Kann der Kapitalismus ohne Wachstum existieren?

7 Antworten

Langfristig "Nein" und das wird auch sein Ende sein (was sich aber noch sehr, sehr lange hinziehen wird)

NeonSchaf  22.04.2023, 19:44

Warum wird es denn das Ende vom Kapitalismus sein? Hört das Privateigentum einfach irgendwann auf zu existieren, hört es irgendwann auf privat zu sein?

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evtldocha  22.04.2023, 19:54
@NeonSchaf

Nein - natürlich nicht, aber damit hat die Antwort, abgesehen davon, dass ich die Gleichsetzung von Privateigentum und Kapitalismus sehr merkwürdig finde, auch nichts zu tun, sondern damit, dass Wachstumprozesse exponentielle Prozesse sind und daher grundsätzlich einer natürlichen Grenze unterworfen. Und die Frage lautete, ob der Kapitalismus (in der Form in der wir ihn zur Zeit haben - meine Konnotation) ohne Wachstum existieren kann und das kann er nicht, solange Sätze wie "kein Wachstum ist Stillstand" ein Glaubensbekenntnis unseres Wirtschaftens bleiben.

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NeonSchaf  22.04.2023, 20:28
@evtldocha

Klar. Meine Definition und Konnotation von Kapitalismus ist nun mal statisch und nicht "immer das was wirhaben, solange es geld gibt." So natürlich verständlich. Obwohl ich dessen Untergang trotzdem anderer Meinung bin.

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Natürlich kann er das; Nur das Aktuelle Wirtschaftssystem kann es nicht.
Im Kapitalismus, in der Produktionsmittel Privateigentum und -Kontrolle sind, gibt es nichts, was einen Menschen dazu zwänge, seinen Reichtum, Wohlstand oder Besitz zu mehren. Auch wenn das in Realität kaum jemand machen würde; Warum sollte man sich künstlich Arm halten?

Anders sieht es aus, wenn Geld inflationiert wird, das Eigentum expropriiert wird und die Kontrolle nicht bei denen liegt, denen es „gehört“.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Anarchokapitalist, Voluntarist, Anarchist, Libertärer

Das ist eher eine Definitions- als eine Existenzfrage.

Wachstum wird ja in der Regel an Gütern, Dienstleistungen, Einkünften etc. festgemacht, also an wachsenden Werten. Doch ebenso ist ein Wachstum in Nachhaltigkeit, Naturgesundheit, Lebensqualität etc. mess- und vor allem auch kapitalisierbar.

So gibt es heute bereits Konzerne, die in ihren Geschäftsberichten ESG-Faktoren als Wachstumsmerkmale benennen, und speziell im Finanzsektor wird eine mangelnde ESG-Entwicklung auch bereits (und schon seit einiger Zeit) als Investitionsrisiko angesehen.

Im übrigen ist Wachstum ja auch in nicht-kapitalistischen Gesellschaften durchaus ein Ziel. Ich denke, es gehört einfach zur grundsätzlichen menschlichen Eigenart, nach einem Mehr zu streben. Ob wir das eines Tages in einer gerechteren Gesellschaft realisieren können (wie etwa die Star Trek Welt des 23. Jahrhunderts), bezweifle ich - auch wenn ich es mir wünschen würde.

Das wäre unsinnig. Die Alternative wäre eine Subsistenzgesellschaft in der es den allermeisten schlecht geht (so wie zur weitaus längsten Zeit der vorwissenschaftlichen/vorindustriellen Menschheitsgeschichte).

Hier nett zusammengefasst: https://www.postwachstum.de/die-gute-nachricht-kapitalismus-ohne-wachstum-gibt-es-nicht-20140606#:~:text=Die%20gute%20Nachricht%3A%20Kapitalismus%20ohne%20Wachstum%20gibt%20es,Wachstumskritik%20ist%20auch%20in%20den%20Medien%20immer%20pr%C3%A4senter.

Das Problem in der Fragestellung ist (in meinen Augen ) die oft ideologisch begründetet Fixierung des Wachstums auf Finanzkapitalismus und Vermögenszuwächse, aber das sind Auswüchse, die durch Volkswirtschaften (soziale Marktwirtschaft) und transnationale Aktivitäten/Abkommen begrenzt und kanalisiert werden müssen.

Das eigentliche Ziel des kapitalistischen Wachstums ist eine kontinuierliche Steigerung der Wertschöpfung in der Produktion, die ultimative jedem Menschen, aber insbesondere den Gesellschaften nutzt. D.h., das ist das Wachstum mit dem wir technologischen Fortschritt, besser Medizin & Gesundheitsvorsorge, Umweltschutz & Klimaprojekte (usw.) finanzieren UND nicht zu vergessen Bürgergeld, Krankenkassen- & Rentenzuschüsse, Bafög, freie Bildung etc....

NeonSchaf  22.04.2023, 20:30

Ich sehe hier einen sehr großen Fehler. Denkst du wirklich, dass das System, was uns aus der (Subsistenz-)Armut gestoßen hat (Kapitalismus), heute noch dasselbe ist?

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Das würde durchaus funktionieren und hat auch in der Vergangenheit schon funktioniert.

Das nennt sich dann Stagnation oder Rezession.