ziefführender fände ich es, Mays Werke als kritische Ausgaben neu herauszugeben, also die Originaltexte allenfalls vorsichtig der aktuellen Rechtschreibung anzupassen und mit erklärenden Kommentaren zu versehen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wenn er bei Winnetou 1 schreibt, dass ein Deutscher sich nicht an ein Indianermädchen wegwerfen darf, oder wenn er David Lindsay sagen lässt, "Ist zwar Inder nur, aber.." , ist dass schon rassistisch.

Wenn er raucht, oder Tiere unnötigerweise als Mutprobe töten (Den grossen Büffel in Winnetou 1) ist das auch nicht mehr OK.

Umschreiben zwar nicht, aber ein Hnweis vor dem Buch, dass die dort beschrieben Ideale nicht mehr Ok sind, wäre angebracht.

Ein Kind als Leser, will ja sein wie Old Shatterhand, und da ist das schon gut zu schreiben, dass vieles gut ist, aber anderes nicht (man darf sehr wohl als Deutscher Indianer heiraten, und sollte besser keine Grosswildjagd machen)

Stefan1358  22.08.2021, 11:32

Mit solcher Selbst Zensur wird eure Kultur noch untergehen

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Wenn Disney meint, irgendwelche seiner früheren Werke umschreiben zu müssen, dann ist das die Sache Disneys.

Wenn wir anfangen, Literatur nachträglich zu ändern, dann können wir sie auch gleich auf großen Haufen verbrennen. Hatten wir schon mal.

Karl Mays Werke wurden oft genug "bereinigt". Hättest du auch nur die wichtigsten in Gänze gelesen, wäre dir klar, dass ein Rassismusvorwurf absurd ist. Dann kannst du auch Goethe und Schiller Rassismus vorwerfen. Damit will ich nicht Karl May auf dieselbe Stufe heben, sondern nur klar machen, dass diese Schriftsteller Produkte ihrer Zeit waren und man nichts anderes von ihnen erwarten kann, als dem Geist ihrer Zeit und ihrer eigenen Erziehung und Sozialisation zu entsprechen.

Karl May ging dabei weit über die Fähigkeit zur Toleranz und zum Verständnis anderer Kulturen hinaus als andere seiner Zeitgenossen.

Literarische Werke zu verändern, ist mit Humanismus und Demokratie unvereinbar.

Man sollte sehr scharf beobachten, wer sowas fordert, ob nun einzelne Politiker, Lobbyisten oder gar Parteien. Dann weiß man sofort, wer eine Gefahr für Deutschland ist.

Nebenbei, weil "eigene Erfahrung" hier etwas untertrieben wäre: Ich habe 40 seiner Werke teils über 30mal gelesen und das seit meinem 11. Lebensjahr.

CettoKaiba  01.04.2023, 14:51

Kann ich nur Zustimmen. Ich finde es auch immer traurig, wenn Leute die Mays Werke nicht kennen oder nur ein, zwei Bücher gelesen haben meinen, dass sie sich eine Meinung zu besagter Person bzw. seinen Werken bilden können. Und Literarische Werke aus einem anderen Jahrhundert umzuschreiben finde ich erst recht nicht in Ordnung.

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Weil von den Comiks laufend noch neue erscheinen und die neuen einfach dem aktuellen Zeitgeist angepasst werden - die alten Mey Romane aber einfach so sind wie sie eben sind.