Lebten im Jahr 1800 wirklich 95% der Weltbevölkerung in Armut?

7 Antworten

Nein. In Armut lebten vor allem Menschen ohne soziale Abstützung wie beispielsweise Tagelöhner ohne regelmäßige Arbeit.

Menschen, die Zugang zu Nahrungsmitteln hatten, wie Bauern, gesunde Handwerker oder Kaufleute, waren zwar keineswegs reich, aber sie mussten nur selten hungern. Das war vor 200 Jahren die eigentliche Definition für Armut.

Sehr schwierig war es für Menschen in Notzeiten, für Menschen in Krankheit, für Menschen ohne Familie oder für Menschen in Lohnsklaverei, was sowohl manche Handwerksgruppen als auch manche leibeigenen Bauern, die schlechte Grundherren hatten.

Ich würde vermuten, dass zwar die meisten Menschen in relativer Armut gelebt haben, aber nur etwa ein Drittel hungern mussten. In Kriegszeiten oder bei Missernten war das natürlich schnell viel schlimmer.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – langjährige Tätigkeit im Personalbereich

Armut ist kein absoluter Begriff, sondern ein relativer, und damit erstens Definitionssache und zweitens vom Vergleichswert abhängig. Also womit vergleichen wir und ab wieviel % unter unserem Vergleichswert wollen wir von Armut sprechen?

Verglichen mit heutigen Standards lebten wohl tatsächlich 95 % der damaligen Bevölkerung in Armut, immerhin hatten nicht mal die Könige fließendes Wasser.

Heutzutage gilt per Definition schon als arm, wer sich keinen Fernseher leisten kann, weil das als normales Gebrauchsgut gilt, aber wer braucht schon einen Fernseher zum Überleben?

Meiner Meinung nach ist arm, wer sich die regelmäßige Deckung seiner Grundbedürfnisse nicht leisten kann, also Wasser, Essen, Wärme, Kleidung und ein Dach überm Kopf. Ich kann mir schwer vorstellen, dass das 1800 auf ganze 95 % nicht zugetroffen haben soll.

Meinetwegen hat der Kapitalismus den Lebensstandard erhöht, aber dafür mehr neue Probleme gebracht: Luftverschmutzung, Beschleunigung der Klimaerwärmung, Stress und Druck auf die Menschen, Tierleid in der Massentierhaltung... ich bezweifle, dass das Leben jetzt so viel besser ist. Aber es wird immer Kapitalismus-Gewinner und somit -Befürworter geben, die mit aus der Luft gegriffenen Prozentzahlen Argumente konstruieren.

lumbricussi  25.01.2024, 00:18

Das stimmt! Er ist vom Vergleichswert abhängig.
Meine Eltern waren arm. Ich konnte z.B. nie bei Schulausflügen mitfahren, weil das Geld dafür nicht da war. Eigenartigerweise hab ich nie realisiert, dass meine Eltern arme Leute waren. Meine Freundin kam aus einem armen Elternhaus, eine andere kam im Sommer barfuß zur Schule. Nur im Winter hatte sie Stiefel an, meistens viel zu große. Sie schlurfte dahin, rennen konnte sie damit nicht. Sie hatte noch 6 Geschwister. Ich war nicht allein arm, darum merkte ich es nicht.

Du hast mit jedem deiner Sätze recht! Absolut!
Freiheit ist besser als Reichtum. Und gutes Essen natürlich auch.
Aber für mich sind Pellkartoffeln und Salz - und wenn es hoch kommt ein bißchen Butter dazu - einfach Spitze! Und wenn man vorher noch richtigen Hunger gehabt hat, dann ist das Erlebnis unübertrefflich. 😄

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Das sollte hinkommen.

Könnten sogar mehr % gewesen sein. Den Bauern in den Feudalsystemen ging es eben nicht gut. Adelige und Händler gab es auch nicht so viele. Es fehlte die heute bekannte "breite" Mittelschicht.

Aber der Kapitalismus hat nur ein paar Dutzend Leute aus der Armut geholt. Der ist so zerstörerisch das er schon lange nirgends mehr auf dem Planeten existiert.

Kommt drauf an, wie du Armut definieren willst.

Gemessen an heutigen Standards waren wirklich 95% bettelarm und hatten nur das Nötigste. Vielfach noch nicht einmal das.

Der Kapitalismus holte die Menschheit aus der Armut? Entschuldige aber solch einen Irrsinn habe ich noch nie gehört. Gerade im Frühkapitalismus war Kinderarbeit Alltäglich. 16 Tage arbeiten mit einen Hungerslohn. Das war "aus der Armut herausholen". Arbeiter ohne Rechte . Kleinkinder mussten mit in die Fabrik genommen werden. Alles was wir heute am Wohlstand haben wurde sich schwer erkämpft gegen Unternehmer Willkür.Den Leuten wurde nichts geschenkt.