Ist Verhaltenstherapie nur ein rumpfuschen bei den Symptomen?

3 Antworten

Ich fürchte, dein Bild ist nicht ganz richtig.

Verhaltenstherapie sieht die Ursache für Symptome in falsch oder nicht erlerntem Verhalten (wozu neben konkreten Verhaltenseisen auch zB Emotionsregulation, Denken und Bewerten von Situationen, innere Glaubensüberzeugungen u.a. gehören), dass entsprechend vom Patienten verändert werden kann, wenn er im Rahmen von Therapie und Hausaufgaben bestimmte Übungen und Techniken erlernt und regelmäßig anwendet. Es gibt aber auch supportive Methoden, die eher der Bewältigung von Symptomen dienen.

Die psychoanalytisch begründeten Verfahren sehen die Ursache für Symptome in unbewussten Konflikten und / oder Problemen der unbewussten innerpsychischen Bewältigungsmechanismen (zB Nähe-Distanz-Regulierung, Angsttoleranz, Affektregulierung, Selbststeuerung uvm.). Insbes. in der analytischen Psychotherapie wird das im Kontext von bewusstseinsnahen und unbewussten Beziehungen und Beziehungsmustern betrachtet. Es gibt auch supportive Therapieansätze, die aber nicht kassenzugelassen sind.

Letztlich ist es auch eine Frage der Techniken und der therapeutischen Haltung, nicht unbedingt von Interpretationen von Ursachen.

Die Verhaltenstherapie ist aktiv, leitet an, gibt Struktur vor (und ist strukturierter) und gibt Patient*innen mehr konkret an die Hand.

Die psychoanalytischen Verfahren mit weniger aktiven Therapeut*innen erfordern sehr sich selbst motivierende und stärker eigenverantwortliche Patien*innen, die von sich aus Themen (in Beziehungskontexten) haben, einbringen, darüber frei (ggf. auch auf der Couch frei assoziativ) sprechen und eher selbstständig arbeiten. Therapeut*innen haben die Aufgabe, das Beziehungsgeschehen (in der Analyse auch zwischen Therapeut*in und Patient*in) zu reflektieren, daraus abgeleitet zu konfrontieren (zB mit Verdrängungstendenzen, Vermeidung usw.), zu Klären (also dem Patient*in zu helfen, das möglichst nachzuvollziehen, was er/sie da tut) ggf. auch zu interpretieren (deuten). Es kann auch eher "handfest" durch Spiegeln, Hilfs-Ich, andere Hilfen, wie Anbieten von Perspektivübernahme, ua. erfolgen (hier gibt es zT leichte Überschneidungen zur Verhaltenstherapie).

Bezahlt wird, was vom Gemeinsamen Bundesausschuss der Selbstverwaltung der Ärzte und Krankenkassen (G-BA) nach bestimmten Kriterien als Leistung der GKV zugelassen wird. Dies setzt bei Psychotherapie u.a. die Anerkennung des Wissenschaftlichen Beirates Psychotherapie (WBP) voraus; es müssen also ausreichend qualitativ hochwertige Studien zur Wirksamkeit vorliegen. Grundlagen bilden u.a. gesetzliche Vorschriften im PsychThG. Die Ausgestaltung der Ergebnisse und Vorgaben finden sich in der Psychotherapie-Richtlinie des G-BA. Psychotherapeuten verpflichten sich, diese im Rahmen einer Richtlinietherapie (also einer Psychotherapie, die die GKV zahlt) einzuhalten, was von Gutachtern an bestimmten Zeitpunkten der Behandlung überprüft wird.

Es steht jedem Therapeut*in und jeder Patient*n frei, ein anderes Verfahren anzuwenden / sich behandeln zu lassen. Das muss dann eben privat gezahlt werden. Häufig ist dies bei der Gesprächstherapie (personenzentrierter Psychotherapie) oder der Gestalttherapie der Fall.

Nein, die Ursachen müssen in der VT zu Beginn geklärt werden

Das kommt auf die Erkrankung an. Wenn das Verhalten gestört ist, ...🤷🏻‍♂️

Es gibt ja auch Leute die viele Jahre Tiefenpsychologie gemacht haben, in Rente gehen und immer noch ihre Eltern für ein verpfuschtes Leben verantwortlich machen. Man noch so tief in die Psyche schauen, wenn man sein Verhalten nicht verändert bringt das nichts.

Wenn ein Haus brennt muss man es löschen und nicht davor stehen und sich fragen, wie das passieren konnte.